Zur einwöchigen Kreuzfahrt durch den Archipel der Kanarischen Inseln gehört häufig ein Zwischenstopp auf Lanzarote. Unser Kreuzfahrtschiff, die AIDAstella, legt heute an der wenig attraktiven Las Caletas-Mole im Hafen von Arrecife an. Etwas besser haben es die Passagiere der MS Albatros von Phoenix Reisen getroffen; ihr Schiff liegt zeitgleich mit der AIDAstella näher zur Stadt im Naos-Hafen.

Lanzarote - Blick vom Castillo de Santa Barbara
Ein grundsätzliche Entscheidung – Rundfahrt mit dem Taxi oder ein Auto mieten?
Für den Aufenthalt auf Lanzarote macht AIDA Cruises den Passagieren unterschiedliche Angebote. Die Tagesprogramme sind interessant, stellen uns als Individualisten jedoch nicht zufrieden. Wir suchen nach Alternativen. – Eine Möglichkeit wäre eine Rundfahrt mit einem Taxi. Es warten genügend Taxen vor dem Terminal, und die Fahrer bieten zwei interessante Rundtouren an. Eine führt in den Süden und hat die Montañas del Fuego zum Ziel. Touren in den Norden bringen Besucher zu den Jameos del Agua, zum Mirador del Rio und zum Jardin Cactus.
Eine zweite Alternative ist die Anmietung eines Autos. Autovermieter haben ihren Standort an den Kreuzfahrtterminals, wenige Meter hinter den Taxiplätzen. Ein Kleinwagen ist für 50 Euro zu mieten. Hinzu kommen am Ende der Fahrt noch ein paar Euro für Benzin. Ein Mietwagen bietet entschieden mehr Freiheit als ein Taxi, und preiswerter ist er ebenfalls. Wir entscheiden uns für ein Auto und starten zur Tour durch den Norden Lanzarotes.
Unser erstes Ziel: der Mirador del Rio
Unser Weg führt als Erstes nach San Bartolomé. Der Ort liegt in der Mitte der Insel. In San Bartolomé interessiert uns das vom Architekten und Künstler César Manrique geschaffene Monumento al Campesino. Wir wissen, dass wir im Verlauf des Tages noch wesentlich bedeutendere Werke und architektonische Leistungen von César Manrique sehen werden. Das Monumento al Campesino ist ein Anfang.

Lanzarote - Monumento al Campesino
Was hat es mit dem Monumento al Campesino auf sich?
Das rund 15 Meter hohe Fruchtbarkeitsdenkmal würdigt die Arbeit der Bauern Lanzarotes. Das Monumento al Campesino besteht aus Wassertanks von Fischerbooten. Um das weithin sichtbare Objekt wurden Nachbauten alter Häuser und ein Restaurant gruppiert. In den Häusern fertigen Künstler Kunsthandwerk.
Teguise – Lanzarotes ehemalige Inselhauptstadt
Unser nächstes Ziel ist die vormalige Inselhauptstadt Teguise. Wir besuchen die Kleinstadt wegen des Castillo de Santa Bárbara. Es thront in 135 Meter Höhe über der Stadt am Rande des Vulkankraters Guanapay. Zweck der Festung mit Zugbrücke und kleinen Rundtürmen war es, die Bevölkerung Teguises im 16. Jahrhundert vor den regelmäßigen vorkommenden Piraten-Überfällen zu schützen. Das Bollwerk hielt mehrmals nicht den Attacken stand. Es wurde wiederholt zerstört und erneut aufgebaut. Seit dem Jahr 1991 zeigt ein kleines Museum Wissenswertes über das Piratenwesen auf Lanzarote.
Lanzarote - Teguise
Castillo de Santa Bárbara
Haría, die Stadt der 1000 Palmen
Auf unserem Weg in den Norden der Insel passieren wir Haría. Die hochgelegene, nach Norden weisende Panoramastraße führt in bequemen Serpentinen hinunter nach Haría. Uns erinnert der Ort mit den vielen Palmen und den kleinen, weißen Häusern an eine marokkanische Oasenstadt. Seine Palmen verdankt der Ort einer von Brautpaaren begründeten Tradition. Brautpaare pflanzen als Zeichen ihrer Partnerschaft eine Palme. Sofern sich später Kinder einstellen, folgen die nächsten Palmen nach. Mehrere Cafés und Restaurants bieten sich in Haría für eine Rast an. Wir lassen uns nicht bitten und nehmen einen Imbiss ein.
Hinter Haría steigt die Straße erneut an. Bis zum Mirador del Rio sind es wenige Kilometer. Die schmale Küstenstraße ist in gutem Zustand und leicht zu befahren. Linkerhand sehen wir den Abzweig zum Tropical Park von Guinate. Zur Rechten öffnet sich ein weitläufiges Tal.

