29.05.2015 –In der schier endlosen Geschichte der MS Deutschland wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Einer inhaltlich kargen Pressemitteilung vom 19. Mai 2015 war zu entnehmen, dass der Insolvenzverwalter der MS „Deutschland Beteiligungsgesellschaft“, Reinhold Schmid-Sperber, das vor Gibraltar beschäftigungslos im Meer dümpelnde ehemalige Traumschiff seinem amerikanischen Käufer übereignet habe.
Aufgrund vertraglicher Stillschweigevereinbarungen wurden Informationen zum Käufer sowie zum erzielten Kaufpreis verweigert. Dem Vernehmen nach soll der Kaufpreis zwar deutlich über den Prognosen erfahrener Schiffsmakler liegen, der Wert des Schiffs war zuletzt auf maximal 13,7 Millionen Euro taxiert worden, vom Kaufpreis müssen jedoch Verbindlichkeiten in erheblicher Höhe beglichen werden. Diese resultieren etwa aus den Unterhaltskosten der letzten Monate, aber auch aus Kosten zur Ablösung von Schiffspfandrechten und für Maklercourtage.
Über den zukünftigen Verwendungszweck der MS Deutschland war bis zuletzt viel gemutmaßt worden. Gestern war zu erfahren, dass das Schiff zukünftig vom Semester at Sea (SAS) genutzt wird. Dessen Muttergesellschaft, das Institute for Shipboard Education, teilte mit, dass das Semester at Sea von der University of Virginia gesponsert würde. MS Deutschland erhält den Namen World Odyssey. Von August 2015 an soll sie als schwimmender Campus fungieren. Davor wird das 1998 in Deutschland gebaute Schiff im Sommer routinemäßig Trockendock-Arbeiten durchlaufen. Im Anschluss daran würde das Schiff allen Anforderungen gemäß SOLAS (Safety of Life at Sea, U.S. Coast Guard, U.S. Public Health sowie allen übrigen gesetzlichen Standards genügen, um weltweit zu fahren.
Die für MS Deutschland charakteristische rote Bemalung an Rumpf und Schornstein wird einer blauen Bemalung weichen. MS Deutschland wird das sechste Schiff in der 51 jährigen Unternehmensgeschichte des US-Unternehmens sein. Wie seine Vorgänger wird das Schiff jedes Semester als fahrendes Heim und Campus ca. 600 Studenten vor dem ersten akademischen Titel in die abgelegensten Ecken der Welt bringen. Der schwimmende Campus soll über neun technologisch bestens ausgestattete Klassenzimmer, eine Bibliothek, eine Rezeption aber auch ein gut ausgestattetes Gym mit Kardiogeräten verfügen. Auf dem neunten Deck liegen ein Grill- und ein Hauptrestaurant.
Am 13. September 2015 startet die erste Fahrt in Southampton/England. Die geplante 100-tägige Reise wird 13 Städte in elf Ländern besuchen, durch den Panamakanal führen und in San Diego/Kalifornien enden. Scheine, oder gar zertifizierte Abschlüsse sind bei derartigen Reisen nicht zu erlangen. Betreut wird der laufende Schiffsbetrieb von V. Ships. Das in St. Johns, Isle of Man, ansässige Unternehmen ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Schiffs-Dienstleister.