Die Stadt Oostende im Norden Belgiens ist Hafenstadt, Verkehrsknotenpunkt und Belgiens beliebtestes Seebad. Die gut gepflegten, langen und breiten Strände im Osten und Westen der Stadt sind die wesentlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sehenswert sind ebenfalls zwei ehemalige militärische Einrichtungen.
Oostendes Kureinrichtungen
Der dominierende Gebäudekomplex an der Meeres-Promenade ist der weitläufige Kursaal. Der am Meer gelegene, modernistische Bau entstand zu Beginn der 1950er-Jahre. Unter einem Dach liegen der Kursaal und das separate Spielcasino. Der Kursaal besitzt mehrere Veranstaltungsräume, von denen der größte mehr als 2.000 Besucher fasst. Die Spielbank ist die größte des Landes.
Zentral gelegen - Kurhaus Oostende
Ein erstes Spielkasino besaß Oostende bereits vor 1840. Bezeichnenderweise war es ein Teil des Rathauses. Am aktuellen Standort wurde 1875 ein Vorgängerbau eröffnet. Der wurde durch deutsche Besatzungstruppen im Jahr 1940 zerstört, um Platz für einen Bunker des Atlantikwalls zu schaffen.
Standort: Albert-I-Promenade
Kein renommierter Badeort ohne eine Pferderennbahn: Die Anfänge des Hippodrome Wellington gehen auf das Jahr 1883 zurück. Die nach Lord Wellington benannte Pferderennbahn wurde im Jahr 2011 renoviert und umgebaut. Seit 1998 stehen die Bauten der Rennbahn unter Denkmalschutz.
Die Strandpromenade, Oostendes Maritimer Boulevard, beginnt am Bahnhof und führt über den Visserskaai und den Zeeheldenplein zum Thermenpalast. Am Weg liegen der Kursaal und die Venezianischen Galerien. So schön ein Gang entlang der den Strand säumenden Strandpromenade auch ist, architektonische Spitzenleistungen sollte niemand erwarten. Uninspirierte, zweckmäßige Bauten mit zumeist zehn Geschossen und mehr säumen die Promenade.
Panorma Oostende
Die überdachten, von mächtigen Säulen getragenen Venezianischen Galerien sind von ganz anderem Gepräge. Sie verbinden seit 1905 das königliche Chalet mit einem großen achteckigen Salon. In Anlehnung an die klassizistische Architektur venezianischer Bauten erhielt der etwa 400 Meter lange Verbindungsbau den Namen Venezianische Galerien.
Venezianische Galerien
Nachdem das belgische Königshaus die Galerien nicht mehr beanspruchte, wurde der Arkadenbau der Stadt Oostende übergeben. Diese nutzt ihn zu Ausstellungszwecken. Der heute als 4-Sterne-Hotel genutzte Thermenpalast entstand in den 1930er Jahren. Die gesamte Anlage atmet die Atmosphäre der Belle Époque Belgiens.
Lage: Koning Boudewijnpromenade
Oostendes maritime Sehenswürdigkeiten
Der 1960 gebaute Fischtrawler Amandine ist das letzte Oostender Fangschiff, das vor Island Fische fing. Es wurde im Jahr 1995 außer Dienst gestellt. Auf ihre alten Tage dient die Amandine in Sichtweite des Bahnhofs als Museumsschiff. Es liegt trocken und sicher an Land. Das darin untergebrachte interaktive Museum schildert das gefährliche Leben der Fischer auf hoher See.
Liegeplatz: Vindictivelaan/Natiënkaai
In den Jahren zwischen 1932 bis 1960 nutzte die belgische Handelsmarine das Segelschiff Mercator als Ausbildungsschiff für Schiffsoffiziere. Zwischendurch, in den Jahren 1943 bis 1947, bemächtigte sich die Britische Admiralität des Dreimasters. Seit 1965 liegt das Museumsschiff mit nur geringen Unterbrechungen in Oostende vor Anker. Zu besichtigen sind unter anderem die Schlafsäle, die Messe der Seekadetten und die Krankenstation.
Schonerbark Mercator
Abgesehen von der Ausbildungsfunktion erfüllte das nach dem Kartografen Gerhard Mercator benannte Schiff auch wissenschaftliche Aufgaben. Die Mercator vertrat Belgien im Ausland und nahm an Segelwettfahrten teil. Die in Schottland gebaute Schonerbark ist 78 Meter lang und besitzt 1.600 Quadratmeter Segelfläche.
Schonerbark Mercator
Liegeplatz: Mercatordok im Mercator Jachthaven
Der 65 Meter hohe Leuchtturm Lange Nelle mit seinen auffälligen blauen Wellenmustern ist einer von vier an der belgischen Küste installierten Leuchttürmen. Ein erstes Leuchtfeuer wurde in Oostende im Jahr 1771 errichtet. Der aktuelle Turm wurde im Jahr 1949 gebaut. Sein Wellenmuster erhielt er erst 1994.
