Knapp 63 Kilometer Luftlinie trennen das niedersächsische Cuxhaven und die in der Deutschen Bucht gelegene Insel Helgoland. Genau genommen besteht Helgoland aus zwei Inseln: der Hauptinsel und der Sandinsel „Düne“. Zusammengenommen kommen beide Inseln auf nicht mehr als zwei Quadratkilometer Landfläche. Rechnet man die Meeresgebiete im Hafenbereich dazu, ergibt sich eine Gesamtfläche von vier Quadratkilometern. Ende 2021 lebten weniger als 1.300 Menschen dauerhaft auf Helgoland oder „Deät Lunn“, wie die Insulaner ihr Eiland in friesischer Sprache nennen.
Helgoland aus nordwestlicher Richtung
Helgolands Sandinsel Düne
Der erste Eindruck
Von Nordwesten kommend nehmen Helgolands Besucher als erstes den Buntsandsteinfelsen wahr. Die am höchsten Punkt maximal 61 Meter messende Hauptinsel gliedert sich in die Regionen Unter-, Mittel- und Oberland. Das Wahrzeichen Helgolands ist der markante, „Lange Anna“ genannte, Felsen.
Lange Anna - Vogelparadies
Ursprünglich waren beide Inseln durch einen Naturdamm miteinander verbunden. Die Neujahrsflut des Jahres 1721 zerstörte diese Verbindung. Die „Düne“ dient den Helgoländern und ihren Gästen als Badeinsel. Dort befinden sich überdies der Flug- und der Campingplatz.
Helgoland im Laufe der Geschichte
Der regionale Tourismus Service beziffert das Alter der Insel auf rundgerechnet 8.000 Jahre. Den für die Insel typischen Buntsandstein gibt es seit rund 250.000 Jahren. Die Helgoländer kennen ihre Insel als Seefestung, Rückzugsort von Piraten, Lotsenstation und Warenumschlagszentrum. Von 1714 an gehörte die Insel zu Dänemark. Im Jahr 1807 fiel es als Kronkolonie an das Vereinigte Königreich. Im Jahr 1890 übergaben die Briten die Insel im Tausch gegen ostafrikanische Einflussbereiche an Deutschland. Mit dem Betrieb eines Seebades wurde im Jahr 1826 unter britischer Regie begonnen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg war Helgoland ein mit Bunkeranlagen stark befestigter Marinestützpunkt. Nach Kriegsende unternahmen die Engländer im Jahr 1947 den Versuch, die Insel und ihre Befestigungen mit der größten nichtnuklearen Sprengung zu vernichten. Die Insel widerstand und wurde im Jahr 1952 an Deutschland zurückgegeben.
Helgolands Nordmole
Helgolands Haupterwerbsquellen – Tourismus und Windenergie
Bis ins 19. Jahrhundert fristeten die Helgoländer ihren Lebensunterhalt traditionell mit Fischfang und Lotsenwesen. In der Gegenwart hängt das wirtschaftliche Überleben vom Tourismus, der Windenergie und zweier Forschungseinrichtungen ab.
Helgolands Status als staatlich anerkanntes Seeheilbad begünstigt den Tourismus. Nach wie vor lockt die Insel in den Sommermonaten Tagesausflügler mit begrenzter Zoll- und Umsatzsteuerfreiheit. Ein weiterer Anziehungspunkt sind die Vogelpopulationen am Lummenfelsen. Während der Brutzeit verfolgen Vogelliebhaber aus aller Welt das Brutverhalten der Tiere aus nächster Nähe.
Brütende Basstölpel auf dem Lummenfelsen
In mehr als 20 Kilometer Entfernung werden mehrere Windparks betrieben. Deren Gewerbesteuereinnahmen spülen Geld in die Stadtkasse. Die Einnahmen tragen – wie zu vernehmen ist – zu einem mehr als ausgeglichenen Haushalt der Gemeinde bei. Hinzu kommen an die 100 durch die Windenergie angestoßene, dauerhafte Arbeitsplätze auf der Insel.
Als Forschungseinrichtung hat sich das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf der Insel etabliert. Es untersucht die Grundlagen des Lebens im Meer. Eine weitere wissenschaftliche Einrichtung ist die Vogelwarte Helgoland.
Helgoland – wie hinkommen?
Die Insel ist ausschließlich auf dem Luft- und Wasserweg zu erreichen. Flugverbindungen mit kleinen Flugzeugen führen von und nach Nordholz/Spieka, Uetersen und Heide/Büsum.
Helgolands Hafen
Zu Saisonzeiten fahren Seebäderschiffe von mehreren deutschen Festlandhäfen nach Helgoland. Ein ganzjähriger Linienverkehr besteht zwischen Cuxhaven und Helgoland. Von Hamburg fährt der Katamaran Halunder Jet zur Insel.
WORLD VOYAGER auf Reede vor Helgoland
Es ist das Privileg kleiner Kreuzfahrtschiffe Helgoland anzusteuern. Die Insel verfügt nicht über die Kapazitäten, die Passagierfluten großer Passagierschiffe zu handhaben. Was kleinen Schiffen mühelos gelingt, stellt für große Kreuzfahrtschiffe ein Problem dar. Hinzu kommt, dass Helgoland Tausende Gäste eines einzigen Schiffes nicht bewältigen kann. Wir besuchten die Insel mit dem Expeditionsschiff WORLD VOYAGER. Über unsere Eindrücke des Zwischenstopps berichten wir unter Helgoland Sehenswürdigkeiten.
August 2022