Marseille, Frankreichs zweitgrößte Stadt, ist das ganze Jahr über ein lohnendes Reiseziel. Das milde mediterrane Klima, 300 Sonnentage im Jahr und die vielseitigen Attraktionen sprechen für die Metropolregion am Golfe du Lion.
Noch vor wenigen Jahrzehnten galt Marseille als unattraktive Industrie- und Hafenstadt. Heute ist das „Tor zur Provence“ ein angesagtes Reiseziel. Den Wandel bewirkte das Jahr 2013, als sich Marseille gemeinsam mit der slowakischen Stadt Košice mit dem Titel der „Kulturhauptstadt Europas“ schmücken durfte. In Hinblick auf diese Berufung erfuhr die Stadt einen grundlegendem Wandel. Heute zeigt sie sich von ihrer besten Seite.
Marseilles wesentliche Sehenswürdigkeiten
Die von uns empfohlenen wesentlichen Sehenswürdigkeiten Marseilles richten sich speziell an Tagesgäste, beispielsweise jene, die mit Kreuzfahrtschiffen anreisen. Für einen Kurzaufenthalt empfehlen wir ausschließlich die im Zentrum gelegenen Publikumsmagnete. Dazu gehören zwei Kirchen, zwei Museen, die Festung Saint-Jean, der Vieux Port, die Flaniermeile Canebière und der Stadtteil Panier. - Von Vorteil ist: Die Stadt ist dank vorzüglich getakteter öffentlicher Verkehrsmittel leicht auf eigene Faust zu entdecken.
Marseille - Esplanade, J4 und MuCEM
Zwei bemerkenswerte Kirchen
Zwei der vielen Kirchen Marseilles zählen zum unbedingten Pflichtprogramm. Es sind die Kathedrale Sainte-Marie-Majeure und die Basilika Notre-Dame de la Garde.
Kathedrale Sainte-Marie-Majeure
Die von Marseilles Einwohnern kurz La Major genannte Kathedrale steht am Rande der Altstadt an einer breiten, zum Meer hin offenen Esplanade. In unmittelbarer Nähe liegen das Kastell Saint-Jean und der Museums-Komplex des MuCEM.
Die Kathedrale wurde zwischen 1852 bis 1893 gebaut. La Major ist mit 142 Metern Länge eine der größten Kirchen Frankreichs. Das lichte Hauptschiff ist 20 Meter hoch, die Türme ragen 60 Meter in die Höhe und die Laterne der zentralen Kuppel bringt es auf 70 Meter. Der Durchmesser der Kuppel beträgt 17 Meter.
Kathedrale La Major
Das Gotteshaus präsentiert sich von außen in ungewohnter Optik; dunkle und helle Bänder zieren die Fassade. Im Kircheninneren überwiegen neo-byzantinische Elemente: Besucher sehen Arkaden, Statuen und phantastische Mosaiken. Feinste Materialien wurden beim Bau verwendet, darunter Marmor aus Carrara, Porphyr und Onyx, venezianisches Glas und Steine aus Florenz. Die Skulpturen zeigen Jesus, die Apostel Peter, Paul und Lazarus und drei seiner Jünger.
Standort: Place de la Major
Basilika Notre-Dame de la Garde
Marseilles zweitwichtigste Kirche ist die Basilika Notre-Dame de la Garde. Als Marien-Wallfahrtskirche ist sie eine der Hauptattraktionen der Stadt. Im Schnitt besuchen jährlich zwei Millionen der sechs Millionen Marseille-Touristen die Kirche.
Menschenmassen vor Notre-Dame de la Garde
Notre-Dame de la Garde wird im Volksmund La Bonne Mère genannt. Die Kirche steht weithin sichtbar auf dem 161 Meter hohen „La Garde“-Hügel. Allein dieser Umstand macht sie zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt. Eine Marienstatue krönt den Glockenturm.
Im Inneren der Kirche nehmen großflächige, an orthodoxe Kirchen erinnernde Mosaikarbeiten die Besucher gefangen.
Der Vieux Port
Die vorgelagerte Terrasse bietet unvergessliche Ausblicke über den Vieux Port und die Stadt, das Mittelmeer mit den Marseille vorgelagerten Inseln sowie das hügelige Hinterland.
