Rom: Cestius-Pyramide, Caracalla-Thermen und Circus Maximus

Rom: Cestius-Pyramide, Caracalla-Thermen und Circus Maximus


Nach einem warmen Tag im Oktober sitzen wir spätabends im römischen Stadtteil Trastevere vor einer Osteria und lassen es uns gutgehen. Zwei Stunden zuvor landeten wir mit dem Flugzeug in Rom. Am darauf folgenden Tag startet unsere Kreuzfahrt mit der Azamara Onward. Das Schiff fährt von Civitavecchia nach Barcelona. An der Route liegen wunderschöne Destinationen, von denen wir die meisten bereits von ein- oder mehrtägigen Aufenthalten kennen. Doch aus Erfahrung wissen wir, dass es auf unseren Reisen stets Neues zu entdecken gibt. Selbst in Rom, einer uns wohlvertrauten Stadt, gibt es noch vieles zu sehen. Bei einem letzten Glas Wein bereiten wir uns auf den Besuch der 2.000 Jahre alten Cestius-Pyramide und deren Umgebung am kommenden Vormittag vor.

Die Cestius-Pyramide, der Cimitero Acattolico und die Porta San Paolo

Unser erstes Ziel, die Cestius-Pyramide, liegt im Stadtteil Testaccio. Es bedarf nur einer zehnminütigen Busfahrt von Trastevere in den benachbarten Stadtteil, um die Pyramide und die umliegenden Sehenswürdigkeiten zu sehen.
Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel:
In Rom verkehren die Metro und Busse. Einzelfahrten kosten 1,50 Euro; die Fahrkarten gelten 100 Minuten. Die Busfahrer verkaufen keine Fahrkarten. Fahrscheine kauft man an Automaten oder im Tabacchi.

Die Cestius-Pyramide

Wir wussten von der Existenz der Pyramide, die wegen Sanierungsarbeiten lange Zeit hinter Gerüsten und Folien verborgen war. Nun erstrahlt sie wieder in ihrer ganzen Pracht. Was zu der Frage führt, weshalb es eine Pyramide in Rom gibt.

Cestius-Pyramide

Cestius-Pyramide


Nachdem die Römer Ägypten erobert hatten, entdeckten sie die monumentalen Pyramiden von Gizeh und die ägyptischen Obelisken. Obelisken ließen sich, wenngleich der Transport mit mühevoller Arbeit verbunden war, in Ägypten stehlen und in Rom errichten. Es heißt, dass dreizehn Obelisken an unterschiedlichen Standorten der italienischen Hauptstadt aufgestellt wurden. Die Pyramiden ließen sich nicht stehlen; man musste sie nachbauen.

Um das Jahr 12 vor Christus herum verstarb der Prätor Caius Cestius Epulo. Für ihn, einen der höchsten Beamten Roms, wurde die nach ihm benannte Pyramide als standesgemäßes Grabmal errichtet. Ihre Maße: Die Seitenlänge beträgt jeweils knapp 30 Meter. Die Höhe wird mit 36 Metern angegeben. Eine Inschrift an einer der Seiten des Bauwerks besagt, dass es innerhalb von 330 Tagen errichtet wurde. Eine phänomenale Leistung in Hinblick auf die vor 2.000 Jahren vorhandene Technik.

Cestius-Pyramide mit Porta San Paolo


Cestius-Pyramide mit Porta San Paolo


Cestius-Pyramide vom Cimitero Acattolico gesehen


Cestius-Pyramide vom Cimitero Acattolico gesehen 


Die Grabkammer der Cestius-Pyramide ist im Rahmen geführter Touren zu besichtigen. Besichtigungen finden jeweils an den zweiten und vierten Samstagen und Sonntagen jedes Monats statt.
Standort: Piazza die Porta San Paolo.

Der Cimitero Acattolico di Roma

Der bemerkenswerte, ehemalige protestantische Friedhof bietet seinen Besuchern nicht nur beste Standorte für gute Fotos der Cestius-Pyramide, ein Besuch der Gräber ist ebenfalls interessant. Ursprünglich war es verboten, Nichtkatholiken auf römischen Friedhöfen zu begraben. Die Toten, unter ihnen viele berühmte Persönlichkeiten, fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Cimitero Acattolico, dem Friedhof der Nichtkatholiken. Um nur ein paar Namen zu nennen: Antonio Gramsci, August von Goethe, John Keats, Axel Munthe, aber auch der 2019 verstorbene italienische Schriftsteller Andrea Camilleri (der Schöpfer des Commissario Montalbano) fanden dort ihre letzte Ruhe.

