Die Hafenstadt East London liegt in der südafrikanischen Provinz Ostkap. Sie bildet zusammen mit zwei weiteren Städten die Buffalo City Metropolitan Municipality. Gemäß der letzten Volkszählung (Zensus 2011) besaß East London 267.000 Einwohner. In der Metropolregion lebten mehr als 755.000 Menschen. Die Großstadt East London wird von den in den Indischen Ozean mündenden Flüssen Buffalo River und Nahoon River eingegrenzt. Die von viel Natur umgebene Metropolregion liegt im Süden der Amatola Berge. Sie besitzt Naturreservate und bemerkenswerte Küstenlinien. Die Sonne Südafrikas und die weitläufigen Strände des Indischen Ozeans verliehen der Region zu Recht den schmückenden Beinamen „Tor zur Suneshine Coast“.
Blick auf East London
Geschichte in Kürze
East London und sein Hafen wurden ursprünglich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als britischer Militärposten unter der Bezeichnung Fort Glamorgan gegründet. In 1857 und den darauf folgenden Jahren zogen ungefähr 2.000 Deutsche in die Region, um dort ihr Heil zu suchen. Die Männer unter den Siedlern hatten zuvor in der Britisch-Deutschen Legion während des Krimkriegs gedient. Die Deutschen – unter ihnen viele Landwirte und Handwerker – trugen in der Folgezeit wesentlich zum Aufbau der Region bei. Die Leistungen der deutschen Siedler werden an der Seepromenade durch ein steinernes Monument und fünf Metalltafeln gewürdigt.
Der Wirtschaftsstandort East London
Dem Hafen von East London kam während der britischen Kolonialherrschaft eine bedeutende Rolle für den Warenumschlag in das Landesinnere zu. In erster Linie ging es bei den Waren um agrarische Produkte wie Leder und Schafswolle. Im weiteren Verlauf entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort. Gegenwärtig wird Südafrikas einziger Flusshafen als viertgrößter Hafen des Landes bezeichnet.
Siloanlage am Buffalo River
Ökonomische Schwerpunkte sind in der Gegenwart neben der Landwirtschaft die Segmente Handel, Dienstleistungen, Produktion und Tourismus. Ein herausragendes Beispiel für das produzierende Gewerbe ist das Mercedes Benz Werk East London, das aktuell 3.300 Mitarbeiter beschäftigt. Laut Mercedes-Benz Group ist es neben dem Lead Werk in Bremen Teil des globalen Produktionsverbundes für Fahrzeuge der C-Klasse. Am Indischen Ozean werden Limousinen der C-Klasse für Rechts- und Linksländermärkte produziert. Mercedes Benz Cars kündigte vor fünf Jahren an, 600 Millionen Euro in den Produktionsstandort investieren zu wollen. Die Mercedes-Niederlassung bringt es mit sich, dass sich Autozulieferer in East London ansiedelten. Der gesamte Industriekomplex liegt in Sichtweite der Kreuzfahrtschiffe am Westufer des Buffalo Rivers.
Entsprechend seiner wirtschaftlichen Bedeutung ist East London verkehrstechnisch gut erschlossen. Die Stadt besitzt einen Inlandsflughafen sowie gute Straßen- und Eisenbahnanbindungen.
East London ist zugleich ein bedeutendes touristisches Zentrum. Große, ansprechende Hotels gibt es zur Genüge.
Die Stadt profitiert von ihrer Lage am Indischen Ozean, der Nähe zu den Amatola Bergen und – sehr wichtig – vom das ganze Jahr über durchgängig schönen Wetter. Die Tourismuswerbung bezeichnet die Strände als zu den schönsten der Welt gehörend. Einzelne Strandabschnitte – wie Nahoon Reef – sind Surfer- und Kitesurfer-Paradiese. Die Strandbereiche sind so bedeutend, dass dort internationale Wettbewerbe ausgerichtet werden. Andere Abschnitte werden von Sonnenanbetern schlicht wegen ihrer Weite und Unberührtheit geschätzt.
Beacon Bay - Eastern Beach
East London – kulturelle Angebote
East London ist der Verwaltungssitz der Metropolregion, und somit ein bedeutender Arbeitgeber. Das schulische Angebot ist breit gestaffelt. Die Stadtverwaltung unterhält Grund- und Sekundarschulen und trägt Sorge, dass Kinder aus benachteiligten Bevölkerungsschichten an Bildung teilhaben. Zum Schulangebot gehören selbstverständlich auch private Schulen. East London ist Standort eines von vier Campusbereichen der staatlichen, in Mthatha ansässigen Walter-Sisulu-Universität. Gelehrt werden Finanzen, Marketing, Management und andere Wissenschaften.
Die Stadt ist bekannt für ihre lebendige Jazz-Szene und die Kunstgalerien. In East London gibt es Museen und historische Stätten. Musikfestivals und Kulturveranstaltungen gehören ebenfalls zu den wiederkehrenden kulturellen Angeboten.
Sehenswürdigkeiten
Wie bereits angedeutet, zieht East London allerhand Nutzen aus seiner landschaftlich schönen Umgebung. Touristen besuchen die Ostkap-Provinz nicht unbedingt wegen außergewöhnlicher städtebaulicher oder kultureller Sehenswürdigkeiten. Die Stadt ist Ausgangspunkt für Ausflüge in die Berglandschaft und zu kleinen Ferienorten wie Hogsback und Stutterheim. Ganz zu schweigen von den Stranderlebnissen.
