MS Astor-Betreibergesellschaft insolvent


07.11.2014 – Nach der MS Deutschland gibt es eine zweite Zahlungsunfähigkeit bei einem deutschen Kreuzfahrt-Unternehmen zu beklagen. Gestern, am 6. November, hat die Premicon Hochseekreuzfahrt GmbH & Co. KG MS Astor beim zuständigen Amtsgericht in Bremen Insolvenz beantragt. Die Zahlungsunfähigkeit ergibt sich Informationen zufolge aus der Umstellung bezüglich der Vermarktung der MS Astor und den daraus folgenden Auslastungsproblemendes Schiffs.

Offenbar sind 1-Schiff-Gesellschaften gefährdet. Seit Jahren sind die Wandlungen am Markt zu beobachten. Die global operierenden Player decken die hochgesteckten Wünsche eines internationalen, luxusorientierten Publikums mit erstklassigen Schiffen bereits bestens ab. In Deutschland besteht mit Hapag-Lloyd ein vorzüglich aufgestelltes Kreuzfahrt-Unternehmen, dass vor allem mit der MS Europa 2 auch hochgesteckten Kundenwünschen zu entsprechen vermag. Auch TUI Cruises ist seit Jahren verstärkt als Wettbewerber im oberen Segment beim deutschsprachigen Publikum exzellent aufgestellt. Da stellt sich schon die Frage, wozu bedarf es noch einer MS Astor oder einer MS Deutschland? Die Schiffe sind mittlerweile für eine anspruchsvolle, verwöhnte Klientel zu unattraktiv und können mangels guter Auslastung kaum mehr wirtschaftlich betrieben werden.  

MS Astor in Hamburg

Die in München ansässige Premicon AG ist ein auf Schiffsbeteiligungen spezialisiertes Unternehmen. Nach der Insolvenz der alten Trans Ocean Tours im Jahr 2010 sah sich die Premicon AG als Besitzgesellschaft des Schiffes gezwungen, in eigener Regie die TransOcean Kreuzfahrten GmbH & Co. KG zu gründen, um das Schiff weiter zu betreiben. Der Schiffsbetrieb stellte sich jedoch weiterhin als schwierig dar, weswegen mit der britischen Cruise & Maritime Voyages (CMV) ein Charterabkommen getroffen wurde. Dieses sah vor, das Schiff unter der Flagge von CMV zunächst für drei Winter Zeiten in Australien und während des Sommers in Europa zu stationieren.

MS Astor - Waldorf Restaurant

Jetzt gilt es zu retten, was zu retten ist. Der von der Besitzgesellschaft und den Banken eingesetzte Generalbevollmächtigte Sven Lundehn beabsichtigt, das Schiff innerhalb des MS Astor-Insolvenzverfahrens zu betreiben. Der laufende Schiffsbetrieb sei gesichert. Es ist anzunehmen, dass der Charterer CMV die Treibstoffkosten, die Hafengebühren und die Gehälter der Besatzung absichert. Die Charterverträge deckten zuletzt jedoch nicht die Schiffskosten. Demzufolge hätten die Gehälter der Crew eines zwischengeschalteten Crew-Dienstleisters nicht mehr rechtzeitig bezahlt werden können; deshalb habe sogar eine Arretierung des Schiffes gedroht. Alles in allem seien die anstehenden Reisen des Schiffes nicht in Gefahr. - Derzeit befindet sich die MS Astor auf dem Weg nach Australien. Dort wird sie während der Wintersaison vor allem britische und australische Gäste befördern. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Eines darf bereits jetzt wohl angenommen werden. Die Fonds-Zeichner der Premicon AG werden hinsichtlich des MS-Astor-Beteiligungsfonds herbe Verluste erleiden.

Wir kennen die MS Astor von mehreren Reisen und haben das Schiff immer als sehr angenehm empfunden. Es wäre schade, wenn es vom Markt verschwände.