Cimitero Accatolico

Cimitero Accatolico


Empfehlung: Der Friedhof ist für Besucher geöffnet. Zum Unterhaltung der Anlage und zur Pflege der zum Teil über 200 Jahre alten Gräber bittet die Verwaltung um „Spenden“ in Höhe von fünf Euro pro Besucher. Freiwillige Helfer geben den Friedhofsbesuchern Informationen. Als Katzenliebhaber fällt uns auf, dass auf dem Cimitero und dem benachbarten Gelände der Pyramide viele Katzen leben. Eine von ihnen ist diese:

Wächterin des Friedhofs

Wächterin des Friedhofs


Die Porta San Paolo – ex Porta Ostiensis

Eine weitere Sehenswürdigkeit nahe der Cestius-Pyramide ist die Porta San Paolo. Der gewaltige Bau entstammt dem 3. Jahrhundert nach Christus. Das Stadttor öffnete den Weg zu Roms Hafen Ostia, dem heutigen Ostia Antica. Das Tor war ein Bestandteil der Rom umgebenden Aurelianischen Mauer und über Jahrhunderte Zollstation.

Porta San Paolo


Porta San Paolo


Rom - Aurelianische Mauer


Rom - Aurelianische Mauer 


Die Porta San Paolo beherbergt in der Gegenwart ein Museum, das den Funden der nach Ostia führenden Via Ostiensis gewidmet ist.
Standort: Piazza die Porta San Paolo

Die Terme di Caracalla – die Caracalla-Thermen

Die Cestius-Pyramide und das atemberaubende Areal der Caracalla-Thermen trennen zwei Busstationen. Kaiser Caracalla ließ die Thermen zu Beginn des 3. Jahrhunderts nach Christus auf einem elf Hektar großen Gelände anlegen.

Caracalla-Thermen

Caracalla-Thermen


Die Anlage fasste zur gleichen Zeit bis zu 2.500 Besucher. Die römischen Baderituale sahen nacheinander Aufenthalte in warmem, lauwarmem und kaltem Wasser vor. Danach bot sich noch Schwimmen im Freibad (Natatio) an. Für jede dieser Aktivitäten gab es gesonderte Einrichtungen. Neben ihren hygienischen und sportlichen Funktionen erfüllten die gigantisch wirkenden Caracalla-Thermen soziale und zwischenmenschliche Aufgaben, worauf Reste von Empfangsräumen, Bibliotheken und Bordellen schließen ließen.

Caracalla-Thermen
Caracalla-Thermen
Caracalla-Thermen
Caracalla-Thermen - Schwimmbad

Die Wasserzufuhr erfolgte über Aquädukte. Beim Sturm der Goten auf Rom anfangs des 5. Jahrhunderts nach Christus wurde die zuvor prachtvolle Anlage zerstört. Erdbeben und die Verwendung der Steine als Baumaterial für Bauvorhaben der nachfolgenden Generationen trugen zum Verfall bei. Dennoch sind beeindruckende Mauern, Mosaiken, Fresken und Marmorverkleidungen der Caracalla-Thermen für die Nachwelt erhalten geblieben.
Standort: Viale delle Terme di Caracalla

Der Circus Maximus

Unser nächstes Ziel ist der zwischen den Hügeln des Palatins und des Aventins gelegene Circus Maximus. Er war die größte bekannteste Veranstaltungsfläche für die legendären römischen Wagenrennen. Ältere Semester unter unseren Lesern erinnern sich an den Hollywoodfilm „Ben Hur“, in dem Charlton Heston mit einem Vierspänner spektakulär die Arena umrundete.

