Faial ist eine der fünf zentralen Inseln des Azoren-Archipels. Innerhalb dieser Gruppe nimmt sie die am weitesten westlich gelegene Position ein. Zwischen den östlichen Nachbarinseln Pico und São Jorge verläuft der Meeresarm Canal do Faial. Die drei sehr unterschiedlichen Inseln bilden ein Dreieck innerhalb der Fünfergruppe.
Faial - der aufgegebene Farol da Ribeirinha
Faial – die kosmopolitische „blaue Insel“
Faials Hauptstadt Horta wird als „kosmopolitisch“ gerühmt. Die Erklärung dafür: Aufgrund seiner Lage entwickelte sich Horta vom 17. Jahrhundert an zum erprobten Hafen an den Schifffahrtsrouten zwischen Europa, Amerika und Asien.
Die Bewunderer Faials nennen die Insel „Ilha Azul“, was so viel wie „blaue Insel“ bedeutet. Den Namen verdankt sie den allgegenwärtigen, wild wuchernden blauen Hortensienhecken. Sie umgeben die Häuser und trennen die Felder.
Rinder vor Hortensienhecken
Fakten und Daten
Faial ist mit 173 Quadratkilometern Fläche die fünftgrößte der neun bewohnten Azoren-Inseln. Gemäß Census-Jahr 2011 lebten mehr als 15.000 Menschen auf der Insel. Etwa ein Drittel der Einwohnerzahl entfiel auf Horta.
Entdeckt wurde Faial im Jahr 1427. Drei Jahrzehnte später landete der flämische Adlige Joost De Hurtere zusammen mit 15 Landsleuten auf der Insel. Die Abenteurer suchten nach Silber und Zinn. Anstelle der begehrten Metalle stieß die Expedition auf fruchtbare Böden. Die Fruchtbarkeit des Ackerlandes sprach sich schnell in Flandern herum. Viele Flamen suchten in der Folgezeit ihr Glück auf Faial.
Es kam noch besser. Wegen des zunehmenden Überseehandels gewann Hortas Hafen an Bedeutung. Dort nahmen Segelschiffe Proviant und Wasser auf. Zitrusfrüchte und Wein der Nachbarinsel Pico wurden über Horta nach Europa verschifft. Das Aufkommen des gewerblichen Walfangs und die Verarbeitung der Tiere trug ebenfalls zum Wohlstand der Einwohner bei. Horta stieg im Azoren-Archipel zum Zentrum des Walfangs auf. Es heißt, dass bis zu 400 Fangboote in der Bucht vor Horta ankerten, um von dort zur Jagd auf Pottwale auszulaufen.
Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden zwischen Europa und Nordamerika Untersee-Telefonkabel verlegt. Faial bot sich auch in diesem Fall von seiner Lage als geeignete Zwischenstation an. Noch im Jahr 1928 wurde das letzte Kabel zwischen Horta und Neufundland im Atlantik versenkt. – Zeitgleich diente die Insel zu Beginn der Transatlantikflüge als Zwischenstation zur Treibstoffaufnahme. Und in der Gegenwart schätzen Hochseesegler bei Atlantikquerungen Horta als geeigneten Zwischenhalt.
Die Marina von Horta
Faial war zuletzt das Zentrum von Vulkanausbrüchen und Erdbeben. Zwischen 1957 und 1958 verzeichnete die Insel im Laufe von 13 Monaten in ihrer nord-westlichen Region mehrere Vulkanausbrüche. Als Folge der Eruptionen entstand mit der Ponta dos Capelinhos eine zweieineinhalb Quadratkilometer große Halbinsel. Vierzig Jahre später verursachte ein Erdbeben große Schäden in den Städten und Dörfern der Insel. Acht Menschen starben und Hunderte Häuser stürzten ein.

Vulcão dos Capelinhos

Vulcão dos Capelinhos - Ascheschichten
Verwaltung und Wissenschaft
Madeira und die Azoren sind die einzigen Autonomen Regionen Portugals. Autonome Regionen besitzen eigene Parlamente, Regierungssitze und Repräsentanzen des portugiesischen Staates. Drei Azoren-Inseln teilen sich die Verwaltungsfunktionen. In Horta auf Faial tagt das Parlament der Azoren. In Ponta Delgada sitzt die Insel-Regierung, und in Angra do Heroísmo auf Terceira wirkt der Vertreter der Zentralregierung.
Horta - im Zentrum das Parlament der Azoren
Die in Ponta Delgada auf São Miguel ansässige Universität der Azoren unterhält in Horta einen Ableger. Die Stadt ist mit den Fakultäten für Ozeanografie und Fischkunde Hochschulstandort.
Wirtschaft und Tourismus
Horta und Portugals Hauptstadt Lissabon trennen rund 1.700 Kilometer Luftlinie. Das Leben im Atlantik ist bei weitem nicht so beschaulich, wie es den Anschein hat. Die wirtschaftliche Situation lässt zu wünschen übrig. Die Arbeitslosenquote auf den Azoren ist hoch: das Durchschnittseinkommen der Azorianer ist niedrig. Unternehmerische Tätigkeit findet hauptsächlich in den Teilbereichen Landwirtschaft, Viehzucht, Fischfang und Dienstleistungen statt. Etwa drei Viertel der Einwohner arbeiten im öffentlichen Dienst und im Dienstleistungssektor. Wachsende Einnahmen werden durch Tourismus generiert. Faial zählte laut offizieller Statistik mehr als 57.000 Besucher und 139.000 Übernachtungen (Stand 2018).

