Die Firmengeschichte der Papenburger MEYER Werft reicht ins Jahr 1795 zurück, und seit sieben Generationen befindet sich die Traditionswerft in Familienbesitz. Die MEYER-Gruppe unterhält Werftstandorte in Papenburg, Rostock, Turku/Finnland und neuerdings in Wismar (ex MV-Werften).
Ein Blick zurück
Die Stadt Papenburg zählte ursprünglich 23 Werftbetriebe, von denen nur MEYER überlebte. Seit seiner Gründung hat sich das Unternehmen stetig fortentwickelt. Der ursprünglich „Thurm Werft“ geheißene Betrieb baute zuerst Holzschiffe. Im Jahr 1872 verließ mit der „Triton“ das erste dampfgetriebene Stahlschiff die Werft.
Dampfschiff Triton - Foto©MEYER Werft
Im Jahr 1913 folgte mit der „Graf Goetzen“ ein Schiff, das noch heute im Einsatz ist. Das Kombischiff für Passagiere und Fracht wurde nach Fertigstellung wieder in seine Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt und an den Tanganyikasee im heutigen Tansania transportiert. Dort wurde es erneut zusammengebaut. Noch heute fährt das mittlerweile sanierungsbedürftige Schiff unter dem Namen „Liemba“ in unregelmäßigem Einsatz.
Frühzeitig spezialisierte sich die MEYER Werft auf spezifische Schiffstypen. Die Homepage des Unternehmens nennt Containerschiffe, Fährschiffe, Forschungsschiffe, Gastanker und Viehtransporter. – Besondere Wertschätzung bei Reedereien genießen die von der MEYER-Gruppe abgelieferten Kreuzfahrtschiffe für Flüsse und Hochsee.
Werfthalle der MEYER Werft
Kompetenz im Bau von Kreuzfahrtschiffen
Mit der Homeric wurde im Jahr 1985 das erste Kreuzfahrtschiff fertiggestellt. Die Homeric fährt noch heute unter dem Namen Marella Dream für Marella Cruises (TUI UK Ltd.). Seit 1985 baute die MEYER Werft 50 Kreuzfahrtschiffe für namhafte Reedereien. Unter den Schiffen sind Namen wie die AIDAcosma, die Celebrity Eclipse, die Disney Wish, die Anthem of the Seas oder die Norwegian Getaway. Anfang November 2022 passierte der jüngste Neubau, die Arvia der P&O Cruises, erfolgreich die Ems in Richtung Eemshaven .
MEYER Werft - Ausdocken der Ovation of the Seas
Im Jahr 2020 beschäftigte die MEYER Werft am Standort Papenburg aktuell 3.625 Mitarbeiter. Im Jahresmittel wurden vor Beginn der weltweiten Corona-Pandemie drei Schiffe in zwei riesigen Baudockhallen gefertigt.
Die MEYER-Gruppe
Neben der Papenburger MEYER Werft unterhält die MEYER-Gruppe zwei weitere Werft-Standorte. Im Jahr 1997 übernahm MEYER die zuvor schwächelnde Neptun Werft in Rostock. Seit 2015 gehört die ehemalige STX-Werft in Turku/Finnland zur MEYER-Gruppe. Die drei Unternehmen beschäftigen insgesamt rund 7.000 Arbeitnehmer.
Norwegian Getaway im Baudock der MEYER Werft
Im Jahr 2000 wurden von der Neptun-Werft in Rostock-Warnemünde die ersten Aufträge für Flusskreuzfahrtschiffe akquiriert. Mittlerweile bauen 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Flusskreuzfahrtschiffe, Fähren und Gastanker. Daneben beliefert der Betrieb den Werftstandort in Papenburg mit Maschinenraummodulen. Bis heute hat die Neptun-Werft mehr als 70 Flusskreuzfahrtschiffe gefertigt. Neptun beansprucht für sich die Marktführerschaft bei Flusskreuzfahrtschiffen.
Neptun Werft - Fluss-Kreuzfahrtschiff-©Neptun Werft
Die 2015 übernommene Meyer Turku OY-Werft im finnischen Turku baut an drei Standorten mit 2.000 Mitarbeitern Eisbrecher, Fähren, Forschungsschiffe, eisgängige Frachter, Gastanker, Marine-, sowie Kreuzfahrtschiffe.
Mitte November 2022 wurde bekannt, dass die MEYER-Gruppe die von der Insolvenz der MV-Werften betroffene „Global Dream“ des ehemaligen Genting-Konzerns für Disney Cruises fertigstellt. Zu diesem Zweck wurde am Werftstandort Wismar die MEYER Wismar etabliert. Das Unternehmen wird mehrere Hundert Mitarbeiter der MV-Werften für die Realisierung des Kreuzfahrtschiffs zeitweilig beschäftigen.
Zum Konzernbetrieb gereift, sieht sich das Unternehmen durch die in den etablierten drei Standorten vorgenommenen Investitionen in der Lage, die für den Bau der Schiffe notwendigen Sektionen in kürzerer Durchlaufzeit mit höherer Qualität herzustellen. Dies verschafft Wettbewerbsvorteile. Vor allem der Papenburger Unternehmensteil beansprucht für sich, eine der modernsten Werften der Welt zu sein.
MEYER Werft - Vorfertigungshalle
Mittels moderner Computertechnologie werden vor Baubeginn die Konstruktionspläne gefertigt. Bereits in der Planungsphase sorgen Computer-Simulationen für Klarheit, ob sich die vom Auftraggeber angedachten und gewünschten Innovationen in der Praxis umsetzen lassen. Gedruckte Baupläne sind nahezu passé. Die Fertigungsstufen sind digitalisiert abrufbar. Effizientes Produzieren ist gewährleistet. Die Zeit, in der Schiffe auf Helgen mit Schweißgeräten und Niethämmern von Hand gebaut wurden, liegt lange zurück. Die interne Logistik ist ebenfalls computergestützt. Die Bauteile werden Just-in-Time-in den Baudocks angeliefert. Die Maßnahmen führen zu Produktivitätssteigerungen und Kostenreduzierungen und machen die Werften der Gruppe wettbewerbsfähig.
MEYER Werft - Baudockhalle
Im Besucherzentrum in Papenburg verfolgen Besucher den Bau von Kreuzfahrtschiffen aus nächster Nähe. Auf 3.500 m² Fläche werden die Schaulustigen über Schiffbau und Kreuzfahrt informiert. Von zwei Besuchergalerien blicken die Besucher auf die Schiffsneubauten hinunter. Jährlich nutzen 250.000 Gäste die Gelegenheit, dem Bau von Kreuzfahrtschiffen vor Ort beizuwohnen. Besuche können unter www.papenburg-tourismus.de gebucht werden.
MEYER Werft - Übergang zum Besucherzentrum
Als Familien-Unternehmen nennt Meyer verständlicherweise nur soviel an Unternehmenszahlen wie notwendig. Fakt ist, dass der Papenburger Betriebsteil bis ins Jahr 2024 mit Aufträgen für den Bau von Kreuzfahrtschiffen ausgelastet ist.
Update November 2022