- Antigua ehemals Hauptstadt des spanischen Generalkapitanats
- Antiguas beispielhafte Stadtplanung
- Die Katastrophenjahre 1717, 1751 und 1773
- Antigua – ein herausragendes touristisches Ziel
- Antigua Guatemala auf einen Blick
- Unsere Favoriten unter den Sehenswürdigkeiten
- Einige Sehenswürdigkeiten fehlen uns
- Wichtig zu wissen
Die in Europa nahezu unbekannte guatemaltekische Stadt La Antigua Guatemala ist einen Besuch wert. Die in Kurzform „Antigua“ genannte, 35.000 Einwohner zählende Stadt wurde nach zwei zuvor fehlgeschlagenen Versuchen im Jahr 1543 von spanischen Eroberern gegründet. Seit 1979 ist Antigua eine UNESCO Welterbe-Stätte. Sie liegt im zentralen Hochland Guatemalas auf 1.530 Meter Höhe.
Antigua - Häuser in der 5a Avenida Norte
Antigua ehemals Hauptstadt des spanischen Generalkapitanats
La Antigua hieß ursprünglich Santiago de los Caballeros. Über mehr als zwei Jahrhunderte wurden von Antigua aus die spanischen Kolonien in Zentralamerika verwaltet. Dazu zählten Teile Mexikos, Belize, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Guatemala.
Antiguas beispielhafte Stadtplanung
Die Stadt ist ein herausragendes Beispiel für die ursprüngliche spanische Stadtplanung. Ein gradliniges, gitterförmig angelegtes Straßennetz durchzieht die Stadt in nord-südlicher und in ost-westlicher Richtung. Als Raster wurden Quadrate von jeweils 100 mal 100 Meter Länge gewählt. Die Straßen waren von öffentlichen, kirchlichen und zivilen Bauten gesäumt. Als einzige Grünfläche wurde im Zentrum Antiguas der Parque Central angeordnet.
Antigua - Parque Central und Fontäne Sirena del Parque
Die Katastrophenjahre 1717, 1751 und 1773
Zahlreiche Vulkane prägen Guatemalas Topographie. Das Land gehört zum Pazifischen Feuerring. Die Lage erklärt, weshalb Antigua im 18. Jahrhundert dreimal von verheerenden Erdbeben verwüstet wurde. Es wird berichtet, dass dem Erdbeben vom September 1717 mehr als 3.000 der Bauten zum Opfer fielen. Nach dem Wiederaufbau zerstörte im Jahr 1751 erneut ein Erdbeben die Stadt. Sie wurde anschließend noch prachtvoller als zuvor neu errichtet. In jener Zeit zählte Antigua 60.000 Einwohner sowie 26 Kirchen und 15 Klöster. Die mehrere Monate andauernden Santa-Marta-Erdbeben des Jahres 1773 bedeuteten das Ende der Hauptstadt.
Guatemala - Volcan de Acatenango - der Raucher
Nach den Beben wurde auf Geheiß des spanischen Königs in 30 Kilometer Entfernung die neue Hauptstadt La Nueva Guatemala errichtet. Heute trägt sie den Namen Guatemala-Stadt. Nach Jahrzehnten des befohlenen Stillstands wurde Antiguas Ruinenlandschaft erst im 19. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt.
Antigua - Ruinen des Convento de Capucinas
Antigua – ein herausragendes touristisches Ziel
Antigua ist definitiv die attraktivste Stadt und das meist besuchte touristische Ziel Guatemalas. Die Stadt ist oftmals Ausgangspunkt für Touren innerhalb Guatemalas und Zentralamerikas. Anders als Guatemala-Stadt gilt Antigua als sicherer Ort. Daraus folgt, dass der Tourismus die Haupteinnahmequelle der gesamten Region ist. Zu den Besucherströmen tragen die Kreuzfahrtschiffe bei, die im 80 Kilometer entfernten Puerto Quetzal anlegen, und deren Reisegruppen die Stadt bevölkern.
Antigua - Touristen und Einheimische im Parque Central
Antigua Guatemala auf einen Blick
Viele der erhaltenen Barockbauten Antiguas entsprechen noch heute dem spanischen Mudéjar-Stil der Kolonialzeit. Die meisten der Kirchen und Klöster sind nur noch in Teilen oder als Ruinen erhalten. Dazwischen stehen farbenfroh gestrichene, eingeschossige Häuser. Asphaltierte Straßen fehlen im historischen Zentrum; die Straßen bestehen durchgängig aus Kopfsteinpflaster.
