Es gab einmal eine Zeit, in der den Passagieren von Kreuzfahrtschiffen bei Interesse das Schiff gezeigt wurde. Mit dem Wandel des Urlaubs auf Kreuzfahrtschiffen vom Elitären hin zum Massenphänomen wurde unter Verweis auf Vorschriften des internationalen Seerechts von Schiffsrundgängen abgerückt. Da bedurfte es schon guter Beziehungen zur Reederei, um einmal einen Blick auf die Brücke werfen zu dürfen. Vor allem Gästen gehobener Suiten-Kategorien mochte die Schiffsführung solche Wünsche nicht abschlagen, aber Normalsterblichen waren Brückenbesuche und Ähnliches nicht mehr vergönnt.
Inzwischen bieten einige Kreuzfahrt-Unternehmen, unter anderem P&O Cruises, ihren Gästen kostenpflichtige „Behind the Scenes“-Touren an, die nicht zum Schnäppchenpreis zu bekommen sind. Das dafür erhobene Entgelt sorgt dafür, dass die Gruppen klein bleiben.
P&O Cruises lud uns anlässlich unserer Kreuzfahrt mit der Ventura im März 2015 zu einer Schiffsführung ein. Wir berichten gern über diese spezielle Erfahrung. - Um es vorwegzusagen, die Teilnehmer der Schiffsführung bekamen viel geboten. Jeder besuchte Bereich wurde vom verantwortlichen Offizier umfänglich präsentiert. Wie auf Kreuzfahrtschiffen allgemein üblich wurde der Rundgang von einem Mitarbeiter der Schiffs-Security begleitet. Leider war es den Teilnehmern nicht gestattet Fotos zu machen. Besuchte Abteilungen waren …
der medizinische Bereich
das Wirken und die häufig eingeschränkten Möglichkeiten der medizinischen Versorgung an Bord des Schiffes für Passagiere und Besatzung wurden präsentiert;
die Hausdruckerei
auch die Druckerei erfüllt vielfältige Anforderungen. Für Satz und Druck steht moderne Technik zur Verfügung, unter anderem ein 2-Farben-Drucksystem von AB Dick und ein Ricoh-Hochleistungskopierer;
der Maschinen-Kontrollraum
dieser mit vielen Monitoren ausgestattete Bereich wird auf Kreuzfahrtschiffen selten gezeigt. Umso mehr erfreut es, dass der „Chief Engineer“ eine vorzügliche Präsentation vorbereitet hatte, die die vielen technischen Facetten des bei Fincantieri gebauten Kreuzfahrtschiffs aufzeigte. Dem „Chief“ unterstehen 90 Mitarbeiter;
das Waste Disposal Team
der Abfall-Beseitigung kommt an Bord eines Kreuzfahrtschiffs höchste Bedeutung zu. Die aufkommenden Massen an Abfällen werden sorgfältig gesammelt und behandelt. Aluminium-Abfälle werden gesammelt und verkauft. Die Erlöse stehen dem Abfallbereich zu. Sonstiger nicht verwertbarer Müll wird des Nachts auf See verbrannt;
das Food Management/Storage
der Inventory Manager berichtete, dass in diesem Bereich 10 Mitarbeiter arbeiten. Gezeigt wurden die Kühl- und Laderäume für Eier, Fisch, Fleisch, Geflügel und Obst. Im Food-Management werden gelagerte Gemüse und Früchte für die Verarbeitung in der Küche vorbereitet. Das Defrosting und Präparieren der Fische wurde ebenfalls präsentiert.
die Galley
durch die Küche führte Trevor Glass, der Executive Chief der Küche, die Besuchergruppe persönlich. Die Schiffsküchen von Großschiffen sind gewaltige Areale. Dem Küchenchef sind 160 Mitarbeiter unterstellt. Wir erfuhren u. a., wie die Order der Tischkellner in der Galley eingehen und weiter bearbeitet werden;
die Backstage des Theaters
wer abends die Darbietungen der Musiker und Akteure des Theaters verfolgt, macht sich keine Vorstellungen, welche Verrichtungen zuvor ablaufen.
Der Production Manager des Theaters, Paul Grindford, gab Einblicke in die Bühnentechnik, den Fundus und die Arbeitsweise der Darsteller. Die Vorbereitungen der Tanzshow vom gleichen Tag konnten von den Besuchern verfolgt werden. Zum Abschluss gab es ein Erinnerungsfoto;
das Mooring Deck
der Deputy Captain (Staff-Captain) führte die Besuchergruppe im vorderen Mooring Deck, dem gewaltigen Festmacher-Bereich des Schiffes. Massen an Trossen, die Ankerwinde und ein Gerät zum Schießen der Leinen wurden vorgezeigt. Die Manöverklappe war, da auf hoher See, nur im eingefahrenen Zustand zu besichtigen. Wie bereits zuvor auf der Celebrity Silhouette konstatierten wir einen nahezu „klinisch sauberen“ Raum, in dem die Arbeitsmittel penibel angeordnet sind;
die Brücke
Höhepunkt der Schiffsführung war der Besuch auf der Brücke. Kapitän Simon Terry informierte persönlich ausführlich über die Abläufe auf der Brücke. Auf Rückfrage teilte er mit, dass an Bord des Schiffes vier voll lizenzierte Kapitäne Dienst tun.
Resümee:
Die Teilnahme an dem Schiffsrundgang belastet das Bordkonto allgemein mit 75 britischen Pfund. In allen Bereichen wurde unsere kleine Besuchergruppe freundlich empfangen und kompetent informiert.
Wir meinen: Wer wissen möchte, wie es auf einem Schiff hinter den Kulissen zugeht, sollte diese Art von Schiffsführungen buchen. Obwohl es nicht unsere erste geführte Schiffstour war, schlossen wir diesen Rundgang mit neuen Eindrücken und der wiederkehrenden Erkenntnis ab, dass es absolut lohnend ist, an einer solchen Tour teilzunehmen. Wir sagen an dieser Stelle P&O Cruises noch einmal vielen herzlichen Dank für die ausgesprochene Einladung.