Im Südosten Englands liegt die Grafschaft Kent, der „Garten Englands“. Die bekannteste Stadt der Region ist die mehr als 63.000 Einwohner zählende Universitätsstadt Canterbury. Die Stadt wurde etwa 900 vor Christus gegründet. Nachdem die Römer Britannien besetzt hatten, bauten sie Canterbury zu ihrem Verwaltungszentrum aus. Der Beginn dieser Aktivitäten wird auf 43 n. Chr. datiert. In der Folge errichteten sie dort das größte Amphitheater Britanniens.
Canterbury - der erste Eindruck
Die Römer gingen, die Angelsachsen folgten nach. Nachdem sie sich zum Christentum bekannten, kamen im Jahr 597 n. Chr. christliche Missionare nach Canterbury. Bald darauf wurde Canterbury Sitz eines Erzbischofs, und eine Kathedrale wurde gebaut. Weitere 600 Jahre später entwickelte sich Canterbury nach der Ermordung des Erzbischofs Thomas Becket zum berühmtesten Wallfahrtsort Englands. In der Gegenwart ist die Stadt das Zentrum der Anglikanischen Kirche und Sitz des Erzbischofs von Canterbury.
Canterbury - Cathedral of Christ Church
Jährlich reisen mehr als zwei Millionen Menschen nach Canterbury. Gemeinsam mit London zählt die Stadt zu den bevorzugten Zielen der Gäste von Kreuzfahrtschiffen, die im Hafen von Dover festmachen. Von der Autobahn A 2, sie verbindet Dover mit London, ist die Kathedrale bereits von Weitem zu sehen.
Christ Church Gate
Die gewaltige, von Grünflächen umgebene Kathedrale ist zur Stadt hin durch Häuserfronten oder historische Stadtmauern abgegrenzt. Einen Durchlass bietet das Christ Church Gate am Old Butter Market. Das Tor entstand vor rund 500 Jahren zwischen 1504 und 1521. Das mehrgeschossige Tor ist an beiden Seiten von Türmen eingefasst. Im Zentrum des Bauwerks sitzt eine moderne Christusfigur. Unter seinen Füßen verläuft eine Wappenleiste. Rechts und links neben des Heilands Schultern sind Gestalten mit Engelsflügeln angeordnet.
Canterburys Kathedrale – UNESCO Weltkulturerbe
Sobald das normannische Christ Church Gate durchquert ist, öffnet sich der Blick auf die Cathedral of Christ Church, so lautet ihr offizieller Name. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gotteshaus vielfach erweitert und verändert. Die Baumaßnahmen nahmen mehrere Jahrhunderte in Anspruch. Ihre heutige Gestaltung erfuhr die Kirche vom Jahr 1067 an. Der Bau vereint romanische und gotische Stilelemente. Die in Form eines erzbischöflichen Doppelkreuzes errichtete Kathedrale ist 160 Meter lang und 48 sowie 40 Meter breit. Auffällig sind die beiden viereckigen Türme des westlichen Querschiffs sowie der Vierungsturm des östlichen Querschiffs.
Das Gotteshaus wird durch den Südwestturm betreten. Dort beginnt der empfohlene Rundgang. Er führt durch folgende Bereiche: Kirchenschiff, Krypta, Kapitelsaal, Kreuzgang, Chor und Altarraum. Die Pracht der Kathedrale ist überwältigend. Zum Altar gelangt der Besucher über zwei durch Stufen verbundene Höhenebenen. Der Kreuzgang ist weitläufig, und beachtenswert sind die größtenteils aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammenden Buntglasfenster.
Seine letzte Ruhestätte fand in der Kathedrale Heinrich der IV., der erste englische König aus dem Hause Lancaster. Auch Edward of Woodstock, der „Schwarze Prinz“, wurde in der Kathedrale begraben. Er lebte von 1330 bis 1376. Ihm wurden ein monumentales Grabmal und einige ausgestellte Devotionalien gewidmet.
An Thomas Becket, ehemals Lordkanzler und danach Erzbischof von Canterbury, wird ebenfalls erinnert. Becket wurde im Dezember des Jahres 1170 in der Kirche von vier Rittern ermordet. Sein Sarkophag entwickelte sich nach seiner Heiligsprechung zur Pilgerstätte. Mit einer brennenden Kerze wird ständig des Platzes gedacht, an der bis zum Jahr 1538 der Schrein des St. Thomas of Canterbury stand, bevor dieser auf Befehl Heinrich VIII. zerstört wurde.
Canterburys Kathedrale - Kerze zu Ehren von Thomas Becket
In der Kathedrale wird ebenfalls der zehn englischen Marinesoldaten gedacht, die während des Seegefechts britischer und deutscher Kriegsschiffe bei den Falklandinseln im Dezember 1914 ihr Leben verloren. Die Schlacht endete mit einer verheerenden Niederlage des deutschen Kreuzergeschwaders. Vier Kreuzer und zwei Trossschiffe gingen verloren. Es beeindruckt ungemein, dass an diesem historischen Ort an den Tod einfacher Soldaten erinnert wird.
Canterburys Kathedrale - Gräber von Marinesoldaten
Eintrittspreis: Die Kathedrale finanziert sich u. a. durch Eintrittspreise. Erwachsene zahlen 12 £/14 €. Familientickets sind erhältlich; Preisnachlässe werden gewährt.
Wissenswertes über Canterbury
Die am Flüsschen Stour gelegene Stadt wird gemeinhin mit ihrer Kathedrale in Verbindung gebracht. Dabei wird häufig übersehen, dass Canterbury eine Universitätsstadt ist. Die University of Kent und die Canterbury Christ Church University haben ihren Sitz in Canterbury. Weitere Bildungseinrichtungen existieren, wie beispielsweise eine Graduiertenschule für japanische Studenten.
Sehenswert sind die historischen Weberhäuser am Stour und der Bergfried des ehemaligen Canterbury Castle. Zu den Attraktionen zählt St. Augustine’s Abbey. Das Kloster ist ein weiteres UNESCO Weltkulturerbe. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die normannische Treppe der King’s School. Es heißt, sie sei die älteste Schule Englands und der Welt. Gegründet wurde sie 597 n. Chr. Ein Highlight ist die Stadtmauer. Obwohl Canterbury im 2. Weltkrieg durch deutsche Bombardements schwer getroffen wurde, beschädigten die Luftangriffe die Mauer nicht wesentlich.
Empfehlung für Kreuzfahrt-Passagiere
Neben geführten Exkursionen können an Bord der Kreuzfahrtschiffe auch einfache Bustransfers nach Canterbury gebucht werden. Die etwa vierstündigen Ausflüge sind teuer und häufig ihr Geld nicht wert. Als preisgünstige Alternative dazu dienen die regelmäßig zwischen Dover Priory und Canterbury East Rail Station verkehrenden Züge. Unter http://www.bahn.de/ können die Fahrpläne eingesehen werden. Zwischen der Canterbury East Rail Station und der Kathedrale liegt ein beschaulicher Spaziergang von gerade einmal einem Kilometer Länge.
Resümee:
Canterbury ist ein sehr empfehlenswertes Tagesziel. Gäste von Kreuzfahrtschiffen, die bei einem Zwischenhalt in Dover nicht London besuchen, sollten nach Canterbury fahren.
Update Oktober 2020