Unsere Favoriten unter den Sehenswürdigkeiten
Wir sind überzeugt, dass es mehrere Tage braucht, um Antigua kennen zu lernen. Die Zeit haben wir nicht. Unser Kreuzfahrtschiff liegt in Puerto Quetzal und wir haben eine „Antigua-on-your-own-Tour“ gebucht. In Antigua angekommen, besuchen wir bei unserem individuellen Stadtrundgang die wesentlichen Sehenswürdigkeiten.
Parque Central
Wir beginnen im Zentrum Antiguas, am Parque Central. Die Parkanlage wird von drei charakteristischen, nach Himmelrichtungen angeordneten Bauwerken gesäumt: Es sind das Rathaus (der Palacio del Ayuntamiento), die Catedral de San José und der Palacio de los Capitanes (dort regierten die von der spanischen Krone bestellten Vize-Könige). Bars, Läden und Restaurants schließen das Ensemble nach Westen hin ab.
Antigua - Modell des Parque Central mit der Kathedrale San José
Das nach Norden ausgerichtete Rathaus besitzt eine doppelt gewölbte Fassade. Es wurde im Jahr 1743 vollendet. Im Erdgeschoss beherbergt es zwei Museen: das Museo de Armas und das Museo del Libro Antiguo.
Antigua - das Rathaus
Dem Rathaus gegenüber liegt an der Südseite des Platzes der Palacio de los Capitanes. Bis zum Jahr 1773 war das prächtige Gebäude über mehr als 200 Jahre der Sitz der Vize-Könige.
Antigua - der Palacio de los Capitanes
Von der an der Ostseite erbauten dreischiffigen Kathedrale San José steht noch die zum Parque Central hin gewandte Fassade. Die reich verzierte Front lässt die vormalige Größe und Pracht der Kirche erahnen. Die weitläufigen Ruinen des beim Erdbeben von 1773 zerstörten Gotteshauses wurden gesichert und sind zur Besichtigung freigegeben. Ihre Glanzzeit hatte die Kathedrale um das Jahr 1680 herum.
Anschrift: 4 Avenida Sur und 5a. Calle Oriente
Der Eintritt kostet 3 US-Dollar.
Arco de Santa Catalina
Vom Parque Central folgen wir der strikt nach Norden verlaufenden Calle del Arco. Unser Ziel ist die Kirche de La Merced. Die Straße ist nach dem Arco de Santa Catalina benannt. Der Bogen ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Er gehörte ursprünglich zum Nonnenkloster Santa Catalina Virgen y Mártir. Die Klosteranlage lag zu beiden Seiten der Straße. Der Bogen wurde errichtet, damit die Nonnen innerhalb der Anlage ungesehen von der einen zur anderen Straßenseite wechseln konnten.
Antigua - Arco de Santa Catalina
Die Calle del Arco ist eine Fußgängerzone. Besonders für uns Touristen gibt es in den Läden, Bars und Restaurants viel Interessantes zu sehen. Übrigens: Bei wolkenlosem Himmel erscheint hinter dem Bogen der imposante, 3.760 Meter hohe, inaktive Vulkan Agua.
Antigua - Kirche und Kloster de La Merced - Seitenschiff
Kirche und Kloster de La Merced
Die im Jahr 1767 geweihte Kirche überstand die Erdbeben des Jahres 1773 mit geringen Schäden. Dagegen wurden die angrenzenden Klosterbauten zerstört. La Merced, die Hauptkirche des Mercedanier-Ordens, gilt als der am besten erhaltene Barockbau Antiguas. Übrigens: Von ehemals 26 Kirchen wurden 23 durch die 1773er-Erdbeben zerstört.
Die Kirche besitzt eine schöne, symmetrische Fassade mit Stuckarbeiten und Mauernischen. Die Glockentürme sind wegen der Erdbebengefahr niedrig gehalten. Das Kircheninnere ist dreischiffig und gewölbt. Sehenswert ist ebenfalls der im Hof des Kreuzgangs installierte Brunnen, der die Form einer Seerose besitzt.
Antigua - Brunnenanlage im Kloster de La Merced
Anschrift: 1a. Calle Poniente und 6a. Avenida Norte
Eintritt wird nicht erhoben.
Kloster Santa Teresa de Jesús
Im Jahr 1675 erhielt der Orden der Karmeliterinnen die Genehmigung, in Antigua ein Kloster zu errichten. Der Bau war im Jahr 1687 vollendet. Nach den Erdbeben von 1773 gaben die Nonnen das Kloster auf. Arme Familien bewohnten in der Folge das leerstehende Kloster. Kurioses am Rande: In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Obergeschoss Kaffeebohnen getrocknet. Zwischen den 1940er-Jahren und 2007 diente das Gebäude als Gefängnis.
