Bessere Luft für Hamburgs Hafen


Kreuzfahrer kennt den Anblick zur Genüge. Gemeint ist die kleinere oder größere Abgasfahne über den Schornsteinen dockender Kreuzfahrtschiffe. Für die Anwohner in Hafennähe und die Umwelt sind die aus den schmucken Schornsteinen quellenden Abgase kein Grund zur Freude, sondern eher eine große Zumutung. Die Freie und Hansestadt Hamburg will dagegen etwas tun. Von Sommer 2015 an sollen Kreuzfahrtschiffe von außen mit Strom versorgt werden.

Zwar schalten moderne Kreuzfahrtschiffe heutzutage während der Hafen-Liegezeiten ihre großen Antriebsmotoren ab. Der betriebsnotwendige Strom wird über kleine Dieselgeneratoren produziert. Dennoch gelangen durch diesen Prozess Schadstoffe wie Schwefeloxide, Feinstaub und Kohlendioxyd ins Freie. Und nicht nur die Umgebung, sondern auch die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe bekommen ihren Teil von der Umweltverschmutzung ab. Das soll sich in Hamburg ändern. Seit Juli 2014 wird an einer sogenannten „Landstromanlage“ gearbeitet. 10 Millionen Euro lässt sich der Hamburger Senat den Umweltschutz am Terminal Altona kosten.

Terminal Hamburg-Altona mit MSC Magnifica

Am kommenden Freitag feiert die Hamburg Port Authority (HPA) das Richtfest. Versorgt werden die Schiffe nach Inbetriebnahme mit Energie aus erneuerbaren Quellen. Hamburg lebt vom Hafen, und die Stadt partizipiert immer mehr vom wachsenden Kreuzfahrt-Geschäft. Bis Ende 2014 werden nach Planungen der Hafenbehörde 189 Kreuzfahrtschiffe den Hafen anlaufen. 590.000 Passagiere werden im Rahmen einer Kreuzfahrt die Hansestadt besuchen. - Wie so oft ist der NABU mit der im nächsten Jahr vollzogenen Umweltschutz-Maßnahme nur zum Teil zufrieden; denn zum Ablegen bedarf es wieder der Kraft der Motoren. Woraus für den NABU folgt, dass die Abgase an Bord der Schiffe gefiltert werden müssten. Die wenigsten Schiffe verfügen jedoch über wirksame Filteranlagen. Zudem gibt es derzeit kaum Schiffe, die Landstrom übernehmen können. Nach Angaben der HPA erfüllen zum Betriebsbeginn der Anlage überhaupt nur drei Schiffe von AIDA Cruises die Voraussetzungen für die Übernahme von Landstrom.

Das wichtige Hamburger Vorhaben ist vorerst eher als Testlauf für Hamburg und andere Häfen zu sehen. Immerhin unterstützt die Europäische Union die Entwicklung, indem sie 35 % der Investitionskosten übernimmt. Ein anderes Verfahren zur externen Stromversorgung von Kreuzfahrtschiffen stellt die Hybrid-Barge dar. Das schwimmende Kraftwerk für Flüssiggas soll beginnend im Frühjahr 2015 AIDA-Kreuzfahrtschiffe mit Strom versorgen. - Die Versorgung von Schiffen von Land her stellt an und für sich kein Neuland dar. Bereits vor sechs Jahren wurde im Hafen Lübeck eine Landstromanlage für Handelsschiffe in Betrieb genommen. Dass in Lübeck Handelsschiffe mit externer Energie versorgt werden sollte niemanden wundern, denn dort legen kaum Kreuzfahrtschiffe an.