Während unserer Kreuzfahrt im Indischen Ozean ist eines der Reiseziele das französische Übersee Departement La Réunion.
Gegen Mittag erreicht das Kreuzfahrtschiff den Hafen von La Possession. Wir planen, den Nachmittag in der 20 Kilometer entfernten Inselhauptstadt Saint Denis zu verbringen. Am Folgetag machen wir eine Inselrundfahrt im Sammeltaxi.
La Réunion - Cruise Terminal La Possession
Das etwa 150.000 Einwohner zählende Saint Denis liegt im Norden der Insel. Die Stadtgründung erfolgte im Jahr 1667. Drei Jahre zuvor erhielt die französische Ostindienkompanie das Seefahrt- und Handelsmonopol für die Insel Île le Bourbon, die später in La Réunion umbenannt wurde. Inselhauptstadt ist Saint Denis seit 1738. Von da an wurde die Stadt systematisch geplant und aufgebaut.
La Réunion - St. Denis - Die Präfektur
Heute ist St. Denis Verwaltungszentrum, Universitätsstadt, Wirtschaftsstandort sowie Sitz des Bistums Saint-Denis-de-La Réunion. Im Stadtkern ist unschwer die ursprüngliche schachbrettartige Stadtplanung mit von Norden nach Süden verlaufenden Verkehrsachsen und im rechten Winkel querenden Straßen zu erkennen. Das Stadtbild weist viele repräsentative Gebäude auf, von denen die meisten sich in gutem Zustand befinden.
La Réunion - St. Denis - Avenue de la Victoire
Das Stadtbild ist sauber und gepflegt. Es macht Spaß, die Stadt zu erkunden. Die meisten der von uns vorgestellten Bauten liegen an den ineinander übergehenden Straßen Avenue de la Victoire und Rue de Paris. Sie verbinden die nördliche Uferpromenade Barachois mit der südlich gelegenen Parkanlage Jardin de l’Etat.
Wir nehmen den Zubringerbus vom Kreuzfahrtterminal zum Busbahnhof der Nachbarstadt Le Port. Dort steigen wir in einen Bus der Gesellschaft "Car Jaune" um. Dieser Bus benötigt mit Zwischenhalten etwa 45 Minuten für die 20 Kilometer lange Fahrtstrecke.
La Réunion - Busstation in Le Port
Hinweis: es handelt sich um Überlandbusse; die Fahrer sind angewiesen, nur so viele Fahrgäste zu befördern, das alle einen Sitzplatz haben. Schlechte Voraussetzungen, wenn sehr viele Schiffspassagiere den Bus zusätzlich zu den Einheimischen besteigen. Der Bus ist überfüllt. Nach langwierigen Diskussionen steigen einige Fahrgäste wieder aus, um auf den nächsten Bus zu warten. Wir haben das größere Beharrungsvermögen und fahren mit. In St. Denis angekommen, steigen wir an der Rue du Général de Gaulle aus. Wir haben unser erstes Ziel erreicht.
Jardin de l' Etat
Der Jardin de l’Etat ist eine parkähnliche Gartenanlage mit Tausenden exotischer Pflanzen und Bäume. Sie wurde vor mehr als 250 Jahren von der Ostindienkompanie ursprünglich als Kolonialgarten angelegt und genutzt. Eine Springbrunnenanlage sowie eine Baumallee zieren die überschaubare, schattenspendende Anlage. Am südlichen Ende des Gartens liegt das im Jahr 1855 eröffnete Naturkundemuseum.
Bauten an der Rue de Paris und der Avenue de la Victoire
Wir empfehlen, nach dem Besuch des Gartens entlang der ineinander übergehenden Rue de Paris und der Avenue de la Victoire in nördlicher Richtung bis zur Uferpromenade Barachois zu schlendern. Am Weg liegen die bedeutendsten historischen Gebäude der Stadt.
Villa du Général
Die Geschichte des Bauwerks kennt diverse Besitzer; seit 2007 wird es für Ausstellungszwecke genutzt.
La Réunion - Villa du General
Musée Léon Dierx
Der erstmals im Jahr 1847 bezogene imposante Bau wurde im Jahr 1912 dem auf der Insel geborenen Dichter, Maler und Bildhauer Léon Dierx gewidmet. Das Museum ist eines der bemerkenswertesten Gebäude der Stadt. Seine heutige Gestalt erhielt es in den 1960er Jahren. Es präsentiert Werke etablierter europäischer sowie lokaler Künstler. Zu sehen sind u. a. Werke von Picasso, Chagall oder Gauguin.
La Réunion - Musée Leon Dierx
Villa Mas
Ein weiterer ansehnlicher Kolonialbau wurde im Jahr 1804 fertiggestellt. Bauherr war Baptist Lestrac. Die Besonderheit des Hauses: es besitzt vier nach den Himmelsrichtungen ausgerichtete Terrassen. Heute wirkt dort die Kulturabteilung des Départements.
La Réunion - Villa Mas
Villa Déramond-Barre
Die Villa ist ein weiterer Blickfang der Rue de Paris. Die Geschichte des Hauses lässt sich bis in das Jahr 1723 zurück verfolgen. Namhafte Persönlichkeiten der Insel wohnten in dem Haus, unter ihnen Raymond Barre. Er wurde auf La Réunion geboren und war französischer Ministerpräsident in den Jahren 1976 bis 1981.
