Der Inselstaat der Bahamas zählt mehr als 700 Inseln unterschiedlichster Größe. Eine der Inseln ist das nur 9,7 Quadratkilometer große Little San Salvador Island. Das Kreuzfahrtunternehmen Holland America Line kaufte im Jahr 1996 das im Atlantik liegende und zur damaligen Zeit unbewohnte Korallen-Inselchen, entwickelte es zur Privatinsel für Kreuzfahrtgäste und verpasste ihm den Namen Half Moon Cay.
Bahamas - Half Moon Cay - Die Insel und die Lagune
MS Koningsdam, das jüngste Schmuckstück der Holland America Line, und die im Jahr 2009 in Dienst gestellte Nieuw Amsterdam liegen heute, am 14. November 2016, gemeinsam vor Half Moon Cay auf Reede. Vom Aussichtsdeck der Koningsdam blicken wir auf unser Tagesziel sowie auf einige der Nachbarinseln.
Vor uns liegen flaches, mit niedrigen Laubbäumen bestandenes Land und ein breiter Streifen weißen Korallensands. Dahinter öffnet sich die weitläufige Bonefish Lagoon. Ein paar Felsen ragen aus der Lagune und Jet-Skis pflügen über die Wasserfläche, denn auf Half Moon Cay ist hauptsächlich Spaß angesagt. Hinter der Lagune setzt sich das Land fort; dort steigt das Terrain sogar leicht an. Die Gebäude des zentralen Empfangsbereichs wurden gut in die Landschaft integriert. Ein späterer Rundgang wird uns den Zweck der einzelnen Gebäude offenbaren. Was der Gast vom Schiff aus nicht sieht: Nur ein kleiner Teil der Insel wird überhaupt für Touristenzwecke genutzt, der Rest steht unter Naturschutz.
Für heute verspricht die Reederei ihren Gästen vollmundig einen Tag im Paradies. Wenn wir an Land gehen, werden wir sehen, ob das Versprechen gehalten wird, und wie es sich anfühlt, zusammen mit geschätzt 4.500 weiteren Gästen zeitgleich das „Paradies“ zu nutzen.
Vom Bau einer Pier wurde abgesehen. Um an Land zu gelangen, müssen wir auf Tenderboote umsteigen. Wie nicht anders erwartet, verläuft das Tendern zügig und professionell. Die Gäste der Koningsdam werden mit großen auf der Insel stationierten Tenderbooten befördert. Die Nieuw Amsterdam dagegen bringt ihre Gäste mit eigenen Booten auf die Insel.
Bahamas - Half Moon Cay - Tenderboote
Nach kurzer Fahrt führt ein enger, gewundener Kanal in einen kleinen geschützten Hafen. Und dahinter liegt das versprochene Paradies. Bevor sich dem Tagesgast die Segnungen des gegenwärtig von der Carnival-Gruppe betriebenen Resorts erschließen, ist ein ausladender Torbogen zu passieren. Dessen Inschrift lautet Fort San Salvador. Ein großformatiger Lageplan informiert die Besucher über die Standorte der einzelnen Attraktionen.
Bars sind bereits am Vormittag gut frequentiert. Sie tragen einprägsame Namen, wie Rumrunners Bar l I Wish I Could Stay Here Forever Bar l Bell Bar oder Captain Morgan „On the Rocks” Island Bar. - Übrigens: Captain Henry Morgan, der Pirat und Namenspatron einer weltbekannten Rum-Marke, war in der Hochzeit seiner Karriere ein übler Geselle und eine Landplage. Gemeinsam mit seiner Räuberbraut und seinen Spießgesellen raubte er in der Karibik viele Handelsschiffe aus und plünderte Städte. Es heißt, die Bande wählte ihr Versteck auf einer der Bahamas-Inseln. Wo, das weiß niemand. Später übte Morgan immerhin noch den Posten eines Vize-Gouverneur von Jamaica aus.
Wir sehen einen „authentischen Marktplatz“ mit gut temperierten Souvenirgeschäften, einen Friseur, der den Damen und Herren Rasta-Zöpfchen macht, einen Kinderspielplatz und ein Sports Center. All diese Einrichtungen lassen viele Wünsche gegen Entgelt wahr werden.
Den Romantikern unter den Schiffsreisenden erfüllt die „Bahamian Church“ auch allerlei Wünsche; sei es eine Trauung oder die Erneuerung des Eheversprechens, gegen Entgelt wird jeder spirituelle Wunsch realisiert.
