Cannes – Touristische Hauptstadt der Riviera
Henry Brougham, in den 1830er-Jahren britischer Lordkanzler, entdeckte das im Südosten Frankreichs gelegene unbedeutende Fischerdorf Cannes. Ihm folgten Aristokraten und reiche Nordeuropäer auf der Suche nach klimatisch akzeptablen Winterquartieren in schöner Umgebung. Wer konnte, ließ sich eine palastartige Villa als Feriendomizil in Cannes errichten.
Cannes wandelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte vom Fischerdorf zum mondänen Badeort und Treffpunkt der Reichen und Schönen. Seit 1946 ist die Stadt Ausrichtungsort der jährlich stattfindenden Filmfestspiele. Auch für andere Themen zeigte sich Cannes offen. Die mehr als 70.000 Einwohner zählende Stadt war im Jahr 2011 Veranstaltungsort des G20-Gipfels. Ohne Übertreibung: Cannes ist die touristische Hauptstadt der französischen Riviera und eine Perle der gesamten Côte d’Azur
Fünf-Sterne Hotels am Boulevard de la Croisette
Cannes – etwas Geschichte
Die Ursprünge des Ortes liegen im Dunklen. Fest steht jedoch, dass Rom mehr als fünf Jahrhunderte die gesamte Region beherrschte. Nach dem Niedergang Roms, einigen Sarazenen-Überfällen und historisch schwer nachvollziehbaren Zeitabläufen übernahmen im 12. Jahrhundert Mönche die Region. Sie errichteten im heutigen Stadtteil Le Suquet auf einem Hügel ein kastellartiges Kloster. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde auf der Anhöhe neben dem Kloster noch die Kirche Notre-Dame d’Espérance erbaut. Vom Mittelalter an siedelten im Gebiet des heutigen Vieux Port Fischerfamilien.
Auf dem Hügel: Musée de la Castre und die Kirche Notre Dame d'Esperance
Cannes – Wirtschaft und Verkehr
Für Cannes ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig. Im Jahr besuchen mehr als zwei Millionen Menschen die Stadt, und viele Besucher bleiben länger als einen Tag. Kein Wunder, dass es in Cannes über 100 Hotels gibt, darunter mehrere weltbekannte 5-Sterne-Häuser.
Fünf-Sterne Hotel Carlton Intercontinental Croisette
Weitere relevante Wirtschaftszweige sind die Bereiche Dienstleistungen, Handel und Aeronautik.
Verkehrstechnisch ist Cannes gut erschlossen. Der nahe gelegene internationale Flughafen von Nizza ist über die La Provençale genannte Autobahn A 8 mit Cannes verbunden. Außerdem bestehen gute Bahnverbindungen zu Städten im In- und Ausland.
Cannes – Sehenswürdigkeiten
Cannes unbestrittene Top-Sehenswürdigkeit ist die drei Kilometer lange, von Palmen gesäumte Flaniermeile Boulevard de la Croisette. Die zuvor in Nizza fertiggestellte „Promenade des Anglais“ lieferte dazu die Blaupause. Die Arbeiten am Boulevard nahmen lange Zeit in Anspruch. Im Jahr 1850 wurde beschlossen, die Strandpromenade zu bauen. Für den Bau musste dem Meer Land abgerungen werden. Im Jahr 1874 war der erste Bauabschnitt vollendet, und im Jahr 1890 waren schließlich alle Arbeiten abgeschlossen.
Boulevard de la Croisette und Hotel Carlton
In der Gegenwart zieren vor allem Luxus-Hotels, Restaurants und Bars, Edel-Boutiquen sowie das Palais des Festivals et des Congrès mit dem Kasino den Boulevard. Unterhalb der Croisette liegt Cannes breiter Sandstrand. Ohne Zweifel ist Cannes eines der berühmtesten Seebäder Frankreichs.
Liebhaber enger Gassen, historischer Bauten, und authentischer Ladengeschäfte kommen im malerischen Altstadtviertel Le Suquet auf ihre Kosten.
Wie hingelangen? Wer die Croisette auf Höhe des Vieux Port verlässt, befindet sich in kürzester Zeit im Straßengewirr Le Suquets. Rechts und links der Straßen liegen Bars, Restaurants und pittoreske Läden. Was das Herz begehrt, ist in Le Suquet zu finden: Bäckereien, Feinkostläden, Fischläden, Fleischereien und Weinhandlungen. Was braucht es mehr?
Überragt wird die Altstadt von einem Bauwerk, das einem Kastell gleicht. Der Bau war ursprünglich ein Männerkloster mit Verteidigungseinrichtungen. Es besteht aus dem Hauptbau, einer Kapelle und einem Verlies. Die Anlage wird von einem quadratischen Turm dominiert. Er entstammt dem 12. Jahrhundert. Der Turm darf erstiegen werden. Insgesamt sind 109 Stufen zu bewältigen.
Offiziell heißt das Gebäude Musée de la Castre. Das Museum besitzt Sammlungen primitiver Kunst, Kunstwerke des Mittelmeerraums, Musikinstrumente aus aller Welt und Landschaftsgemälde der Provence aus dem 19. Jahrhundert.