Faial - Agrarland

Faial - Agrarland
Unsere Landausflüge
Im Juni 2021 legt unser Kreuzfahrtschiff, der WORLD VOYAGER, bei einer Azoren-Kreuzfahrt einen Halt im Hafen von Horta ein. Infolge der Covid 19-Pandemie dürfen wir das Schiff nur in organisierten Gruppen verlassen. Am Vormittag unternehmen wir mit den bordeigenen Zodiacs eine einstündige Fahrt um die Halbinsel des Monte da Guia. Danach „entdecken“ wir Faial im Rahmen einer etwa vierstündigen Panoramafahrt mit dem Bus. Auf unserem Programm stehen die Top-Sehenswürdigkeiten und die schönsten Ausblicke der Insel. Die Tour endet in Horta.
Zodiac-Fahrt um die Halbinsel des Monte da Guia
Der WORLD VOYAGER liegt an Hortas modernem Terminal Marítimo. Dort legen kleine Kreuzfahrtschiffe und die regelmäßig zwischen Faial und Pico pendelnden Fährschiffe an. Unser Kapitän hat drei Zodiacs zum Einsatz beordert.

Im Vordergrund Hortas Fähr- und Kreuzfahrtterminal

Hortas Fährterminal
Die Bootsführer umschiffen die äußere Hafenmole und nehmen Kurs auf das erste Ziel, eine mit den Schlauchbooten befahrbare Höhle. Außer uns halten sich Vögel und Krebse in dem Hohlraum auf. Vor der Höhle treiben einige Portugiesische Galeeren, eine den Quallen ähnelnde Gattung der Seeblasen. Auffällig sind sie vor allem wegen ihrer kammähnlichen „Segel“. Vor den giftigen Tentakeln der Kreaturen sollten sich Schwimmer hüten.
Bei kabbeliger See umrundet unser Bootsführer die Halbinsel des Monte da Guia. Wir sehen rechts neben uns den hellen Sandstrand der Praia Porto Pim. Vor uns liegt ein Stadtteil Hortas mit der Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert und dem historischen Stadttor. Neben dem Strandabschnitt sehen wir die Walölfabrik, die heute den Namen Museu da Baleia trägt. Im Museum erfahren Besucher Wissenswertes über Pottwale und die Walfanggeschichte von Horta.
Panoramafahrt mit dem Bus
Es braucht mehrere Tage, um Faial halbwegs kennenzulernen. Soviel Zeit wird uns nicht gewährt. Eine organisierte, mehrstündige Panoramafahrt mit dem Omnibus bringt uns zu einigen Top-Sehenswürdigkeiten der Insel. Die Fahrt führt zum Zentralkrater, mehreren Aussichtspunkten, zur Landzunge von Capelinhos und zurück nach Horta.
Horta - nicht zu verfehlen
Miradouro da Nossa Senhora da Conceiçao
Conceiçao ist eine zur Kreisstadt Horta gehörende, über der Stadt gelegene Stadtgemeinde. Von dem nach der Gottesmutter benannten Aussichtspunkt genießen Besucher den Panoramablick über Faial. Man sieht bei wolkenlosem Himmel Portugals höchsten Berg, den Pico auf der gleichnamigen Nachbarinsel. Bei klarer Sicht sind ebenfalls die entfernt gelegenen Inseln Graciosa und São Jorge zu erkennen. Näher liegen das Stadtzentrum von Horta mit den auffälligen Sakralbauten, das Parlament der Azoren, die Sportboot-Marina und das Terminal Marítimo. Am Aussichtspunkt steht ein Marmor-Denkmal der Senhora da Conceiçao. Das daneben errichtete Kreuz ragt 28 Meter in die Luft.
Caldeira do Faial
Unser nächstes Ziel ist der im Inselzentrum gelegene Miradouro Caldeira do Faial. Nach dem Durchqueren eines kurzen Tunnels erreichen wir den Aussichtspunkt. Er gewährt den Besuchern atemberaubende Ausblicke auf den Krater, dessen Durchmesser 2.000 Meter beträgt. Die durchschnittliche Tiefe des Trichters wird auf 400 Meter beziffert. An den Hängen der Caldeira wachsen Lorbeerbäume. Der Krater entstand im Verlauf der letzten 500.000 Jahre. Wir könnten bei Bedarf und genügend Zeit die Caldeira umwandern. Ein sieben Kilometer langer, spektakulärer Rundweg (PRC04 FAI) mit ungefähr 200 Meter Höhenunterschied bietet sich für dieses Vorhaben an.
Centro de Interpretaçao do Vulcão dos Capelinhos
Auf die Caldeira folgt der noch junge Vulkan Capelinhos. Dazu verlassen wir den Aussichtspunkt, durchqueren das Erholungswaldreservat Florestal de Recreiro da Falea und fahren in Richtung Nordküste, vorbei am Ort Cedros und der Kirche Santa Bárbara. Danach führt die Fahrt zum westlichsten Zipfel der Insel, zum Leuchtturm, zum Vulcão dos Capelinhos und zum Interpretationszentrum.