Im Vergleich dazu erscheinen uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt als wenig bedeutend. Am häufigsten genannt werden nachstehend vorgestellte Einrichtungen:
East London Museum
Das Museum ist auf das Natur- und Kulturerbe der Amatola-Region sowie zweier Volksstämme ausgerichtet. Spektakulär ist das präparierte Exemplar eines vor mehr als 70 Millionen Jahren ausgestorben geglaubten Fisches der Gattung der Quastenflosser (Latimeria chalumnae). Ein lebendes Exemplar ging im Jahr 1938 Fischern in der Nähe von East London ins Netz. Ein weiteres sehenswertes Fossil ist ein säugetierähnliches Reptil, das vor nahezu 230 Millionen Jahren lebte.
Bemerkenswert sind auch die am Nahoon Point gefundenen 124.000 Jahre alten menschlichen Fußabdrücke. Diese und Reste eines Schädels weisen auf menschliches Leben in der Region vor Urzeiten hin.
Nahoon Point
Heroes Park mit dem German Settlers Memorial
Der an der Strandpromenade gelegene schmucklose Platz „Heroes Park“ am Fuße des Signal Hills erinnert mit einem Monument aus Granitstein – es stellt eine Familie dar – und fünf Schautafeln an den Beitrag, den deutsche Siedler Mitte des 19. Jahrhunderts an der Stadtentwicklung leisteten. – Ein zweites Monument des Heroes Park ist eine drei Meter hohe Bronzeskulptur eines gesichtslosen Mannes. Das „Multicultural Man“ genannte Werk des italienischen Künstlers Francesco Perilli steht in sechs Städten auf sechs Kontinenten.
East London Aquarium
Es ist kein überragendes Aquarium das neben dem Indischen Ozean aufragt. Wir besuchten schon interessantere, besser ausgestattete und größere Aquarien. Einen Besuch wert ist die Einrichtung wegen ihrer Pinguinkolonie. Pro Jahr werden etwa 20 Brillenpinguine aufgezogen . Die Jungtiere werden in alle Länder der Welt exportiert. In einer kleinen Voliere werden Pelikane gehalten.
Das Museum agiert zugleich als Pflegestation für verletzte, verölte oder gestresste Meerestiere. Jährlich werden ein paar Hundert angespülte Seevögel, Schildkröten oder Delfine behandelt, aufgepäppelt und wieder in die Freiheit entlassen. Beliebt ist bei Besuchern die Fütterung der Robben.
Empfehlenswert sind Abstecher zur außenliegenden Holzpromenade des Aquariums. Elf Meter über dem Indischen Ozean lassen Besucher die imposante Küstenlandschaft auf sich einwirken oder sie beobachten in der Zeit zwischen August und November Buckelwale sowie große Tümmler. Wenn Wale gesichtet wurden, wird eine blaue Flagge gesetzt.
Ausflüge ins Umland
Als Ausflugsziel empfiehlt sich beispielsweise das 40 Kilometer vom Liegeplatz der Kreuzfahrtschiffe entfernte Inkwenkwezi Private Game Reserve. Mit etwas Glück lassen sich vom Geländewagen in der malariafreien Zone vier der afrikanischen Big Five beobachten. Geführte und kommentierte Wanderungen werden ebenfalls angeboten.
East London – die Kreuzfahrtdestination
Kreuzfahrtschiffe machen dem Anschein nach sehr selten Halt in East London. Die Schiffe docken im Buffalo River an einer trostlosen Pier neben dem stattlichen King’s Warehouse sowie dem Zollgebäude. Ein Kreuzfahrtterminal gibt es nicht. Alles spielt sich unter freiem Himmel ab. In Sichtweite des Terminals legen auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses riesige Autotransporter an, die Mercedes-Neuwagen zu ihren Zielen bringen.
Der Hafenausgang und der Weg hinauf nach East London wirken wenig vertrauenerweckend. An Bord der Kreuzfahrtschiffe wird vor Überfällen gewarnt. Anders als in anderen südafrikanischen Häfen fehlen Taxen oder externe Touranbieter. Vorsichtige Naturen – wie wir – sind gut beraten vorab bei freien Touranbietern oder an Bord der Schiffe eine organisierte Tour zu buchen. Oder sie lassen sich von der Reederei per Shuttlebus zum Eastern Beach fahren. Endstation ist das Aquarium bzw. das German Settlers Memorial. Am vorderen Bereich des Strandes, der „Esplanade“ genannten Promenade sowie am Mini-EKZ Windmill Park fühlt man sich sicher. Anders verhält es sich mit dem entfernteren Strandbereich, der sei aus Sicherheitsgründen zu meiden.
East London - Hafentor
Fazit
Wir sagen es ungern: Im Gegensatz zu Port Elizabeth gefällt uns East London nicht als Kreuzfahrtdestination. Außer Landausflügen in die weitere Umgebung bietet die Hafenstadt wenig Abwechslung. East London entspricht nicht unseren Vorstellungen und Ansprüchen, die wir an ein Ziel von Kreuzfahrtschiffen stellen. Ähnlich denken offenbar die Kreuzfahrtunternehmen: Im kommenden Jahr sind bislang neun, vorwiegend kleinere Kreuzfahrtschiffe in East London gemeldet.
Mai 2023