Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe befördern jährlich mehr als eine Million Besucher in das Land Curaçao, einen der vier Teilstaaten des Königreichs der Niederlande. Das vorrangige Ziel der Reisenden ist die Inselhauptstadt Willemstad. In der historischen Hafen- und Handelsstadt stoßen Gäste auf mehr als drei Jahrhunderte niederländisch geprägter Siedlungsgeschichte.
Willemstad - historisches Gebäude
Willemstad – ein UNESCO Weltkulturerbe
Die UNESCO würdigte das historische Zentrum Willemstads im Jahr 1997 mit der Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes. Eine solche Ehrung erfuhren bislang nur wenige karibische Destinationen. Ausschlaggebend für die Würdigung waren die holländische Kolonial-Architektur sowie die Einflüsse der karibischen und südamerikanischen Regionen.
Traditionelle Architektur - Restaurant Gouverneur de Rouville
Willemstads spezieller Baustil
Viele der zwischen 1650 und 1800 entstandenen Gebäude stehen für den Curaçao-Barockstil. Der zeichnet sich durch geschwungene holländische Giebel und eine Vielfalt an Farben aus. Ein bemerkenswertes Beispiel für diese spezielle Architektur ist das aus dem Jahr 1708 stammende Penha-Gebäude im Stadtteil Punda.
Willemstad - Penha-Gebäude in der Breedestraat
Willemstads Stadtteile und Attraktionen
Willemstad besteht aus vier historischen Distrikten. Die beiden charakteristischsten Stadtteile sind Punda und Otrobanda. Auf deren Attraktionen gehen wir im Folgenden ein. Ein kostenlos erhältlicher Plan des Willemstader Tourismusbüros unterbreitet nützliche Vorschläge für einen Stadtrundgang.
Der Stadtteil Punda
Punda, Willemstads ältester Stadtteil, wurde neben der Sint Annabaai angelegt. Zuerst entstanden das Fort Amsterdam und das Waterfort. Beide wurden von 1635 an zum Schutz der Hafenzufahrt errichtet. Im Fort Amsterdam residieren der Gouverneur des Königreichs der Niederlande und einzelne Ministerien. Im Innenhof des Forts steht De Fortkerk, Curaçaos ältestes protestantisches Gotteshaus. Der Kirche fehlt zwar ein Glockenturm; im Inneren ist sie schön anzusehen.
Fort Amsterdam ist Ausgangspunkt und Ende der Trolley Train Tour durch Willemstad. Die einstündige Tour führt an den bekanntesten Attraktionen der Stadt vorbei. Erwachsene zahlen für die Rundfahrt 25 US-Dollar.
Das Waterfort wurde zeitgleich mit dem Fort Amsterdam errichtet. Ursprünglich war es ein mit Kanonen gesicherter Befestigungswall. Später, zur Mitte des 18. Jahrhunderts, wurden Bogengewölbe, sogenannte „Boogjes“, hinzugefügt. Sie dienten als Munitions- und Proviantlager. In einzelnen der Gewölbebögen wurden Bars und Restaurants eingerichtet.
In den Mauern des Waterforts sind die Haken zur Aufnahme der Ketten zu sehen, mit denen in der Vergangenheit Schiffen die Zufahrt in die Sint Annabaai versperrt wurde.
Die entlang der Sint Annabaai errichtete Handelskade erinnert dank ihrer repräsentativen Häuserfront an eine Amsterdamer Gracht. Lediglich der farbenfrohe Anstrich der Bauten würde nicht zu Amsterdam passen.
An der Ecke Handelskade/Breedestraat steht das angeblich meistfotografierte Geschäftshaus Willemstads, das Penha-Gebäude.
Das mehr als 300 Jahre alte Kaufmannshaus weist im Erdgeschoss Verkaufsflächen für Kosmetika, Parfüms und Markenmode auf. Es ist ein typisches Beispiel für den Curaçao-Barockstil.
Die Mikve Israel Emmanuel Synagoge ist die älteste ohne Unterbrechung in Betrieb gebliebene Synagoge der westlichen Welt.
Willemstad - Penha-Gebäude in der Breedestraat
Erbaut wurde sie im Jahr 1732. Die Synagoge und das angeschlossene Jewish Historical Cultural Museum gelten als wesentliche Touristen-Attraktion der Stadt.