Farol da Ponta dos Capelinhos

Vulcão dos Capelinhos
Die erste Eruption des Vulkans erfolgte im September 1957. Insgesamt dauerte es 13 Monate bis die Erde zur Ruhe kam. Die Vulkanausbrüche gehören weltweit zu den bestdokumentierten Eruptionen. Am Ende der Ausbrüche hatte Faial zweieinhalb Quadratkilometermeter Fläche dazugewonnen. In dem modernen Interpretationszentrum werden den Besuchern die Entladungen und ihre Folgen mit audiovisuellen Mitteln erklärt.
Ponta do Morro – Castelo Branco
Der Rückweg führt zuerst an Faials Westküste und danach an der Südküste entlang. Dort passieren wir an der Ponta do Morro den Castelo Branco. Zum Aussteigen bleibt keine Zeit. Das markante Felsmassiv Castelo Branco, die „weiße Burg“, ist eine Vulkanformation. Der Fels zeigt sich bei Sonnenschein in strahlendem Weiß. Auf das Massiv folgt eine bizarre Küstenlinie mit steilen Klippen.

Das Felsmassiv Castelo Branco

Castelo Branco - die weiße Burg
Horta auf eigene Faust entdecken
Zum Abschluss der Rundfahrt hält der Bus im Zentrum Hortas. Gäste, die sich im Ort die Beine vertreten möchten, dürfen den Bus verlassen. Wer das nicht mag, wird zum Schiff zurückgebracht. Wir nutzen die Auszeit und sehen uns in Hortas Zentrum um. Im Anschluss daran legen wir die knapp zwei Kilometer Entfernung bis zum WORLD VOYAGER zu Fuß auf der gepflegten Uferpromenade zurück. In Horta vergessen wir für kurze Zeit, dass wir zu Corona-Zeiten Urlaub machen.
Marina da Horta
Seit Beginn der Seefahrt liegt Horta an gängigen Schifffahrtsrouten. Seit Langem ist die Kleinstadt ein Zwischenziel jener Segler, die mit Hochseeyachten über die Meere schippern. Hortas Hafen bietet alles, was Besitzer der Yachten benötigen: genügend Liegeplätze, Reparaturen, Treibstoff, Wasserversorgung, Proviant und mehr. Zum Dank hinterlassen die Crews mehr oder weniger gekonnte Malereien im öffentlichen Raum. Die Legende besagt, dass Segler, die solches tun, sicher an ihr Ziel gelangen. Die vielfältigen Darstellungen zeugen vom Aberglauben der Segler.

Horta - traditionelle Malereien der Segler

Horta - traditionelle Malereien der Segler
Peter Café Sport
Eine Institution Hortas ist für Einheimische, Touristen und die Seglergemeinde das Peter Café Sport. Seit mehr als 100 Jahren besteht die urige Kneipe, die in vierter Generation in Familienbesitz ist. Weltumsegler, Journalisten und Schriftsteller haben die traditionsreiche Einrichtung weltberühmt gemacht. In der Vergangenheit nutzten die Segler das Café als Wechselstube, Poststation, Informationsbüro, Wetterstation …
Kirche Nossa Senhora das Angústias
Die dreischiffige Kirche liegt im gleichnamigen Stadtteil von Horta. Das dem Seglerhafen abgewandte Gotteshaus steht am Standort der ehemaligen Santa Cruz Kapelle. In der Kirche ruhen die Gebeine der Stadtgründer. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche im neoklassizistischen Stil errichtet. Außen verleihen Steinquader aus schwarzem Basalt der Kirche ein einprägsames Aussehen. Im Inneren dominieren reichhaltige Täfelungen, vergoldete Schnitzereien und Mahagoni-Möbel. Nossa Senhora das Angústias besitzt eine reichhaltige Statuen-Kollektion. Die Hauptattraktion ist die Skulptur der Heiligen.

Faial - Horta - Nossa Senhora das Angústias

Faial -Pflasterung vor der Nossa Senhora das Angústias
Forte de Santa Cruz da Horta
Das Forte de Santa Cruz da Horta überblickt den historischen Hafen. Die Festung wurde im 16. Jahrhundert zusammen mit zwei weiteren Bastionen zur Verteidigung des Hafens angelegt. Das Fort ist ein portugiesisches Nationaldenkmal. In seinen Mauern befindet sich die Pousada Forte da Horta.

Forte de Santa Cruz da Horta - Landseite

Forte de Santa Cruz da Horta - Wasserseite