Standort: Rue Fort du Sanctuaire
Der Anstieg auf den Hügel ist beschwerlich. Notre-Dame wird von den Hop-on-Hop-Off-Bussen, dem Petit-Train und den Stadt-Bussen der Linie 60 angesteuert.
Marseilles spektakulärste Museen
Marseille besitzt mehr als 30 Museen. Die Ausstellungen widmen sich unterschiedlichen Themen, wie provenzalischer Seife oder ozeanischer Kunst. Es fällt schwer, die richtige Auswahl zu treffen. Bei einem Besuch der beiden folgenden Museen liegt niemand falsch.
Das MuCEM – Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée
Das Museum wurde 2013 eröffnet. Als erstes großes Museum Frankreichs ist es den Zivilisationen Europas und des Mittelmeers gewidmet. An drei Standorten der Stadt präsentiert sich das MuCEM auf insgesamt 45.000 Quadratmetern Fläche.
Villa Mediterranée und MuCEM
Der wichtigste und auffälligste Standort liegt am Eingang des Hafens auf der „J4“ genannten Mole. Stadtplaner beschreiben diese Lage als Symbol für die Erneuerung der Stadt. J4 ist in zwei Ausstellungsbereiche gegliedert: die Galerie des Mittelmeers sowie Räume für wechselnde Ausstellungen. Zusätzlich gibt es eine Abteilung für Kinder, ein Auditorium, eine Buchhandlung und ein Restaurant.
Fort Saint-Jean und der Tour du Fanal
Das restaurierte Fort Saint-Jean ist der zweite, nahe gelegene Bereich des MuCEM. Auch diese mächtige Festung wurde für die Feierlichkeiten des Jahres 2013 fein herausgeputzt. Eine hohe Fußgängerbrücke führt vom J4 hinüber in das Kastell. Dessen Anfänge gehen in das 12. Jahrhundert zurück. Ein mediterraner Garten, eine Fläche für Open-Air-Veranstaltungen, ein Café und noch eine Buchhandlung mit angrenzender Boutique laden zum Besuch ein. Der Clou: Eine zweite Fußgängerbrücke verbindet das Fort mit dem gegenüberliegenden Panier-Viertel.
Zentraler Standort: Espl. J4
Weitere Sammlungen des MuCEM finden sich in Bahnhofsnähe im CCR, dem Centre de Conservation et de Ressources im Viertel La Belle de Mai. Auch dieser Museumsbereich ist für Besucher zugänglich.
Palais Longchamp
Zwischen 1862 und 1869 wurde im Stadtteil Cinq-Avenues mit dem Palais Longchamp ein monumentaler Wasser-Palast errichtet. Es dauerte mehrere Jahrzehnte, bis die Idee einer „Hymne an das Wasser“ architektonisch bewerkstelligt wurde. Für das Palais gilt, was lange währt wird gut.
Palais Longchamp
In dem schlossartigen Gebäude finden das Musée des Beaux-Arts (links) und das Muséum d’Histoire Naturelle (rechts) ausreichend Platz. Eine monumentale Säulengalerie verbindet beide Gebäudeteile. Zum Boulevard Longchamp leiten riesige Skulpturen, Wasserspeier und Kaskaden das Wasser in zwei Becken. Auf der Rückseite des Bauwerks liegt die Parkanlage Longchamp.
Standort: Boulevard Longchamp
Der Vieux Port
Marseille ist seit der Antike ein Hafenstandort. Zwischen 600 v. Chr. und der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Vieux Port, der Alte Hafen, das wirtschaftliche, historische und kulturelle Zentrum der Stadt.
Mit dem Bau neuer Hafenanlagen ging die wirtschaftliche Bedeutung des Alten Hafens verloren. Heute ist er vor allem ein riesiger Yachthafen und das touristische Wahrzeichen der Stadt. Sogar ein paar Fischerboote finden noch im Alten Hafen Platz. Täglich wird an der Schmalseite des Hafenbeckens, am Quai des Belges, der Fischmarkt abgehalten.