Anschrift: Hanchi Snoa/Columbusstraat
Im März 2018 schloss mit dem Schwimmenden Markt eine 101 Jahre alte Tradition Willemstads. Am Gewässer Waaigat verkauften venezolanische Händler hauptsächlich Obst, Gemüse und Gewürze direkt von Boten. Da Curaçao nicht genügend fruchtbare Anbauflächen besitzt, übernahmen die von Venezuela über das Meer kommenden Händler die Versorgung Curaçaos. Dazu ist anzumerken: Zwischen Curaçao und Venezuela liegen 60 Kilometer Seeweg. Eine Anweisung des venezolanischen Staatschefs verbot im Jahr 2018 den die Grenze überschreitenden Warenhandel. Der schwimmende Markt wird noch immer von vielen Reiseführern als existent beschrieben.
Der benachbarte Ronde Markt, die runde Markthalle, ist wenig interessant. Ganz anders verhält es sich mit der Plasa Bieu, dem Old Market. Besuchern wird in dem schummerigen Bau an Gemeinschaftstischen authentisches, karibisches und vor allem preiswertes Essen geboten.
Der zentrale Platz im Stadtteil Punda ist der Wilhelminaplein. Im Zentrum des Platzes steht eine Statue der Königin Wilhelmina. Sie regierte das Königreich der Niederlande von 1898 bis 1948. An der Nordseite des Platzes befindet sich der mannshohe Schriftzug „Curaçao“. Er ist ein beliebter Selfie Point.
Willemstad - Schriftzug Curaçao am Wilhelminaplein
Mit der Synagoge Emanu-El besaß Willemstad einen zweiten jüdischen Sakralbau. Er wurde im Jahr 1867 neben dem Wilhelminaplein erbaut. Nach Zusammenschluss der beiden jüdischen Gemeinden und Aufgabe dieser Synagoge ist das schöne, einer Kirche gleichende Gebäude Sitz der Staatsanwaltschaft.
Willemstad - ehemalige Synagoge Emanu-El am Hendrikplein
Einen Blick wert ist am Wilhelminaplein ebenfalls der Joint Court of Justice, der von Aruba, Curaçao und Sint Maarten gemeinsam unterhaltene oberste Gerichtshof. Die Einrichtung schließt die speziellen niederländischen Verwaltungseinheiten von Bonaire, Sint Eustatius und Saba mit ein.
Willemstad - Joint Court of Justice
Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Zahlreiche Restaurants und Bars umgeben den Platz..
Der Stadtteil Otrobanda
Der Otrobanda, die „andere Seite“, genannte Stadtteil liegt westlich der Sint Annabaai. Nachdem es in Punda an Bauplätzen mangelte, wurde die gegenüberliegende Seite erschlossen. Die ersten Häuser entstanden im Jahr 1707. Die Bauten wirkten repräsentativ, die Grundstücke waren großzügig geschnitten. Mit der Zeit wurden viele der ehemals weitläufigen Grundstücke mit kleinen, bescheidenen Wohnhäusern und Läden bebaut. Der mittelständische Charakter ging verloren. Das ursprünglich bürgerliche Stadtviertel erweist sich heute als ein Labyrinth verschlungener Straßen.
Im Jahr 2001 erwarb der niederländische Unternehmer und Philanthrop Jacob Gelt Dekker ein weitläufiges, sich über acht Blocks erstreckendes Gebäudeensemble. Er ließ das Areal sanieren und restaurieren. Der im Baustil des 17. und 18. Jahrhunderts gestaltete Komplex umschließt das moderne 4,5* Boutique-Hotel Kurá Hulanda, ein Konferenzzentrum, einen Spa-Bereich, eine Ladenzone sowie das Kurá Hulanda Museum. Das anthropologische Museum befasst sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte der Sklaverei. Alles in allem: Auch wenn man in dem Hotel nicht nächtigt; einen Besuch ist Kurá Hulanda allemal wert.
Dem Fort Amsterdam und dem Waterfort gegenüber liegt das in den späten 1820er Jahren errichtete Rif Fort. Es ist ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe. Anderthalb Meter dicke Korallenkalkwände und 56 Kanonen schützten die Zufahrt in die Sint Annabaai von Westen her. Das Fort bewahrte den Hafen vor Piratenangriffen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Festungsanlage wurde komplett renoviert. Heute beherbergt das Fort Ladengeschäfte und gastronomische Einrichtungen.
