MS Deutschland – Das Pfeifen im Walde


19.11.2014 – Wer kennt sie nicht, die metaphorische Redewendung vom „Pfeifen im Walde“. Mit lautem Pfeifen wird das Verhalten von Menschen in bedrohlichen Situationen, beschrieben. Wer in einer Gefahrenlage pfeift, will auf diese Weise für sich eine drohende Gefahr abwenden und einen Revieranspruch signalisieren.

Am 29. Oktober dieses Jahres musste die Geschäftsführung der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH beim zuständigen Amtsgericht Insolvenz anmelden. Seitdem muss sich der vorläufige Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber mit den Problemen des Unternehmens herumschlagen. Positiv wird angemerkt, dass es ernst zu nehmende Anwärter gäbe, die an einer Übernahme des Schiffs interessiert wären. Knapp 15 sollen es sein. Einer der Kandidaten ist die Münchener Private Equity Gesellschaft Callista. Seit Januar 2014 ist dieses Unternehmen, das sich auf seiner Homepage als Spezialist für den Erwerb und die nachhaltige Sanierung defizitärer Unternehmen präsentiert, mehrheitlich an der insolventen „Deutschland-Beteiligungsgesellschaft“ und an der Reederei beteiligt. Angaben zufolge bietet Callista für das Luxusschiff einen „signifikanten zweistelligen Millionenbetrag“. Zur Erinnerung: Die Zeichner der 60-Millionen-Euro-Mittelstandsanleihe aus dem Jahr 2012 haben Pfandrechte an dem Schiff. Sie dürften bei einer Veräußerung des Schiffs maßgebliche Abschreibungen auf die von ihnen gezeichneten Anteile hinnehmen müssen.

MS Deutschland

Der Insolvenzverwalter müht sich, den Fahrbetrieb aufrechtzuerhalten. Weiterhin steht für ihn die Sicherung von 325 Arbeitsplätzen auf dem Schiff und an Land im Fokus. Bis Ende Dezember 2014 sind die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter durch Insolvenzgeld gesichert. – Zudem bedarf eine weitere dringliche Frage einer Klärung. Ursprünglich war geplant, dass die MS Deutschland nach einem planmäßigen, kurzen Werftaufenthalt im spanischen Cádiz ab 7. Dezember vor der am 18. Dezember beginnenden Weltreise zwei Kurzreisen absolvieren sollte. Die Werft öffnet ihr Dock jedoch nur dann, wenn Bares winkt. Daran mangelt es aber zurzeit. Somit ist unklar, ob die geplanten Inspektionen überhaupt vorgenommen werden können.

Um sicherzugehen, wurden die geplanten Kurzreisen abgesagt. Die Gäste erhalten ihre bislang geleisteten Anzahlungen zurück. Es sei jedoch erklärtes Ziel des Insolvenzverwalters, die Weltreise zu realisieren. Eine endgültige Entscheidung hierüber fällt voraussichtlich erst am Abend des 26. November 2014. Ganz nebenbei stellt sich die Frage, was die selbst erklärten Sanierungsexperten von Callista seit Anfang Januar eigentlich hinsichtlich der Sanierung des angeschlagenen Unternehmens unternommen haben