Punta Arenas ist eine weit im Süden Chiles gelegene Hafenstadt. Die Hauptstadt der Provinz Región de Magallanes y de la Antárctica Chilena liegt an der Magellanstraße, einer zwischen dem chilenischen Festland und der Insel Feuerland verlaufenden Meerenge. Punta Arenas ist die südlichste Großstadt der Welt. Der spanische Name bedeutete ursprünglich so viel wie „sandiger Platz“.
Punta Arenas vom Cerro de la Cruz
Vom Militärposten zur Großstadt
Die aktuell etwa 130.000 Einwohner zählende Stadt entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus einem Militärposten und einer chilenischen Strafkolonie. Die förmliche Gründung wird auf einen Dezembertag des Jahres 1848 datiert. Einen schnellen und spürbaren Anschub der Stadtentwicklung bewirkte der kalifornische Goldrausch der Jahre 1848 bis 1854. Er und die Lage Punta Arenas an der Magellanstraße war förderlich für das Aufblühen der Stadt. Die Verbindung zweier Ozeane war einer der wichtigsten Seewege der Welt. Schiffe mussten die Stadt zwangsläufig passieren, wenn sie nicht das stürmische und gefährliche Kap Hoorn umschiffen wollten.
Für jene, die die Magellanstraße befuhren
Nach der Inbetriebnahme des Panamakanals im Jahr 1914 verlor Punta Arenas allerdings seine Bedeutung als Hafenstadt. Ersatzweise entwickelte es sich zum Zentrum des chilenischen Wollhandels.
Punta Arenas – die Vielvölkerstadt
Viele der Einwohner sind Nachfahren portugiesischer Seefahrer oder englischer Schafzüchter. Andere Einwohner zählen deutsche, spanische, kroatische, russische und Schweizer Einwanderer zu ihren Vorfahren. Von den Ureinwohnern, den indigenen Indianern, haben nur wenige überlebt. Sie wurden durch Seuchen und blindwütige Morde fast völlig ausgerottet.
Cruise Terminal mit Walfluke
Punta Arenas – ökonomisch gesehen
Punta Arenas ist seit Langem wirtschaftlich gut aufgestellt. Es lebt vom Seehandel, dem Öl- und Erdgasgeschäft, der Schafzucht und dem Tourismus. Lange Zeit war Punta Arenas das Zentrum des chilenischen Wollhandels. Chiles zwölfte Region gilt als reichste Provinz des Landes. Die ansprechend gestaltete Plaza de Armas und die sie umgebenden Gebäude sind Zeugen des Wohlstands.
Palacio Montes - repräsentatives Bürgerpalais im Zentrum
Punta Arenas – eine Kreuzfahrt-Destination
Kreuzfahrt- und Expeditionsschiffe laufen Punta Arenas in den Monaten November bis März an. Die Stadt ist eine Zwischenstation für Kreuzfahrten um Kap Hoorn und durch die Magellanstraße. Außerdem starten von Punta Arenas Schiffsreisen in die Antarktis. Kleinere Expeditionsschiffe legen an der Arturo Prat Pier an. Größere Kreuzfahrtschiffe liegen auf Reede. Deren Passagiere werden zur Pier getendert. Die wenigen innerstädtischen Sehenswürdigkeiten sind von dort aus in kurzer Zeit fußläufig zu erreichen.
MS BREMEN an der Arturo Prat Pier
Sehenswürdigkeiten im Stadtbereich
Um einen Überblick über die Stadt zu gewinnen, empfiehlt sich eine circa 15-minütige, bequeme Wanderung. Sie führt vom Terminal neben der Pieranlage hinauf zum Mirador Cerro de la Cruz. Der Aussichtspunkt bietet einen Panoramablick über die Stadt und die Magellanstraße. Bei guter Sicht ist auch die Insel Feuerland zu sehen.
Plaza de Armas Muñoz Gamero
Im Zentrum liegt die von Bäumen umstandene Plaza de Armas Muñoz Gamero mit dem großen Magellan-Denkmal. Es zeigt uns den entschlossen in den Himmel blickenden Entdecker. Der rechte Fuß ruht auf einem stilisierten Schiffsbug. Zu seinen Füßen sitzen zwei unterworfene Indianer. Der Sage nach kehrt derjenige nach Punta Arenas zurück, der den Fuß des einen Indianers anfasst oder ihn gar küsst. Dem Glanz der Bronze nach zu urteilen, scheint das häufiger zu geschehen. Nett anzusehen ist auch das im Sockel des Monuments eingefügte Fabelwesen einer Meerjungfrau.
Schön anzusehen ist auf der Plaza der Kiosk der Touristeninformation. Gute Informationen erhalten Gäste von Kreuzfahrtschiffen allerdings bereits an einem Informationsstand im Cruise Terminal von Punta Arenas.