Antigua - Kloster Santa Teresa de Jesús
Anschrift: 1a. Calle Oriente zwischen 3 Avenida Norte und 4 Avenida Sur
Convento de Capuchinas
Mehrere Blocks vom Parque Central entfernt liegt das Kloster der Kapuzinerinnen. Es wurde wenige Jahre nach seiner Fertigstellung in den 1730er-Jahren durch das 1751er-Erdbeben zerstört, und im Anschluss daran neu errichtet.
Antigua - Convento de Capucinas
Im kreisrunden „Torre de Retiro“, dem Turm der Zurückgezogenheit, befanden sich 18 kleine Klosterzellen. Die Zellen waren für die damalige Zeit fortschrittlich gestaltet. Sie besaßen eigene Toiletten, die in einem darunter entlang führenden Wasserkanal mündeten. Nach den Erdbeben des Jahres 1773, die dem Konvent schwere Schäden zufügten, wurden die Nonnen angewiesen, den Bau zu verlassen.
Immerhin sind wesentliche Teile des Gebäudes erhalten geblieben. Einige Räume werden als Museum genutzt. Das Kloster ist sehenswert.
Anschrift: 2a. Avenida Norte und 2a. Calle Oriente
Der Eintritt kostet 5 US-Dollar.
Cerro de la Cruz
Vom Flachdach des Klosters blicken wir auf den Cerro de la Cruz, den Kreuzhügel. Dort wacht ein Betonkreuz über die Stadt. Der Hügel gewährt einen uneingeschränkten Panoramablick über die gesamte Altstadt. Wir möchten die Stadt gern von oben sehen, dazu fehlt uns leider die Zeit.
Antigua - der Cerro de la Cruz
Während der Aufenthalt im Zentrum La Antiguas sicher ist, wird von Überfällen berichtet, die sich beim Aufstieg zum Cerro de la Cruz ereigneten. Örtliche Reiseführer empfehlen, den Hügel in einer Gruppe oder mittels Taxi zu besuchen.
Casa Santo Domingo
Die beiden ehemaligen US-Präsidenten George Bush senior und Bill Clinton besuchten lange vor uns die wunderbare Anlage des im Jahr 1989 eröffneten Luxus-Hotels und Museums. Das Hotel bietet 130 Zimmer und Suiten. Es residiert in den Räumen des ehemaligen Santo Domingo Konvents. Vor dem 1773er-.Erdbeben zählte es zu den größten Klosteranlagen Mittelamerikas.
Der angeschlossene Museumsbereich gliedert sich in die Abteilungen Koloniales Erbe, Archäologie sowie präkolumbianische Kunst und moderne Glasarbeiten. Zeitgenössischen Künstlern wird die Möglichkeit geboten, über drei oder sechs Monate ihre Werke auszustellen. Außerdem sind diverse Silber-Exponate und eine Ausstellung guatemaltekischer Arzneimittel des 19. Jahrhunderts zu sehen.
Bemerkenswert ist ebenfalls die schöne und gepflegte Gartenanlage des Hotels.
Anschrift: 3a. Calle Oriente No. 28a
Jade-Schmuck
Guatemala ist weltweit eine der Hauptquellen für hochwertige Jade. Schon die Mayas schätzten und bearbeiteten den Schmuckstein. Für viele Tour-Teilnehmer erweist es sich als nützlich, dass der Ausgangs- und Endpunkt der Antigua-on-your-own-Tours „Jade Maya“ ist. Sie nutzen die Gelegenheit, sich im Jade-Museum und in den Verkaufsräumen des Unternehmens umzusehen. Wir merken an, dass Jade Maya nicht der einzige Anbieter von Jadeschmuck in Antigua ist.
Anschrift: Calle del Hermano Pedro 9
Einige Sehenswürdigkeiten fehlen uns
Die uns für unsere Tour zugestandenen vier Stunden Aufenthaltszeit in Antigua sind wie im Flug vergangen. Obwohl wir unterwegs nicht getrödelt haben, konnten wir aus Zeitgründen ein paar der Sehenswürdigkeiten nicht besuchen. Dazu gehören die Kirche und das Kloster des San Francisco, das Jerónimo-Kloster oder die Casa del Tejido Antiguo. Die Casa ist eine alte Fabrik mit einer umfassenden Präsentation indigener Kleidung. Beim Rundgang lernt der Besucher die Rohmaterialien und die alten Webetechniken kennen.
Wichtig zu wissen
Reisebusse legen die 80 Kilometer Wegstrecke zwischen La Antigua Guatemala und Puerto Quetzal jeweils in 1½ Stunden zurück. Die Straßen sind in gutem Zustand. Reisebusse halten auf einem Parkplatz außerhalb des Stadtzentrums. Die Reisenden werden mit kleineren Bussen in das Zentrum befördert.
Januar 2020