Guinate - Abzweig zum Tropical Park
Das Wetter stellt uns nicht zufrieden, den ganzen Tag über ist es wolkig und grau. Dennoch bieten sich von der Höhe spektakuläre Blicke auf die Umgebung und das Meer. Die Farben der Vulkan-Berge des Famara-Massivs sind einzigartig. Nicht vorstellbar, wie es aussähe, wenn die Sonne schiene!
Mirador del Rio – unser wichtigstes Ziel
Mit dem Bau des Aussichtspunktes Mirador del Rio wurde im Jahr 1973 begonnen. Initiiert wurde das in die Felslandschaft eingebundene Bauwerk von César Manrique. Der Meister hielt bei diesem und anderen Bauten auf Lanzarote dem Anschein nach wenig von rechten Winkeln. Die Räume des Cafés, die Aussichtsplattform und das Andenkengeschäft sind gerundet. Selbst der Parkplatz lässt Eckiges vermissen.
Wegweiser zum Mirador del Rio
Nichts ist eckig im Mirador del Rio
Der Mirador liegt in 475 Meter Höhe über dem Meer. Die Höhe bietet Besuchern wunderbare Blicke auf die Meeresenge zwischen Lanzarote und der Nachbarinsel La Graciosa. Am Fuß des Felsmassivs liegt eine der Salinen Lanzarotes. Benachbart ist die Playa del Risco. Mit Booten oder über einen Wanderweg entlang der Steilwand ist der Strandabschnitt zu erreichen. Im Bereich des Aussichtspunkts finden Besucher die Reste von im 19. Jahrhundert installierten Geschützbatterien.

Insel La Graciosa
Cueva de Los Verdes – Lavahöhle mit tollen Lichteffekten
Unser nächstes Ziel ist die auf Meereshöhe liegende Cueva de Los Verdes. Eruptionen des Volcan de la Corona schufen eine circa sieben Kilometer lange, natürliche Lavaröhre. Sie reicht bis unter den Meeresspiegel. Die geologische Besonderheit gehört zu den längsten erforschten Lavatunneln der Welt. Ein Kilometer des Tunnels wurde im Jahr 1964 für den Tourismus erschlossen. Spezielle Lichteffekte betonen die Farben des Gesteins und seine fantastischen Formen.

Hinweis auf den Lavatunnel Cueva de los Verdes
Ausgewählte Werke César Manriques
Jameos del Agua
César Manrique bediente sich ebenfalls der Lavaröhre, als er 1966 in der Nähe der Cueva de Los Verdes die Kulturstätte Jameos del Agua schuf. Die Anlage wird von Weitem mit der Skulptur „El Congrejo Ciego“ angezeigt. Congrejo Ciego steht für „Blinde Krabbe“. Unter der Erde finden Besucher ein Restaurant und einen kleinen See. In dem Gewässer lebt eine Spezies blinder Albinokrebse, die ansonsten in Meerestiefen ab 2.000 Meter vorkommen. Die Krabbenpopulation erklärt den Namen der Skulptur. Oberhalb der Höhle gibt es ein geologisches Museum, ein weißes Schwimmbecken und einen künstlichen Wasserfall. Wesentlicher Bestandteil der Jameos del Agua ist der unterirdische Veranstaltungssaal Los Jameos, der bis zu 600 Personen Platz bietet.
Eingangsbereich der Jameos del Agua
Bauten auf dem Gelände der Jameos del Agua
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Jardin de Cactus
Auch unser nächstes Ziel wurde von César Manrique geschaffen. Es ist der Jardin de Cactus. Er liegt elf Kilometer von den Jameos del Agua entfernt. Bevor wir den Kaktusgarten erreichen, passieren wir den Küstenort Punta de Mujeres. Das „Kap der Frauen“ ist ein ansprechender Küstenort. Wir empfehlen, die Hauptstraße zu verlassen und einen Blick in den Ort und auf das ihn umgebende Meer zu werfen.

Lanzarote - Punta de Mujeres
Der 5.000 Quadratmeter große Jardin de Cactus wurde in einen ausgebeuteten Steinbruch angelegt. Auf dem Gelände gedeihen insgesamt 1.500 Kakteen aus aller Welt. Einige der Pflanzen sind mehr als mannshoch. Das weithin sichtbare Merkmal des Gartens ist eine funktionsfähige Windmühle, die noch heute das begehrte, traditionell aus Gerste hergestellte Gofio-Mehl produziert. Eine gepflegte Restauration lädt zur Rast ein.
Lanzarote - Jardin de Cactus
Lanzarote - Gofio-Mühle im Jardin de Cactus
Fundación César Manrique
Unseren Tag auf Lanzarote schließt den Besuch der Fundación César Manrique in Tahíche ein. Der Architekt, Künstler und Umweltschützer wurde 1919 in Arrecife geboren. Einen Teil seines Lebens verbrachte Manrique außerhalb Lanzarotes. Im Jahr 1966 kehrte er auf die Insel zurück. Von da an beeinflusste er neben seinem architektonischen und künstlerischen Schaffen die Raum- und Bauplanung der Insel. César Manrique starb im Jahr 1992 auf Lanzarote infolge eines Verkehrsunfalls.

