Wir besuchen die Kanaren-Insel La Palma mit dem Kreuzfahrtschiff. Die Schiffe steuern regelmäßig die Inselhauptstadt Santa Cruz de la Palma an. Der überschaubare Hafen bietet Platz für zwei Kreuzfahrtschiffe. Den Anleger und die historische Altstadt von Santa Cruz trennen wenige Hundert Meter Fußweg. In der etwas näher gelegenen Touristinformation erhalten Tagesgäste vielseitige Informationen zu den Inselzielen. Auf unserem Tagesprogramm stehen der Parque Nacional de la Caldera de Taburiente und die Inselhauptstadt.

Santa Cruz de La Palma - Kreuzfahrtterminal

Santa Cruz de La Palma - Tourismusbüro
Caldera de Taburiente
Als Erstes klären wir die grundsätzliche Frage: Buchen wir einen Mietwagen oder nehmen wir den Bus? Dabei hilft uns ein deutschsprachiger Mitarbeiter der Tourismusinformation. Er gibt uns Hinweise zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem händigt er uns ein paar hilfreiche Unterlagen aus.
Wir entscheiden uns für den Bus. Die Überlandbusse auf La Palma sind trotz bergiger und kurvenreicher Strecken schnell unterwegs. Die Einzelfahrt kostet 2,60 Euro (Stand 2022). Der Standardpreis gilt für alle Strecken über 20 Kilometern. Um zur Caldera zu gelangen, nehmen wir den nach Los Llanos fahrenden Bus (--> Fahrplan Buslinie 300 - S/C Palma - Los Llanos).
Der Bus stoppt am modernen Besucher- und Informationszentrum in El Paso, dem Ausgangspunkt der Caldera-Touren. Die Fahrt dauert eine gute halbe Stunde. Im Besucherzentrum erhalten wir weitere Hinweise zur Caldera und die Empfehlung, die nächsten Kilometer mit dem Taxi zu fahren. Großraumtaxen parken 50 Meter vom Zentrum entfernt.

Besucher- und Informationszentrum in El Paso

Haltepunkt der Sammeltaxis in El Paso
Der Weg hinauf zum auf 1.287 Meter Höhe gelegenen Ausgangspunkt La Cumbrecita führt durch ein enges Tal. Das Taxi fährt die Strecke in 15 Minuten. Wir staunen, dass Tour-Busse unseres Schiffes die steile Strecke bewältigen. Die Busfahrer sind um ihre Aufgabe nicht zu beneiden.
Touristenbus mit Ziel La Cumbrecita
Auf der Höhe beginnen Wanderer ihre mehrstündigen Touren. Wir gehen herum, bewundern die phänomenale Felslandschaft der Caldera und genießen die Ruhe. Zum vereinbarten Termin holt uns das Taxi ab und bringt uns zurück zum Besucherzentrum. Dort nehmen wir den nächsten Bus zurück nach Santa Cruz de La Palma.
Die Busse verkehren in der Hauptverkehrszeit alle 30 Minuten. Außerhalb dieser Zeitspanne fahren die Busse stündlich.
Santa Cruz de la Palma
Zurück in Santa Cruz beginnen wir unseren Rundgang durch die Inselhauptstadt. Das gesamte alte Stadtzentrum wurde zum kunsthistorischen Baudenkmal erklärt. Die wichtigsten touristischen Ziele liegen an der mit Kopfsteinen gepflasterten Calle O’Daly.
Calle O’Daly
Für spanische Verhältnisse klingt der Straßenname ungewohnt. Benannt wurde die Fußgängerstraße nach dem irischen Händler O’Daly, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Santa Cruz sesshaft wurde. Die Stadt war infolge des Handels mit der Neuen Welt und durch Zuckerrohr- und Weinanbau zu Ansehen und Wohlstand gelangt. Der Reichtum manifestierte sich unter anderem in der Architektur.
Fußgängerzone Calle O’Daly
In der Gegenwart ist es nicht vorstellbar, dass die Stadt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine internationale Handelsmetropole war, die nach Sevilla und Antwerpen den größten Hafen des spanischen Weltreichs besaß. Heute ist Santa Cruz eine unbedeutende Kleinstadt mit wenig mehr als 15.000 Einwohnern, denen jedoch schöne, repräsentative Bauten aus der Blütezeit der Stadt geblieben sind.
Bedeutende Bauten in der Calle O’Daly
Ein bemerkenswertes Bauwerk in der Calle O’Daly ist der Palacio Salazar. Das beeindruckende Herrenhaus mit dem schönen Innenhof wurde im frühen 17. Jahrhundert errichtet. Das Haus wird für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt.
Etwas weiter liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite das im Renaissance-Stil erbaute Rathaus. In der Mitte des 16. Jahrhunderts fiel der Vorgängerbau einem Brand zum Opfer. Das aktuelle Gebäude wurde um 1559 errichtet. Vier mächtige Bögen im Erdgeschoss prägen das äußere Erscheinungsbild. Im Inneren nehmen Besucher aufwendige, geschnitzte Holzdecken und Türen wahr.