La Réunion - Maison Déramond
Das Alte Rathaus
Die prachtvolle „Mairie“ entstand zwischen 1846 und 1860. Die Bauzeit nahm so lange Zeit in Anspruch, weil zwischendurch die notwendigen Finanzmittel für den Bau ausgingen. Wie es sich für Frankreich geziemt, wurde das Bauwerk am 21. April 1860 schließlich doch noch mit großem Pomp eingeweiht. Auch gut 150 Jahre später, beeindruckt uns das Verwaltungsgebäude sehr.
La Réunion - Das Alte Rathaus
Die Préfecture
Einem Präfekten, dem obersten Verwaltungsbeamten eines Départements, steht nach französischer Denkart ein repräsentativer Palast zu. Die denkmalgeschützte Präfektur von St. Denis entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter Einbeziehung vormaliger Lagerhallen der Ostindienkompanie. Der weitläufige Gebäudekomplex liegt geschützt durch einen Park an der Avenue de la Victoire nahe dem Meer.
La Réunion - Die Präfektur
Die genannten Gebäude ragen aus der Fülle repräsentativer Kolonialbauten der Stadt heraus. Sie sind nicht allein sehenswert. Auch viele der übrigen Häuser sind einen Blick wert, leider ist deren Erhaltungszustand nicht immer zufriedenstellend.
Weitere schöne Gebäude
Palais Rontaunay
An der die Avenue de la Victoire querenden Rue Rontaunay liegt das Palais gleichen Namens. Erbaut wurde es von dem Kaufman Julien Gaultier Rontaunay. Heute wird es von der öffentlichen Verwaltung genutzt.
La Réunion - Palais Rontaunay
Banque de La Réunion
Dem Palais Rontaunay schräg gegenüber liegt das gleichnamige Kreditinstitut. Am 4. Juli 1853 wurde das regional agierende Bankhaus gegründet. Die Bank ist das älteste Unternehmen der Insel. Eine stattliche, 1858 fertiggestellte Villa ist der noble Firmensitz.
La Réunion - Banque de La Réunion
Der Grand Marché
Von der Avenue de la Victoire zweigt die Rue du Maréchal Leclerc ab. Sie führt zum Grand Marché. In der großen Markthalle findet täglich, zwischen 8:30 und 17:30 Uhr ein Kunsthandwerkermarkt statt.
Gotteshäuser
Kathedrale Saint Saveur
Hinter der Fontaine de la Cathédrale, einer allegorischen Brunnenanlage, steht an der Avenue de la Victoire die römisch-katholische Kathedrale Saint-Saveur.
La Réunion - Die Kathedrale
Erbaut wurde das unauffällige, bescheidene Gotteshaus zwischen 1829 bis 1832, und seit 1850 ist es die Bischofkirche von La Réunion.
Chapelle de l’Immaculée Conception
Die Kirche der Unbefleckten Empfängnis wurde im neoklassizistischen Stil zwischen den Jahren 1867 und 1869 errichtet. Wegen bautechnischer Mängel ist die Kirche derzeit leider geschlossen. Das Gotteshaus steht an der Rue Sainte Anne.
La Réunion - Chapelle de l' Immaculee Conception
Denkmäler
Siegessäule
In dem Kreisverkehr an der Avenue de la Victoire steht in Sichtweite des Alten Rathauses die den Toten des Ersten Weltkriegs gewidmete Siegessäule.
La Réunion - Die Siegessäule von Norden gesehen
Roland Garros-Denkmal
Ein ebenfalls berühmter Sohn der Insel ist der 1888 geborene Luftfahrtpionier und Jagdflieger Roland Garros. Er wurde 1918 von einem deutschen Piloten über den Ardennen abgeschossen und kam zu Tode. An der Uferpromenade Barachois wurde ihm ein Denkmal gesetzt.
La Réunion - Die Statue des Roland Garros
Uferpromenade Barachois
Nördlich der Avenue de la Victoire liegt die gepflegte Uferpromenade. Einige alte, im 18. Jahrhundert vorsorglich gegen englische Invasoren gerichtete Kanonen und schöne Palmen markieren den Ort, an dem sich in früheren Zeiten ein kleiner Hafen befand.
Bars, Cafés, Restaurants und Ladengeschäfte
Was wäre eine französische Provinzhauptstadt ohne Bars, Cafés, Restaurants, Läden und kleine Parks. Praktisch überall finden wir Plätze zum Verweilen. Besonders gut gefiel uns die Fußgängerzone der von der Rue de Paris abzweigenden Rue Maréchal Lerclerc. Dort passt einfach alles zusammen.
Vom zentralen Busbahnhof am Boulevard Joffre gelangen wir mit dem Linienbus entlang der Küstenstraße wieder nach La Possession. An der Haltestelle wartet zu unserer Freude ein zwischen dem Liegeplatz des Schiffes und der Bushaltestelle pendelnder Minibus auf uns und ein paar andere Schiffsgäste. Ein guter und nicht alltäglicher Service!
Unser Fazit
Saint Denis erinnert uns an eine Großstadt im Süden des Mutterlandes Frankreich. Wir empfehlen die Stadt für einen interessanten, kurzweiligen und preisgünstigen Halbtagsausflug.
Update März 2021