Mit dem Kreuzfahrtschiff in Juneau
Weit mehr als 500 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen sah Juneaus Hafenkalender in der Sommersaison 2018 vor. In den Monaten Mai bis September besuchen Gäste aus vielen Ländern die Hauptstadt Alaskas. Sie reisen nicht wegen etwaiger städtebaulicher Kleinode an; denn die gibt es nicht. Sie kommen nach Juneau, um Alaskas wilde Natur kennenzulernen.
Welcome to Juneau
Ein erster Blick von einem der oberen Decks des Kreuzfahrtschiffs präsentiert Juneau aufs Erste als geschäftige Stadt. Die neben den Docks verlaufende S. Franklin Street ist stark befahren, und die Geschäftshäuser besitzen den Charme von Zweckbauten.
Juneau Visitor Center
Während des Landgangs bestätigt ein zweiter Blick, dass es Juneaus Gemeinwesen an städtebaulichen Glanzlichtern fehlt. Lediglich das State Capitol und der offizielle Residenz des Gouverneurs (Governor’s Mansion) bilden eine Ausnahme. In Sichtweite des Capitol Building steht die mannsgroße Statue des US-Außenministers William Henry Seward. Ihm fiel die Aufgabe zu, dem russischen Kaiserreich die Region Alaska abzukaufen. Juneaus Stadtbild im Allgemeinen ist unverfälscht, nüchtern und praktisch; schick ist es nicht.
Das für Touristen bereitgehaltene Warenangebot ist auf deren Bedürfnisse hin orientiert. Geboten werden sowohl hochwertiges Kunsthandwerk der „First Nations“, womit die indianischen Ureinwohner gemeint sind, als auch in Fernost gefertigter Schnickschnack. Und auch die gewohnten Schmuckhandelsketten sind am Ort vertreten.
Juneaus Einkaufsmeile
In der 5th Street steht die russisch orthodoxe Kirche St. Nicholas. Gleich daneben sieht man die Mutterkirche der Diözese Juneau, die Cathedral of the Nativity of the Blessed Virgin Mary. Nicht dass beide besonders reizvoll wären; doch aus dem umgebenden Einerlei heben sie sich wohltuend ab.
Als Gemeinwesen bietet Juneau wenig. Als Ausgangspunkt zu Alaskas überwältigender Natur ist die Destination einmalig. Es bedarf keiner langen Fahrt, um die Top-Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Wie immer sind die Kreuzfahrtunternehmen im Vorfeld bemüht, ihren Gästen kostspielige Schiffstouren zu verkaufen. Was Juneau anbelangt, können Ausflüge zu günstigeren Konditionen vor Ort bei Veranstaltern gebucht werden. Auf Flüge mit Wasserflugzeugen und Hubschraubern gehen wir an dieser Stelle nicht ein.
Verkauf von Ausflugstouren
Mendenhall Gletscher
Juneaus Top-Adresse ist der Mendenhall Gletscher. Er liegt im Tongass National Forest. Jeder National Forest der USA unterliegt der Kontrolle der Bundesregierung. Der Tongass National Forest ist mit 69.000 Quadratkilometern der größte Staatswald der USA.
Fjorde und Gletscher prägen das Landschaftsbild des Waldgebietes. Der Mendenhall Gletscher wiederum ist einer von 38 „großen“ Gletschern des 3.885 Quadratkilometer umfassenden Juneau Icefield.
Der einfachste und zugleich teuerste Weg ist es, eine der angebotene Flightseeing-Touren mit Zwischenlandungen auf dem Gletscher zu buchen. Ergänzend werden Hundeschlittenfahrten und Gletscherwanderungen angeboten. Wer wie wir die Kosten für derartige Erkundungsflüge scheut, fährt mit den „blauen“ und „weißen“ Shuttlebussen zum Gletscher-Visitor-Center. Öffentliche Busse bedienen das Informationszentrum nicht.
Je nach Tageszeit, Wetterlage und Verfassung bleibt der Tagesgast im Bereich des Centers oder er geht auf rollstuhlgeeigneten Wegen bis hinüber zu den Nugget Falls, der zweiten Attraktion des Gletschergebiets. Die beiden übereinander liegenden, vom Nugget Glacier gespeisten Wasserfälle haben Fallhöhen von 30 Metern und 85 Metern. Und wenn der Besucher Glück hat, zeigt ihm ein Park Ranger ein junges Stachelschwein.
Im Mendenhall Glacier Visitor Center werden nützliche und lehrreiche Informationen über das Gletschersystem gegeben.
Die Fahrt zum Gletscher führt über 19 Kilometer Distanz. Auf dem Hinweg wird ein Umweg zum Aussichtspunkt Homestead Park gefahren. Von dort hat man uneingeschränkte Ausblicke auf die Liegeplätze der Kreuzfahrtschiffe. Die Tickets für die weißen und blauen Shuttlebusse werden in Hütten vor dem Liegeplatz des Schiffes verkauft. Die Fahrt mit dem weißen Bus kostet 50 US-Dollar pro Person. Die Tour in dem alten Schulbus ist völlig überteuert. Aber man ist in Alaska, bekannt als „the last frontier“ (die letzte Grenze). Die Saison wärt nur vier Monate und Alaskas Winter sind lang. Und der Blick auf den Mendenhall Gletscher ist einen Besuch wert. Auch wenn der Ticketpreis teuer erscheint.
Mount Roberts
Juneau liegt unterhalb der Coast Mountains. Einer dieser Küstenberge ist der 1.164 Meter hohe Mount Roberts. The Goldbelt Mount Roberts Tramway bringt die Fahrgäste während der Kreuzfahrtsaison innerhalb von fünf Minuten auf 530 Meter Höhe über NN. Bei gutem Wetter soll die Aussicht auf Juneau und den Gastineau Channel phantastisch sein. Es erschließen sich vielfältige Wanderwege, und das benachbarte Raptor Center lädt zum Besuch der Raubvögel, darunter ist auch ein Weißkopfseeadler. Bei den Vögeln handelt es sich um flugunfähige oder verunfallte Greifvögel. Alternativ zur teuren Seilbahn gibt es einen auf die Höhe führenden Trail. Auf die Besucher warten ein Gipfelrestaurant und eine Ladenzone.
Mount Roberts Tramway
Die Talstation der Seilbahn liegt gut sichtbar vor einem der Cruise Terminals.
Bootstouren
Die Gewässer vor Juneau wimmeln von Meeressäugern. Wale, Delfine und Seelöwen zählen zum Lokalkolorit. Zur Beobachtung werden unterschiedliche Bootstouren angeboten. Auch diese können wetterabhängig kurzfristig vor Antritt der Fahrt an den Tickethäuschen erstanden werden.
Anmerkung
Die vorliegenden Fotos entstanden Ende September unter schlechtesten Wetterbedingungen. Sie vermitteln dennoch einen Eindruck der großartigen, wilden Landschaft. Wie schön muss Juneaus Umgebung erst bei Sonne wirken! Zum Trost hörten wir mehrfach die ungemein aufbauende Empfehlung: „Prepare for the worst and hope for the best“ (Rechne mit dem Schlimmsten und hoffe auf das Beste).
Den Windfall Fisherman schert das Wetter nicht
Update April 2021