Die benachbarte Renaissance Shopping Mall umfasst mehr als 50 Geschäfte bekannter Luxusmarken sowie gastronomische Betriebe. Die Passagiere der an der Mega Pier liegenden Kreuzfahrtschiffe kommen nicht umhin, die Mall zu passieren.
Willemstad - Renaissance Shopping Mall
Apropos Kreuzfahrtschiffe: Otrobandas Kreuzfahrt-Terminals liegen an unterschiedlichen Orten. Es sind der Mega Pier der Großschiffe und die in Sichtweite der Königin-Emma-Pontonbrücke gelegene Mathey Wharf.
Seit 1888 verbindet die Königin-Emma-Pontonbrücke die Stadtteile Punda und Otrobanda. Die pittoreske Fußgängerbrücke wird für jedes die Sint Annabaai durchfahrende Schiff geöffnet. Sofern die Brücke wegen einer Schiffspassage nicht passierbar ist, nehmen Passanten die Fähre, um kostenlos über den Meeresarm zu setzen.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Eines der bekanntesten Gebäude Willemstads ist das Bolo di Bruit, das Hochzeitskuchen-Haus. Das Bauwerk wird heute als Nationalarchiv genutzt. Es zählt ebenfalls zu den meistfotografierten Häusern Willemstads.
Willemstad - das Bolo di Bruit-Haus
Anschrift: Scharlooweg 77-79
Das Curaçao Maritime Museum repräsentiert 500 Jahre der maritimen Geschichte Curaçaos. Nautische Karten, nautisches Zubehör, Schiffsmodelle und audiovisuelle Techniken sorgen für ein Museumserlebnis.
Willemstad - das Curaçao Maritime Museum
Anschrift: N. van Den Brandhofstraat 1
Das interessanteste Bauwerk des Stadtteils Pietermaai ist die Katedral di Pietermaai. Sie ist das größte und zugleich beeindruckendste Gotteshaus der Insel.
Dort wo ursprünglich im Osten Willemstads in Salinen Salz gewonnen wurde, entstand der Stadtteil Saliña. Der Anziehungspunkt des Viertels ist das Landhuis Chobolobo. Der Begriff steht für „Freiheit“. Chobolobo produziert den weltbekannten Blue Curaçao-Likör. Eine Besichtigung des Fabrikladens macht Besucher um eine Erfahrung reicher. Nämlich: Blue Curaçao-Likör gibt es in vielen Farben und Geschmacksrichtungen. Der Likör wird aus den Schalen von Bitter-Orangen hergestellt. Wen es zu wissen drängt, wie Mixgetränke aus Blue Curaçao-Likör schmecken, testet die Cocktails vor Ort.
Ein weiteres Chobolobo-Produkt ist Alcolado Glacial, eine Menthol-Splash-Lotion. Wie wir hören, wirkt sie bei Kopfschmerzen, Erkältungen und Grippe, Magenschmerzen sowie Juckreiz bei Mückenstichen.
Chobolobo - Mitarbeiter verpacken Alcolado Glacial
Anschrift: Elias R. A. Moreno Boulevard
Das Landhuis Chobolobo wird im Rahmen organisierter Besichtigungstouren besucht.
Der Mirador Kaya Guinea im Vorort Jan Thiel gewährt Ausblicke über den Südosten der Insel. Unterhalb des Aussichtspunkts liegt die malerische Bucht Spaanse Water mit Bootsliegeplätzen und Feriensiedlungen. Der Rest des riesigen Geländes ist Sperrgebiet.
Anschrift: Kaya Guinea
Ziele außerhalb Willemstads
Wenige Kilometer von Willemstad entfernt liegt im Westen Curaçaos das Fischerdorf Boca Sami. Die ebenso „Sint Michiel“ genannte Siedlung ist eine Oase der Ruhe.
Zwischen Boca Sami und Willemstad erstreckt sich die Piscaderabaai. Mehrere Hotels, ein Golfplatz, die malerische Pirate Bay-Badebucht und die in der Piscaderabaai lebenden Flamingos sind die wesentlichen Attraktionen der Bucht.