20.07.2020 – Die Geschäftsführung der Papenburger MEYER Werft sieht sich gezwungen, den Werftbetrieb ab heute für sechs Wochen zu schließen. Die Werft geht bis zum 30. August in verlängerte Betriebsferien. Die flüssigen Mittel sind, wegen des durch Corona bedingten Stillstands knapp; das gewohnte Urlaubsgeld wird den mehr als 3.000 Mitarbeitern verspätet ausgezahlt.
Die Kreuzfahrtreedereien sind von der COVID-19-Pandemie hart getroffen. Häfen, oder ganze Regionen, z. B. Alaska, sind für Kreuzfahrtschiffe gesperrt, der Neustart kommt zaghaft und mit reduzierten Gästezahlen in Gang. An allen Ecken wird gespart, und überall stellt sich die Frage, wie die urplötzlich vorhandenen Überkapazitäten genutzt, oder verschlankt werden können. Die Folgen für die Werftbetriebe: Neue Schiffsbauaufträge bleiben aus; und Neubauten werden, bedingt durch die Pandemie, nicht fertiggestellt. Unklarheiten bestehen zudem, ob sie nach erfolgreicher Fertigstellung überhaupt abgenommen würden.
MEYER Werft - Ausdocken der Ovation of the Seas
Unter der Lage leidet die Papenburger MEYER Werft mit Standorten in Papenburg, Rostock und in Turku/Finnland. Die Werft beabsichtigte, im laufenden Jahr drei Schiffe fertigstellen und abliefern. Nun, da der Kreuzfahrtmarkt eingebrochen ist, steht fest, dass in den nächsten Jahren nicht mit Neubauaufträgen zu rechnen ist. Unklar ist, ob das Land Niedersachsen und der Bund Bereitschaft zur Unterstützung zeigen. Bei allem Wohlwollen, „systemrelevant“ ist der Werftbetrieb nicht. Zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsrat wurde Kurzarbeit bis zum Ende des Jahres vereinbart. Die Werft sieht sich überdies gezwungen, im Laufe der kommenden fünf Jahre 1,2 Milliarden Euro einzusparen.
Die Hoffnung ruht derzeit auf der Ablieferung der IONA an die P&O Reederei. Die Indienststellung des maximal 5.200 Passagiere fassenden Neubaus mit LNG-Antrieb war für Mai 2020 vorgesehen. Nun hofft die Werft auf einer Übernahme per Ende August 2020. Die Auslieferung der für die britische Reederei Saga Cruises gebauten Spirit of Adventure verzögert sich ebenfalls. Fest steht, dass das Schiff die Schiffbauhalle während der Sommerpause verlässt. Fakt ist: Solange die Schiffe nicht ausgeliefert werden, fließt kein Geld. Und Liquidität ist im Augenblick Trumpf.