Neben dem Musée de la Castre steht die Église Notre-Dame d’Espérance. Das vorwiegend in gotischem Baustil errichtete Gotteshaus benötigte mehr als 100 Jahre bis zur Fertigstellung. Begonnen wurde der Bau im Jahr 1521; vollendet wurde er im Jahr 1627. Der Bau der Kirche sollte ursprünglich nur drei Jahre dauern. Es kam anders.
Der Besuch des Musée de la Castre und der Église Notre-Dame d’Espérance ist mit dem Aufstieg durch die Straßen und Gassen von Le Suquet verbunden. Der teils anstrengende Weg entschädigt zwischendurch mit herrlichen Ausblicken über den Vieux Port und die Bucht von Cannes.
Blick auf den Vieux Port und das Festspielzentrum
Im Stadtgebiet von Cannes liegt der Cimetière du Grand Jas. Der Friedhof ist ein gutes Beispiel für Friedhofskultur; zugleich ist er der größte innerstädtische Park. Von seiner Anlage erinnert er an den Cementerio de la Recoleta in Buenos Aires oder den Cementerio Municipal im chilenischen Punta Arenas. Die drei Friedhöfe sind allesamt Orte der Besinnung, aber auch Sehenswürdigkeiten mit beeindruckenden Gräbern berühmter Verstorbener und parkähnlicher Gestaltung. Eine kleine Auswahl berühmter Zeitgenossen, die auf dem Friedhof von Cannes ihre letzte Ruhestätte fanden: Cannes "Entdecker" Henry Brougham 1. Baron Brougham and Vaux, der russische Goldschmied und Juwelier Peter Carl Fabergé oder der deutsche Schriftsteller Klaus Mann.
Zugang von der Allée du Cimetière.
Entfernung vom Alten Hafen je nach Route: 2 ½ bis 3 Kilometer.
Unterhalb des Le Suquet-Hügels liegt der weiträumige und überdachte Marché Forville.
Marché Forville
Der Markt lockt Cannes Einwohner und die Touristen mit saisonalen Produkten aus der Region: Blumen, Fisch und Lebensmittel.
Lage: 6 Rue du Marché Forville
Geöffnet: täglich zwischen 7:00 bis 17:30 Uhr; montags geschlossen
Nur wenige Kilometer vor Cannes liegen die Îles de Lérins. Zwei der insgesamt vier Inseln, die Inseln Sainte Marguerite und Saint-Honorat sind bewohnt und mit einer Personenfähre zu erreichen. Im Fort Royal auf Sainte Marguerite hat das Museum für Meeresarchäologie seinen Standort gefunden.
Kunst im öffentlichen Raum
Jedes Jahr im Mai dreht sich in Cannes alles um Filme und deren Stars. Aber auch außerhalb der Festspielsaison begegnen Besucher und Einheimische auf Hauswänden Filmstars und Filmthemen. Einzelne Hauseigentümer widmen sich den berühmten Darstellern oder dem Thema Film mit bemalten Fassaden. Ein gutes Beispiel für solche Fassaden-Malerei ist ein Gebäude neben dem Gare des Autobus. Es zeigt auf authentische Weise die Verbindung der Stadt mit dem Filmgeschehen.
Fassaden-Malerei am Gare des Autobus
Anlässlich des G20-Gipfels im Jahr 2011 schuf die französische Künstlerin Laurence Jenkell zu Ehren der teilnehmenden Länder und ihrer Völker die Bonbon Drapeau genannten Kunstobjekte. Es handelte sich um gewaltige Bonbons. Dem „Bonbonpapier“ gab die Künstlerin die Landesfarben der teilnehmenden Länder. Vor Cannes Rathaus ist ein solches Werk, eingepackt in die Trikolore, zu besichtigen.
Rathaus mit dem Bonbon Drapeau
Keine Kunst und dennoch amüsant zu betrachten: Vor dem Palais de Festival et Congrès sind im Boden Händeabdrucke bekannter Künstler aus aller Welt zu sehen.
Cannes – Wissenswertes für Kreuzfahrer
Selbst erfahrene Kreuzfahrer wissen es häufig nicht: Cannes ist eine gut besuchte Kreuzfahrt-Destination. Annähernd 140-mal steht die südfranzösische Stadt im Jahr 2020 auf der Routenliste internationaler Kreuzfahrtschiffe. Passagiere und Besatzungsmitglieder werden zum Vieux Port getendert.
Die Stadt ist nicht reich an Sehenswürdigkeiten. Doch die einmalige Lage vor dem Esterel Gebirge, der südfranzösische Charme, das Flair des Ortes, die vielen Bars und Restaurants machen Cannes zu einem speziellen Erlebnis.
Das 40 Kilometer entfernte Villefranche-sur-Mer ist ebenfalls ein Zielhafen der Kreuzfahrtschiffe. Von dort bieten sich vor allem Ausflüge nach Monaco oder Nizza an. Wer diese Städte zur Genüge kennt, fährt mit den bequemen und verlässlichen Zügen der SNCF nach Cannes. Die Fahrt mit einem der Nahverkehrszüge dauert annähernd eine ¾ Stunde.