8. August 2022 – CLIA Deutschland, die regionale Niederlassung der Cruise Lines International Association (CLIA), meldet, dass die CLIA-Mitgliedsreedereien dem Thema Landstrom aufgeschlossen gegenüberstehen.
Kreuzfahrtschiffen eilt der Ruf voraus, nach Kräften zur Umweltverschmutzung beizutragen. Der Vorwurf mag in Bezug auf alte Schiffe und leistungsschwache Kleinreedereien begründet sein. Die führenden Reedereien der Welt zeigen sich allerdings bemüht, die CO2-Emissionen ihrer Kreuzfahrtschiffe niedrig zu halten. Zwei wesentliche technische Maßnahmen sind der Verzicht auf Schweröl und der Einsatz von Scrubber-Systemen. Scrubber „waschen“ die Abgase und reduzieren vor allem die Schwefelemissionen der Schiffe signifikant. – Ein weiteres wirksames Mittel zur Reduzierung der Schiffsemissionen ist die Nutzung von Landstrom. Landstrom macht Schiffe an Hafentagen nahezu unabhängig von der eigenen Stromgewinnung durch den Fortbetrieb der Schiffsmaschinen. Die Luftqualität im Zielhafen wird nicht negativ beeinträchtigt, wenn die Motoren abgeschaltet werden. „Grüner“ Landstrom hält die bordeigenen Systeme am Laufen.
AIDAcosma - das Scrubber-System reinigt im Hafen Zeebrügge die Abgase
Die CLIA führt aus, dass gegenwärtig 35 Prozent der globalen Kapazität an Kreuzfahrtschiffen mit Landstromanschlüssen ausgestattet sind. Mehr als 80 Prozent aller Neubauten besitzen schon bei Indienststellung Landstromanschlüsse. Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden zwei Drittel der Kreuzfahrtschiffe mit Landstromanschlüssen ausgerüstet sein.
Trotz dieser begrüßenswerten Entwicklung leiden die Kreuzfahrtindustrie und die Umwelt darunter, dass bisher weltweit weniger als 20 Häfen Landstrom für große Kreuzfahrtschiffe anbieten. In Deutschland sind die Häfen Hamburg, Kiel und Rostock-Warnemünde mit Landstromanlagen ausgerüstet. Der Anschluss eines großen Kreuzfahrtschiffes mit einer Leistungsaufnahme von bis zu 12 Megawatt an das Landstromnetz setzt eine geeignete technische Infrastruktur einschließlich Kraftwerk, Zuleitungen und Umformanlagen voraus. Um einen unterbrechungsfreien Schiffsbetrieb zu gewährleisten und um den dauerhaften Anschluss an das externe Stromnetz zu realisieren, sind in jedem Landstrom anbietenden Hafen diverse Tests und Synchronisierungsmaßnahmen für ein und dasselbe Schiff erforderlich. Vergangene Woche berichteten wir über den Testlauf der Mein Schiff 6 im Kieler Hafen für die Aufnahme von Landstrom.
Mein Schiff 6 - Landstrombezug im Kieler Hafen - Foto©TUI Cruises
In das Thema Landstrom kommt jedoch Bewegung: Im Rahmen des „Fit-for-55-Programms“ der EU sind alle wichtigen Häfen in der Europäischen Union verpflichtet, bis 2030 eine Landstromversorgung einzurichten. Bis das geschieht, erfordert die „Dekarbonisierung“ der Kreuzfahrtbranche noch viel Geduld.