Bahamas - Half Moon Cay - Die Bahamian Church
Den Sportlichen unter den Gästen wird ebenfalls allerhand geboten. Wer will, schnorchelt in der Snorkel Arena, und bestaunt gemeinsam mit anderen Gästen und gemieteter Schnorchel-Ausrüstung die Unterwasserwelt der Korallen und der bunten Fische. Das Sea-Doo Adventure beschert die bereits erwähnten rasanten Fahrten durch die Lagune. Wer die Landschaft mit dem Kajak entdecken möchte, startet zum Kayak Adventure in der 566 Hektar großen Bonefish Lagoon. Und in den Water Sports Centers sind seit dem Jubiläumsjahr 2016 neue Sunfish Segelboote, Hobie Katamarane, Wasserfahrräder und die bereits erwähnten Jet Ski zu mieten.
Gefragt sind offenbar auch private Strand-Cabanas. Vom einfachen Strandhaus bis zur noblen Bleibe sind unterschiedliche Häuser für jene Gäste im Angebot, die sich nicht mit einer einfachen, kostenlosen Liege am Strand zufriedengeben wollen. Besonders für die gehobenen Güteklassen erscheinen uns die Preise aber als schier abenteuerlich. Dem Anschein nach gibt es, kaum dass man das Premium-Schiff verlassen hat, eine Nachfrage nach derartigen Häusern.
Uns einfachen Menschen genügt herrlicher Strand, eine einfache, kostenlose (!) Strandliege, ein Schattenplatz und das wunderbar warme und glasklare Karibische Meer.
Was das leibliche Wohl anbelangt, wird selbstverständlich vorgesorgt. Die Gäste konsumieren zur Lunchtime im Food Pavillion ohne Mehrkosten vom Beach Barbecue Hamburger, Hotdogs und tropische Salate. Die Schiffsküchen bereiten die Speisen vor und bringen sie zum Verzehr an Land.
Wer es aufwändiger mag, besucht den Lobster Shack. In der erst in diesem Jahr eingerichteten Strandhütte wird gegen Aufpreis ein frisch zubereiteter Lobster serviert.
Bahamas - Half Moon Cay - Lobster Shack
Fazit unseres Tages auf Half Moon Cay
Das Wesentlich vorab: Half Moon Cay erträgt ohne Weiteres 4.500 Gäste zweier Kreuzfahrtschiffe. Es entsteht bei einem doppelten Schiffsanlauf trotz des knappen nutzbaren Areals nicht der Eindruck, dass die Insel überlaufen ist.
Bahamas - Half Moon Cay - Warten auf die Tauchsportler
Vor allem Strandliebhaber dürften keinen Anlass haben, sich über den Aufenthalt auf Carnivals Privatinsel zu beklagen. Auch wir genossen ein paar Sonnenstunden am Strand. Der Sand ist so feinkörnig, dass er in Eieruhren Verwendung finden könnte. Die Sonne scheint im Überfluss, genügend Schattenplätze sind verfügbar und das Meer ist wunderbar warm und flach.
Bahamas - Half Moon Cay - Strand
Essen und Trinken gibt es im Überfluss. Es gibt genügend Sportangebote und an viele Dinge wurde gedacht. Bemerkenswert fanden wir die speziellen, sandgängigen Rollstühle mit extrabreiten Gummireifen für Schiffsgäste mit Mobilitätseinschränkungen. Beim Verlassen der Insel wurde im Bereich der Tenderboote sogar an Wasserhähne zum Abwaschen des Sandes von den Füßen gedacht.
Wir beklagen jedoch die mit diesen Privatinseln verbundenen Einschränkungen. Wir schätzen es, uns an den besuchten Destinationen frei zu entscheiden, was und wo wir etwas unternehmen. Deshalb fühlen wir uns, bei allen Vorzügen, die die Insel ansonsten bietet, von Half Moon Cay weniger angezogen als von anderen Orten.
Zwei Dinge gibt es auf diesem Eiland negativ anzumerken: Zum einen denken wir an das Stingray Adventure. Großen Stachelrochen sind wunderbare Geschöpfe; viele Menschen lieben sie offenbar. - An anderen uns bekannten karibischen Destinationen werden die frei lebenden Fische durch Anfüttern angelockt, damit Besucher sie sehen und berühren können. Auf Half Moon Cay werden die Rochen dagegen in einem circa 20 mal 40 Meter großen abgezäunten Becken eingepfercht gehalten. Das entspricht nicht unseren Vorstellungen von Tierschutz. So sollte das kostenpflichtige „Stingray Encounter“, das „Zusammentreffen mit den Rochen“, nicht aussehen.
Zum Anderen hinterfragen wir die Reitausflüge. Es scheint auf Half Moon Cay üblich zu sein, die Pferde bis zum Hals mit ihren häufig übergewichtigen Reitern in das Meerwasser zu treiben, ungeachtet dessen, dass Pferde Land- und keine Meerestiere sind.
Der Tag im Paradies gilt offenbar nur für Menschen, nicht für die Tiere!