Bereits heute steht fest, dass weit mehr als 300 kleine und große Kreuzfahrtschiffe im Jahr 2025 Kurs auf die türkische Hafenstadt Kuşadası nehmen. Kreuzfahrtschiffe laufen die 70 Kilometer Luftlinie südlich von Izmir gelegene Stadt vor allem wegen ihrer Nähe zur UNESCO Weltkulturerbe-Stätte Ephesos an. Wir besuchen die Stadt mit Royal Caribbeans Mariner of the Seas.
Wir möchten Ephesos sehen, weil die Ruinenstätte eine der größten und bedeutendsten archäologischen Fundstellen weltweit ist. Als unabhängig agierende Kreuzfahrt-Teilnehmer tendieren wir grundsätzlich zu individuellen Ausflügen. Nur wenn es unvermeidlich ist, schließen wir uns einer Gruppe an. Was Kuşadası anbelangt ist die Aufenthaltsdauer unseres Kreuzfahrtschiffs knapp bemessen. In Hinblick auf die Fülle der antiken Ruinen halten wir es für empfehlenswert, uns einer geführten Tour anzuschließen. Zwischen zwei Varianten dürfen wir wählen.
Variante 1 – Buchung einer Tour beim Kreuzfahrtunternehmen
Die bequemste Form ist die Buchung eines Landausflugs beim Kreuzfahrtunternehmen. Royal Caribbean verlangt ein kleines Vermögen für den geführten Ausflug nach Ephesos. Wir wären mit bequemen Reisebussen in einer größeren Gruppe gereist, und hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit am Ziel angekommen am hinteren Ende der Gruppe nicht verstanden, was der Führer vorne sagt.
Variante 2 – Wahl eines unabhängigen Veranstalters
Für den individuellen Ausflug bieten sich Taxifahrer oder private Agenten an. Für die Fahrten werden Preise zwischen 60,00 und 100,00 Euro genannt. Teilt man sich zu viert ein Taxi, ist der Fahrpreis akzeptabel. Der Taxifahrer setzt die Gäste am Ziel vor dem oberen Tor der Grabungsstätte ab und erwartet sie eine Stunde später am unteren Tor.
Ephesos - Eingangsbereich am Oberen Tor
Wir entscheiden uns gegen ein Taxi und für eine geführte private Tour. Im modernen Kreuzfahrtterminal befinden sich diverse Geschäfte und das Büro der Kropki Organization & Travel Agency, einer überregional operierenden Agentur. Der Anbieter ist nicht zu übersehen, da ständig ein Mitarbeiter aus dem Fenster lehnt und Vorübergehende zu Touren einlädt. Im Jahr 2024 werden von verschiedenen Veranstaltern je nach Umfang und Dauer der Ausflüge Ticketpreise zwischen 20,00 bis 50,00 Euro pro Person aufgerufen. Inkludiert sind Versicherung, ein klimatisierter Minibus in erstklassigem Zustand und ein Guide, der die Tour fachkundig führt. Nicht enthalten sind die Eintrittsgelder zu den Sehenswürdigkeiten. Besucht werden im Verlauf von vier Stunden das Gottesmutterhaus, sieben Kilometer oberhalb von Ephesos, die Ausgrabungen von Ephesos und die Reste des Artemis-Tempels in Selçuk.
Seit unserem Besuch in Ephesos ist viel Zeit vergangen. Für den Zutritt zum Ausgrabungsbereich von Ephesos fallen inzwischen Eintrittsgelder von 1.400 Türkischen Lira (40,00 Euro) an. Als wir die Grabungsstätte besuchten, lagen die Preise bei 2,50 Euro. Der Hauptvorteil eines von einem freien Touranbieter organisierten Ausflugs ist jedoch nicht der Preis, sondern die durch die kleine Reisegruppe gebotene Flexibilität. Im Übrigen dürfte es sehr wahrscheinlich sein, dass die Kreuzfahrtunternehmen die gestiegenen Eintrittspreise an ihre Kunden weitergeben.
Ausflüge und Aktivitäten Ephesos buchen
Das Gottesmutterhaus – das Haus der Mutter Maria
Das Ausflugsprogramm beginnt mit dem Besuch des Gottesmutterhauses. Das Haus liegt am Bülbül Dağı, dem Nachtigallenberg, sechs Kilometer oberhalb von Ephesos in 380 Meter Höhe über dem Meer. Der Legende nach habe dieser Ort Maria, der Mutter Jesu, einst als zeitweiliger Wohnsitz gedient. Später wurde auf dem Hügel ein byzantinisches Kirchen- oder Klostergebäude errichtet. Ein parkähnliches Gelände umgibt die Kultstätte mit dem großen Taufbecken und der eigenen Quelle. Bei dem aktuellen Bau handelt es sich um die Rekonstruktion eines Gebäudes.