Was den Hafen anbelangt, wirkten die für das Jahr 2013 getroffenen Maßnahmen Wunder. Alte Bootshäuser und technische Einrichtungen wurden abgerissen oder verlegt. Für Fußgänger wurde mehr Platz geschaffen.
Der Pavillon L'Ombriere de Norman Foster
Am östlichen Rand des Quai de la Fraternité planten die Architekten Foster + Partner eine faszinierende Metall-Installation. Der 46 mal 22 Meter messende und sechs Meter hohe, filigrane Pavillon ist als Sonnen- und Regenschutz für Märkte und Feste gedacht. Der Clou: Die aus poliertem Edelstahl bestehende Unterseite der Konstruktion spiegelt das Geschehen darunter auf dem Kopf stehend wieder.
Pavillon mit Spiegelungen
Straßen und Plätze
Am Vieux Port endet die Canebière. Die Straße der Seilmacher war seit den 1870er Jahren der Standort von Cafés, Hotels und vornehmen Geschäften sowie Treffpunkt der „feinen“ Leute. Auch heute noch ist die Canebière prächtig anzusehen. An diesem baumbestandenen Boulevard stehen die Alte Börse und ehrwürdige Hotels. Das Kaufhaus Galeries Lafayette und ein historisches Karussell an der Place de Gaulle sind einige weitere Anziehungspunkte.
Nur wenige Schritte liegen zwischen der Canebière und der Rue Molière. Dort steht die Opera Municipal. Marseilles Opernhaus wurde im Dezember 1924 eröffnet. Der repräsentative Bau besitzt ein elegantes Foyer und wartet mit insgesamt 1.800 Plätzen auf. Die verteilen sich auf ein dreigeteiltes Parkett, Logen und Balkone.
Standort, Rue Molière 2
Marseilles Opera Municipal
Und nach dem Opernbesuch empfehlen sich ein Besuch der nahe gelegenen Place aux Huiles. Eine lebendige Gastroszene mit vielfältigen Angeboten erwartet dort die Flaneure und Nachtschwärmer. Selbst tagsüber wirkt der Patz einladend.
Place aux Huiles
Quartier Panier – Marseilles historisches Zentrum
An die Westseite des Vieux Port grenzt das Quartier Panier. Das ehemals verfallene und zwielichtige Viertel erfuhr in Hinblick auf das Jahr 2013 eine drastische Aufwertung. Ganze Straßenzüge wurden saniert und renoviert. Nach Abschluss der Arbeiten wurde zum Dank eine „Yuppisierung“ der historischen Umgebung beklagt.
Seitengasse im Quartier Panier
Im Quartier Panier bestaunen Gäste der Stadt den Pavillon Daviel, Marseilles prachtvolles Rathaus, das nahe gelegene Diamantenhaus oder das Hôtel Dieu. Bei diesem handelt es sich um ein ehemaliges Krankenhaus, dessen Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen. Seit 2013 wird der schöne Bau vom 5-Sterne-Hotel Intercontinental genutzt.
Das Quartier Panier bietet vieles: authentische Wohnlagen, ungelenke und überflüssige Graffiti an den Hauswänden, trendige Läden mit Marseiller Seife und anderen Souvenirs, Boutiquen im Shabby Chick, stille Gassen und Plätze und eine außerordentlich lebendige gastronomische Szene. In der Rue du Panier erleben Besucher den angesagten Stadtteil intensiv.
Rue du Panier
Wegen ihrer Geschichte zählt die im Herzen des Panier-Viertels gelegene Vieille Charité zu Marseilles Sehenswürdigkeiten. Im Jahr 1640 befahl ein königlicher Erlass, die Armen und die Bettler einzusperren. Diesem Edikt war Folge zu leisten. Die Arbeiten an einem geeigneten Asyl begannen im Jahr 1671 und endeten geschlagene 74 Jahre später im Jahr 1745. Mehr als ein Jahrhundert lang erfüllte die Vieille Charité die ihr zugedachte Aufgabe. Nach der Französischen Revolution wandelte sie sich zum Hospiz; anschließend nutzte Frankreichs Armee die Anlage.