Santa Cruz de La Palma - Rathaus

Santa Cruz de La Palma - Treppe im Rathaus
Dem Rathaus gegenüber liegt die dreischiffige Iglesia de El Salvador. Eine erste Kirche wurde an diesem Standort 1503 fertiggestellt. Nach Überfällen und Brandschatzungen französischer Piraten wurde die Kirche ab 1553 bis ins 18. Jahrhundert in mehreren Etappen neu errichtet. Merkmale des Gotteshauses sind das gewaltige Renaissance-Portal und die aus Kiefernholz gefertigte und im Mudejar-Stil gestaltete Decke des Kirchenschiffs.
Santa Cruz de La Palma - Iglesia de El Salvador
Zwischen dem Rathaus und der Iglesia de El Salvador liegt die Plaza de España. Von dort führen Stufen hinauf zum Stadtteil San Sebastián, zum Kloster des Heiligen Dominikus und zur Wallfahrtskapelle von San Telmo.
Hinter dem Rathaus beginnt die Calle Anselmo Pérez de Brito. Am Hang darüber, um einen Straßenzug versetzt, steht die im Renaissance-Stil errichtete Iglesia de San Francisco. Die Kirche ist ein kunsthistorisches Denkmal. Mit dem Bau der verschwenderisch ausgestatteten Kirche wurde im 16. Jahrhundert begonnen. Einst gehörte sie zum Kloster Real Convento de la Inmaculada Concepción, das heute als Standort des Inselmuseums Convento de San Francisco genutzt wird. Das Museum besitzt Sammlungen zur Geschichte, Völkerkunde und Kunst. Die Ausstellungsräume gruppieren sich um den Kreuzgang.

Iglesia de San Francisco

Iglesia de San Francisco
Teatro Chico und die Plaza de Mercado
Zurück zur Calle Anselmo Pérez de Brito: Einen Block nördlich liegt das Teatro Chico. Seit 1866 wird das Gebäude für Veranstaltungen und kommunale Festlichkeiten genutzt. Ursprünglich war es Bestandteil des einstmaligen Krankenhauses Hospital de Dolores y Concepción. Neben dem Teatro Chico liegt an der Plaza del Mercat die Markthalle.

Teatro Chico

Plaza de Mercado
Das Kneipenviertel der Placeta de Borrero
Wir folgen der Straße bis zur Placeta de Borrero. Um sie herum erstreckt sich ein kleines Kneipenviertel. An der Placeta empfiehlt es sich, durch eine Seitengasse in Richtung Meer zu gehen. Nach wenigen Schritten erreicht man die Avenida Maritíma. Die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammenden Häuser besitzen schöne, nachträglich angebrachte Holzbalkone.
Plaza de la Alameda
Die Calle Anselmo Pérez de Brito geht in die von hohen Bäumen umgebene Plaza de la Alameda über. Ins Auge fallen ein maurischer Kiosk und die Skulptur eines Zwerges mit einem überdimensionierten Hut. Er symbolisiert unverkennbar Napoléon Bonaparte. Die Insel gehörte einst für kurze Zeit zu Frankreich.

Plaza de la Alameda mit dem maurischen Kiosk

Plaza de la Alameda - die Zwergen-Statue
Hinter der Plaza steht der Nachbau der Karavelle Santa Maria. Sie war das Flaggschiff, mit dem Christoph Kolumbus in den Jahren 1492/93 seine erste Expedition in die Neue Welt antrat. Die Schiffsmaße und Besatzung: knapp 24 Meter in der Länge und nahezu 8 Meter in der Breite; 39 Mann. Es ist schwer vorstellbar, unter welchen Bedingungen vor mehr als 400 Jahren Meere befahren wurden. Entbehrungen und der Kampf ums Überleben waren an der Tagesordnung. Im unteren Bereich der aus Beton und Holz gefertigten Karavelle ist ein Schifffahrtsmuseums untergebracht. Dort gibt es Seekarten, Navigationsinstrumente und Flaggen zu besichtigen. Die Einwohner der Stadt nennen das Schiff „Barco de la Virgen“.

Santa Cruz de La Palma - Replikat der Santa Maria

Replikat der Santa Maria mit dem Museo Naval
Zwei Festungen
La Palma war – wie die übrigen Inseln des Kanarischen Archipels – wiederholt das Ziel von Piratenüberfällen. Die beiden Festungen wurden zum Schutz vor Piraten errichtet.
Am Meer liegt die Festung Real Castillo de Santa Catalina. Das ab Mitte des 16. Jahrhunderts auf Geheiß König Karl V. errichtete Kastell war Teil eines Verteidigungsgürtels. Der Grundriss ist quadratisch. An den Eckpunkten wurden zu Verteidigungszwecken dreieckige Bollwerke installiert. Die Festung besitzt einen weiten Hofraum, Gefängnis, Lagerräume, eine Behausung des Kastellans und Räume für die Garnison. Die Festung wird als nationalhistorisches Denkmal genutzt.
Festung Real Castillo de Santa Catalina
Eine zweite Festung ist das Castillo de La Virgen, das Kastell der Jungfrau. Die unvollständig erhaltene Anlage stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie befindet sich in Sichtweite der Santa Maria, jenseits des Barranco de Las Nieves.
Castillo de La Virgen
Resümee
Die Kanaren-Insel La Palma ist es wert, besucht zu werden. Aus Sicht des Tagesgastes ist die Caldera de Taburiente einzigartig. Außerdem ist Santa Cruz de La Palmas historische Altstadt sehenswert. Bei einem längerem Aufenthalt würden wir zusätzlich die zerklüftete Nordküste ansehen.
Ohne Zweifel ist das abseits des Massentourismus gelegene La Palma ein ideales Reiseziel für Wanderer und Naturliebhaber. Wir kämen gern zurück auf die Insel.
Update Juli 2022