Circus Maximus
Circus Maximus mit dem Torre della Moletta
Circus Maximus
Circus Maximus

Was heute als 600 Meter lange, 140 Meter breite und bis zu zehn Meter tiefe ovale Grünfläche daher kommt, war in der Hochphase Roms eines der beeindruckendsten Bauwerke der Stadt. Vermutlich gehen seine Ursprünge 2.800 Jahre zurück. Es ist anzunehmen, dass die Zuschauertribünen zuletzt bis zu 20 Meter hoch aufragten. Die monumentale Anlage fasste bis zu 250.000 Zuschauer. Sie besaß Wasserbecken, Geschäfte, Wechselstuben, Wettbüros und die unvermeidlichen Bordelle. Das alles verfiel im Laufe der Zeit, und die Steine fanden als Baumaterial anderweitig Verwendung.

Übrigens: Die mächtigen, neben dem Circus Maximus am Paladin Hügel aufragenden Ruinen gehören zu den „Terme di Massenzio“.

Terme di Massenzio

Terme di Massenzio


Wer zum Circus Maximus mehr erfahren möchte: Das „Circo Maximo Experience“ gibt – verteilt über acht Stationen – mittels virtueller Realität  (Virtual-Reality-Brillen) Einblicke in das damalige Geschehen.
Ticketpreis: 12 Euro

Bocca della Verità

Wir schauen zwischendurch auf die Uhr. Es ist an der Zeit, um in unser Hotel in Trastevere zurückzukehren und mit einem der nächsten Züge nach Civitavecchia zu fahren. Das tun wir allerdings nicht, ohne zuvor einen Blick auf die Bocca della Verità, den „Mund der Wahrheit“, geworfen zu haben. Das scheibenförmige Relief aus Marmor steht in der Nähe des Circus Maximus in einer Säulenhalle der Basilica Santa Maria in Cosmedin.

Basilica Santa Maria in Cosmedin

Basilica Santa Maria in Cosmedin


Was es mit der einem Gesicht ähnelnden Marmorscheibe auf sich hat, ist historisch nicht belegt. Für die Herkunft und den Nutzen des Kunstwerks gibt es mehrere Theorien. Was ihren Namen anbelangt, besagt eine mittelalterliche Legende, dass derjenige seine Hand verliert, der sie in den Mund legt ohne dabei die Wahrheit zu sprechen.

Bocca della Verità

Bocca della Verità


Die ungefähr 175 Zentimeter im Durchmesser messende Scheibe ist zweifellos eine touristische Attraktion. Vor ihr stauen sich viele Menschen, um von sich ein Foto mit der Hand im „Mund der Wahrheit“ machen zu lassen. Sie alle sind offenbar keine Lügner; jeder von ihnen besitzt nach der Prozedur noch zwei Hände.
Standort: Piazza Bocca della Verità

Tempel des Hercules Victor

Der Piazza Bocca della Verità gegenüber stehen in einer kleinen Grünanlage zwei schöne Tempel. Es sind der Tempel di Porto und der Tempio di Ercole Vincitore. Auf Deutsch heißen sie Tempel des Portunus und Tempel des Hercules Victor. Letzterer ist ein kleiner Rundtempel, der als ältestes erhaltenes Marmorgebäude Roms gilt. Er war „Herkules dem Sieger“ gewidmet, dem Beschützer der Kaufleute. Diese gingen ihren Geschäften im nahe gelegenen Foro Boario nach. Ein wohlhabender Ölhändler stiftete den im 2. Jahrhundert vor Christus errichteten Tempel, dessen Merkmal 20 korinthische Säulen sind. Im Jahr 1132 wurde der Tempel in eine Kirche umgewandelt und dem heiligen Stephanus gewidmet. Ein weiteres Glanzlicht der Grünanlage ist der Tritonenbrunnen.

Tempel des Hercules Victor


Tempel des Hercules Victor


Tritonenbrunnen


Tritonenbrunnen 


Rückweg zum Hotel

Ein Teil des Rückweges zu unserem Hotel verläuft auf einer von Bäumen beschatteten Promenade oberhalb des Tibers. Dort wandeln wir auf uns vertrauten Wegen. Wieder einmal bewundern wir die grüne Flusslandschaft und die aus dem Fluss aufragende Isola Tiberana.

Rom - Isola Tiberina

Rom - Isola Tiberina


Kurz darauf erreichen wir den Bus, der uns zurück nach Trastevere bringt, neuen Entdeckungen entgegen.

November 2022