Das militärische Erbe von Oostende
Nur wenige Kilometer westlich von Oostende liegen bei Raversijde Stellungen des Atlantikwalls. Sie dürfen besichtigt werden. Der Atlantikwall wurde von den Nazis als Schutzwall gegen die erwartete und tatsächlich erfolgte alliierte Invasion errichtet. Die Bauten erstreckten sich von der spanisch-französischen Grenze bis hinauf nach Norwegen. Das Verteidigungssystem von Raversijde ist eine der bedeutenden Sehenswürdigkeiten der belgischen Küste. Mehr als 60 Bunker, Beobachtungsposten und Geschütze sowie zwei Kilometer offene und unterirdische Passagen wurden bei Oostende errichtet. Im Gelände liegt auch die einzige noch erhaltene deutsche Küstenbatterie des Ersten Weltkriegs.
Frankreichs Herrscher Napoléon Bonaparte fürchtete, dass es zu einer englischen Invasion auf dem europäischen Festland käme. Um Oostende vor dem vermeintlichen britischen Ansturm zu schützen, wurde im Jahr 1811 mit dem Bau des Fort Napoléon begonnen.
Fort Napoléon
Deutsche Besatzungstruppen nutzten die Festung in den Weltkriegen I und II als ihr Hauptquartier. Nach Jahren des Verfalls wird die inzwischen renovierte Festung vielseitig genutzt. Sie ist zu Recht eine touristische Attraktion. Im Graben des Fort ist Patrick Storms Kunstinstallation „Army of Angels“ aufgebaut.
Oostendes Straßen und Plätze
Oostendes wichtigste Einkaufsstraße ist die Kapellestraat. Hinter dem Wapenplein geht sie in die Vlaanderenstraat über. In der Fußgängerzone treffen Besucher vor allem auf die Kettenläden internationaler Anbieter. Etwa auf Höhe des Wapenplein verbessert sich in Richtung Strand die Qualität der Läden spürbar.
Kaufhaus am Wapenplein
Der im Zentrum gelegene Wapenplein findet vielfache Verwendung: als Bandstand, als Marktplatz und einfach nur als Treffpunkt. Der achteckige Musik-Pavillon wird Kiosk genannt. Er zählt zu den bekanntesten Bauten der Stadt. Der Pavillon ist ein typisches Beispiel für den Baustil der Belle Époque des späten 19. Jahrhunderts.
Musikpavillon am Wapenplein
Am Zeeheldenplein treffen die Stadt, das Meer und der Hafenkanal aufeinander. Dort wo im Jahr 1771 der erste Leuchtturm Oostendes stand, erhebt sich heute das Nationaldenkmal der Seeleute. Es ist den zahlreichen Oostender Fischern gewidmet, die über Jahrhunderte hinweg nicht nach Hause zurückkehrten.
Nationaldenkmal am Zeeheldenplein
An den Zeeheldenplein grenzen neun Aufmerksamkeit heischende, zerbeulte Metallobjekte. Die Rock Strangers genannte Kunstinstallation existiert seit dem Jahr 2012. Ihr Schöpfer ist der belgische Konzeptkünstler Arne Quinze.
Unterhalb des Zeeheldenpleins findet am Groot Strand jährlich Oostendes Sandskulpturenfestival statt. Etwa 40 Künstler aus zwölf Ländern kreieren „eine märchenhafte Welt voller Emotionen und Abenteuer“. Als Sponsoren agieren bekannte US-amerikanische Unterhaltungskonzerne. Die Sandskulpturen erreichen zwischen zwei bis zwölf Meter Höhe. Seit dem Jahr 2010 erwähnt das Guinness-Buch der Rekorde die Veranstaltung als das weltweit größte Festival seiner Art.
Das Areal des Sandfigurenfestivals
Zeitraum: zweite Hälfte Juni bis Anfang September.
Ticketpreis für Erwachsene: 12,00 Euro.
Sint-Petrus-en-Pauluskerk
Im Herzen der Stadt liegt die römisch-katholische Sint-Petrus-en-Pauluskerk. Sie wurde im neugotischen Stil auf den Mauern einer Vorgängerkirche errichtet und im Jahr 1908 geweiht. Das Gotteshaus misst 70 mal 30 Meter. Die Türme sind 72 Meter hoch.
Sehenswert sind die prachtvollen Glasfenster und die Fassade. Der hinter der Kirche aufragende Turm ist der Pietersturm der ehemaligen St. Pieterskirche, im Flämischen Peperbusse (Pfefferstreuer) genannt.
Sint-Petrus-en-Pauluskerk mit dem Peperbusse
Besuch der Weltkulturerbe-Stadt Brügge
Etwa 25 Kilometer trennen Oostende und die mit dem UNESCO Weltkulturerbe-Siegel geadelte Stadt Brügge. Von Oostende fahren regelmäßig Züge nach Brügge. Unter Zeebrügge / Brügge Sehenswürdigkeiten berichten wir über die einmaligen Attraktionen Brügges.
Fahren mit der Kusttram
Die Kusttram ist nicht nur ein Verkehrsmittel; sie ist eine Sehenswürdigkeit. Mit 68 Kilometern Fahrstrecke und 69 Haltestellen gilt sie als längste Straßenbahnlinie der Welt. Die modernen Triebwagen verkehren in regelmäßigen Abständen zwischen De Panne im Westen und Knokke im Osten. Allein zehn Haltestellen nennt die Bahngesellschaft für Oostende. Mit der Kusttram lassen sich während eines Aufenthalts entlegenere Ziele bequem erreichen. Auch Fahrräder werden befördert.
Tagespass: 7,50 Euro
Update November 2020