Lanzarote - Metallobjekt vor der Fundacion César Manrique
Die im Jahr 1982 gegründete Manrique-Stiftung fördert künstlerisches Arbeiten in natürlichem und kulturellem Umfeld. Für den Stiftungszweck wird das 1.800 Quadratmeter große ehemalige Wohnhaus César Manriques genutzt. Das Haus und andere Bauten stehen auf einem 30.000 Quadratmeter großen Grundstück. In das zweigeschossige Wohnhaus wurden im unteren Bereich fünf erschlossene Lavablasen zu Wohnzwecken integriert. Besucher sehen den Wohnbereich und das im darüber liegenden Stockwerk ausgestellte künstlerische Werk Manriques. Terrassen und eine gepflegte Gartenanlage runden das Ensemble ab. Einer Broschüre entnehmen wir, dass die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern und die Erlöse aus dem Museumsladen und der Buchhandlung künstlerische, kulturelle und umweltschützende Maßnahmen der Stiftung finanzieren.
Manriques große Windspiele bedürfen ebenfalls einer Erwähnung. Vor der Fundación stehen an einem Kreisverkehr zwei dieser wirklich beeindruckenden Objekte.

Lanzarote - Windspiele nahe der Fundacion César Manrique
Arrecife – Endpunkt unserer Tagestour
Unsere Tour durch Lanzarotes Norden neigt sich dem Ende zu. Wir sahen grandiose Landschaften und Beispiele von César Manriques künstlerischem und gestalterischem Werk. Es bleibt noch Zeit für einen Abstecher nach Arrecife. Die mehr als 50.000 Einwohner zählende Inselhauptstadt ist dem Anschein nach wenig vom Tourismus geprägt. Arrecife besteht nach unserer Einschätzung vor allem aus einer kompakten Innenstadt, der Hauptgeschäftsstraße Calle León y Castillo, Lokalen, Bars und kleinen Geschäften. Mehr braucht es nicht.

Arrecifes Stadtstrand
Arrecifes bemerkenswerte Bauten
Die Stadt wartet mit wenigen Sehenswürdigkeiten auf. Erwähnenswerte Bauten sind das Castillo de San Gabriel und das Castillo de San José. Beide wurden errichtet, um Arrecife und seine Einwohner vor Piratenüberfällen zu bewahren. Die Geschichte Arrecifes lehrt uns, dass sich die Einwohner nicht immer auf die Schutzfunktion der beiden Bollwerke verlassen konnten. Bemerkenswert am Castillo de San José ist, dass der Bau eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme darstellte. Nach den schweren Vulkanausbrüchen der Jahre 1730 bis 1736 fand die erwerbslose und hungernde Landbevölkerung mit der Baumaßnahme eine Beschäftigung, die ihr Überleben sicherte. Das Castillo trägt zu Recht den Beinahmen „Hungerfestung“. César Manrique richtete im Jahr 1975 in dem Bau ein Museum für zeitgenössische Kunst ein.
Castillo de San Gabriel
Castillo de San José
Museo Atlántico
Seit Anfang 2017 besitzt Arrecife mit dem Museo Atlántico, das erste europäische Unterwasser-Museum für Kunst. In 14 Meter Wassertiefe errichtete der für Unterwasserinstallationen bekannte Brite Jason deCaires Taylor einen Skulpturenpark. Die Anlage besteht aus 240 Installationen die vor allem das Flüchtlingsdrama der afrikanischen Bootsflüchtlinge thematisieren. Die auf 2.500 Quadratmetern angeordnete, und von der kanarischen Inselregierung kofinanzierte Ausstellung hat einen Haken: Sie kann ausschließlich von Tauchern genossen werden. Interessenten konsultieren ein autorisiertes Tauchzentrum. Offiziell fungiert die Unterwasserinstallation als künstliches Riff und Schutzraum der Fische.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Wohngebiet Charco de San Ginés. Kleine Häuser, ursprünglich Fischerhütten, liegen an einem natürlichen Hafenbecken, das mit einer von Palmen gesäumten Promenade Arrecifes Besucher erfreut.

Arrecife - Charco de San Ginés
Resümee
Vom Charco de San Ginés fahren wir wenige Kilometer weiter zur Mole der Kreuzfahrtschiffe. Am Ende unserer siebenstündigen Rundtour durch Lanzarotes Norden zeigt der Tageskilometerzähler 100 gefahrene Kilometer. – Wir sahen unsere Top-Ziele, und für einen Imbiss blieb uns ebenfalls genügend Zeit. Aus eigener Erfahrung empfehlen wir, bei einem Besuch der Insel Lanzarote ein Auto zu mieten.