Die Vieux Charité
Der prächtig renovierte vierflügelige Bau öffnet sich nach innen. Die dreigeschossigen Gebäudeteile wurden symmetrisch gebaut. Galerien verbinden die Flügel miteinander. Die Vieille Charité beherbergt vier Museen, ein Kino, einen Buchladen sowie ein Restaurant. Im direkten Blickfeld des Eingangsbereiches steht eine Kapelle. Der säulengeschmückte Vorbau, der schöne Ziergiebel und die hoch aufragende Kuppel rechtfertigen den Abstecher zum ehemaligen Armen-Asyl.
Standort: Rue de la Charité
Marseilles Kongress- und Kulturzentren
Palais du Pharo
Frankreichs späterer Kaiser Napoleon III. fand im Jahr 1852 im Verlauf einer Besuchsreise Gefallen an Marseille. Er beschloss, in dieser Stadt einen Palast bauen zu lassen. Es war dem selbsternannten Kaiser nicht vergönnt, den schönen dreiflügeligen Bau jemals zu bewohnen. Napoleon III. starb im Jahr 1873 im englischen Exil. Napoleons Witwe schenkte den Palast nach seinem Tod der Stadt.
Im Jahr 1904 wurde im Palast eine Medizinschule eingerichtet. Aktuell ist das Palais du Pharo ein Kongresszentrum in dem insgesamt 2.500 Personen Platz finden. Vom Palais genießen Besucher spektakuläre Ausblicke auf den Vieux Port, das MuCEM, die Kathedrale und die Basilika Notre-Dame de la Garde.
Palais du Pharo
Im Garten des Palais steht das Monument aux Héros et Victimes de la Mer. Das Denkmal ist den Helden und Opfern des Meeres gewidmet. Es zeigt drei Seeleute in einem auf einem Felsen aufgelaufenen Boot. Einen toten Seemann trägt gerade eine Welle fort; sein Kamerad bewahrt einen dritten Matrosen vor dem Tod.
Standort: Boulevard Charles Livon
Villa Méditerranée
Neben dem MuCEM liegt das Kulturzentrum Villa Méditerranée. Das avantgardistische Bauwerk kostete 70 Millionen Euro und gilt als Prestigeobjekt. Zum Meer hin bildet es ein großes „C“. Die Veranstaltungssäle liegen über und unter Wasser. Die obere Ausstellungsfläche misst 1.300 Quadratmeter. Das Unter-Wasser-Auditorium erstreckt sich über 1.550 Quadratmeter und bietet 400 Plätze.
Villa Mediterranée
Standort: Prom. Robert Laffont
Und noch zwei Sehenswürdigkeiten
Porte d’Aix
Triumph- und Ehrenbögen gibt es viele in Europa. Marseilles Triumphbogen wurde zu Ehren Frankreichs errichtet und 1839 fertiggestellt. Das 18 Meter hohe Bauwerk ist auf beiden Seiten mit korinthischen Säulen und Pilastern geschmückt. Der plakative Figurenschmuck erinnert an siegreiche Schlachten Frankreichs.
Porte d'Aix
Standort: Place Jules Guesde
Halle Puget
In der Nähe der Porte d’Aix steht ein wie ein antiker griechischer Tempel wirkender Hallenbau. Gemeint ist die Halle Puget. Im 17. Jahrhundert diente das Gebäude als Fisch- und Fleischmarkt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es in eine Kapelle umgewandelt, und zwischen 1925 und 1980 war es eine Polizeistation. Gegenwärtig wird der „Tempel“ als Nachbarschafts- und Eventzentrum genutzt.
Standort: Rue Halle Puget
Ziele außerhalb Marseilles
Sehenswerte auswärtige Ziele sind die vorgelagerte Île d’If mit dem gleichnamigen Chateau. Alexandre Dumas‘ „Graf von Monte Christo“ lässt von dort grüßen. Weitere Ziele sind die traumhaft schöne Küste der Cote d’Azur sowie die Naturlandschaft Camargue mit ihren berühmten Pferden und den Flamingos. Diese Ziele erfordern und rechtfertigen einen längeren Aufenthalt.
Unter „Marseille auf eigene Faust entdecken“ zeigen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt auf. Wir erklären, in welcher Reihenfolge das Besuchsprogramm ablaufen sollte.
Stand Juni 2019