Die Mauer der Quelleinfassung trägt Tausende von Pilgern hinterlassene Zettel mit individuellen Wünschen und Anliegen. Einmal im Jahr werden die Zettel entfernt und verbrannt. Wir vermögen die Bedeutung der ruhigen und gepflegten Stätte für die Gläubigen nicht einzuschätzen. Sie dürfte groß sein; drei Päpste besuchten bislang den Wallfahrtsort.
Das Gottesmutterhaus ist nicht allein ein christliches Pilgerziel. Muslime verehren dort Maryam, die Mutter des Propheten ʿĪsā ibn Maryam.
Die Ruinen von Ephesos
Die Besichtigung des weitläufigen, eingezäunten Geländes startet am oberen Tor. Nach einführenden Erklärungen unseres Guides folgen wir dem Weg bergab. Unserem Begleiter zufolge war Ephesos ehemals die zweitgrößte Stadt des römischen Imperiums. In Beschreibungen ist nachzulesen, dass die ehemalige Handels- und Hafenstadt annähernd 200.000 Einwohner hatte. Das klingt unfassbar und legt den Schluss nahe, dass noch viel Bausubstanz unter der Erde begraben liegt.
Auf unserem Weg ins Tal fallen uns 17 Sehenswürdigkeiten auf. Nicht alle bedürfen einer speziellen Erwähnung. Bemerkenswert fanden wir die oberen Bäder und die Agora mit dem Rathaus. Von Bedeutung sind das Odeion, ein kleines Theater mit 1.400 Plätzen, und die Gemeinschafts-Latrine, die gleichzeitig 48 weniger privilegierten Römern Platz bot. Die höheren Stände genossen im Gegensatz dazu in ihren Villen allen Komfort der damaligen Zeit.
Auf die Latrinen folgen der Hadrianstempel und die Celsus-Bibliothek. Die Bibliothek wird als die drittgrößte der Antike beschrieben. An die Celsus-Bibliothek schließt ein Areal mit Läden und Werkstätten an. Gigantisch wirkt das Große Theater, das 24.000 Plätze aufwies. Bis vor wenigen Jahren wurden noch Veranstaltungen im Amphitheater abgehalten.
Nach dem Theater sehen wir die zum damaligen Hafen führende Straße. Ephesos war in seiner Blütezeit der wichtigste Hafen Kleinasiens. Später versandete der Hafen, und, der Niedergang der Stadt begann. Bemerkenswert war, dass 50 Laternen die Straße ausleuchteten.
Insgesamt dauert die Führung durch die Ruinen von Ephesos eineinhalb Stunden. Unser Tour-Guide ist sachkundig und routiniert. Am unteren Tor erwarten eine WC-Anlage, diverse stationäre und ambulante Händler sowie der Kleinbus die Teilnehmer des Ausflugs. Der bringt uns kurz darauf zum nächsten Ziel, dem Artemis-Tempel.
Unsere spezielle Empfehlung für Ephesos: Ausreichend Getränke mitnehmen!
Die Reste des Artemis-Tempels
Der Tempel der Artemis galt einst als eines der Sieben Weltwunder der Antike. Das Heiligtum lag in einem flachem Gelände, das später versumpfte. In der Gegenwart sind lediglich die Grundmauern und ein paar Säulenreste zu erkennen. Nichts von dem, was auf die ehemalige hellenistische Pracht schließen lässt. Der Tempel bestand vollständig aus Marmor. Die 17,50 Meter hohen Säulen und ihre Kapitelle waren kunstvoll gestaltet. Die schönsten Fundstücke des Tempels besitzt das British Museum in London.
Selçuk - Tempel der Artemis - Säulenrest
Resümee des Landausflugs
Der Ausflug nach Ephesos dauert rundgerechnet 4½ Stunden. Abgesehen von dem uns überflüssig erscheinenden Besuch einer am Wege liegenden Teppichmanufaktur ist die Fahrt das Geld wert und unverzichtbar.
Kuşadası zum Abschluss
Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Mariner of the Seas, verlassen wir erneut das Schiff, um etwas von Kuşadası zu sehen. Zuerst wenden wir uns in Richtung Pigeon Island, einer Felsinsel. Ein Damm verbindet die Insel mit dem Festland. Bemerkenswert an der Insel ist ein von Mauern umgebenes Kastell. Vom Damm starten kleine Boote zu Rundfahrten. Eine Seite der Insel besitzt einen Strandabschnitt.
Den in Sichtweite des Kais der Kreuzfahrtschiffe liegenden Basar besuchen wir nicht. Stattdessen wenden wir uns der properen Promenade zu. Unser abschließender Eindruck: Kusadasi ist ein gepflegter Ferienort mit vielen Läden, Lokalen und diversen Aktivitäten. Nicht mehr und nicht weniger.
Update Juli 2024