Kiosk der Touristeninformation auf der Plaza de Armas
Die Stadt ist Bischofssitz. Die Bischofskirche Catedral del Sagrado Corazón nimmt die Westseite der Plaza de Armas ein. Die romanische Basilika ist 46 Meter lang und 18 Meter breit. Die Erscheinungsbild ist recht schmucklos. Wüsste man es nicht besser, würde man in ihr keine Bischofskirche vermuten.
An die Nordseite der Plaza de Armas grenzt der Palacio Sara Braun. Das heutige Nationaldenkmal wurde in den Jahren zwischen 1895 und 1905 als palastartiges Wohnhaus mit einem beeindruckenden, raumgreifenden Wintergarten errichtet. Sara Braun erbte ein riesiges Vermögen von ihrem früh verstorbenen Mann, das dieser mit Vieh- und Handelsgeschäften erworben hatte. Vor ihrem Tod genoss sie als Wohltäterin der Stadt hohes Ansehen. Seit 1992 wird der Bau als Hotel genutzt.
Palacio Sara Braun
Cementerio Municipal
Zu Punta Arenas Sehenswürdigkeiten zählt zweifellos der Cementerio Municipal. Auf diesem Friedhof ließen bedeutende Familien der Region für ihre Verstorbenen prächtige Grabkapellen als letzte Ruhestätten errichten. Der Friedhof erinnert uns an den Recoleta-Friedhof in Buenos Aires. Im Jahr 1925 widmete Punta Arenas deutsche Gemeinde dem im Dezember 1914 bei der Seeschlacht vor den Falklandinseln gefallenen deutschen Vizeadmiral Reichsgraf von Spee einen Gedenkstein.
Lage des Friedhofs: an der Av. Pdte. Manuel Bulnes
Im Norden der Stadt liegt das Freilichtmuseum Nao Victoria. Das 2011 eröffnete Privatmuseum lässt seine Besucher die Seefahrt und die Erschließung der Region mit Segelschiffen hautnah erleben. Drei historische Schiffe wurden in Originalgröße nachgebaut. Die Schiffe decken einen Zeitraum von drei Jahrhunderten ab. Waffen, Navigationswerkzeuge und Kopien historischer Dokumente runden das Erlebnis ab.
Costanera del Estrecho
Frische Luft, die Sichtung von Seevögeln, Seelöwen und manchmal auch von Delfinen oder Walen verspricht ein Spaziergang entlang der drei Kilometer langen Meerespromenade Costanera del Estrecho. Sie wurde anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Republik Chile im Jahr 2010 eingeweiht. Neben der Promenade gibt es Grünflächen, Sportgeräte und wenigstens ein Café. Auf Höhe der Avenida Colón steht das Denkmal der Tripulantes Goleta Ancud, der Besatzungsmitglieder des Schoners Ancud. Das Schiff transportiere Truppen und Siedler mit der Order, Fort Bulnes sowie eine Siedlung zu errichten. Das Monument symbolisiert Seeleute, Truppen aber auch Handwerker und Viehzüchter.
Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele außerhalb Punta Arenas
Pinguininsel Isla Magdalena
Eines der Top-Ziele Punta Arenas ist ein Besuch der in der Magellanstraße gelegenen Pinguininsel. In der Zeit zwischen September und März brüten auf der Isla Magdalena weit mehr als 90.000 Magellan-Pinguine. Die an sich reizlose Insel wurde zum Nationalmonument erklärt. Einige Seelöwen und bemerkenswerte See-Elefanten fallen wegen der Pinguine überhaupt nicht ins Gewicht. Um zur Insel zu gelangen, bedarf es im Normalfall einer zweistündigen Bootsfahrt ab Punta Arenas.
Magellan-Pinguine im Reservat
Wer als Gast eines Kreuzfahrtschiffes die Vögel in ihrem Habitat sehen möchte ist vor allem auf die Angebote der Reedereien angewiesen. Wegen der häufig begrenzten Liegezeiten und des bei größeren Kreuzfahrtschiffen oftmals zeitaufwendigen Ausbootens ist ein auf eigene Faust durchgeführter Ausflug zu den Pinguinen riskant.
Pinguinkolonie von Seno Otway
Die 50 bis 60 Kilometer nordwestlich von Punta Arenas auf privatem Gelände gelegene Pinguinkolonie ist nun für Besucher gesperrt. Die Touristik-Information im Terminal erklärte uns gegenüber das Areal für geschlossen. Wildernde Hunde hätten die meisten der etwa 2.500 Pinguin-Brutpaare ausgerottet.
Magellanes National Reserve
Ein nahe gelegenes Ausflugsziel sind die Bergwälder des patagonischen Ökosystems. Sie liegen gut 30 Kilometer südwestlich von Punta Arenas. Die Erhebungen des knapp 2.000 Quadratkilometer großen Reservats messen zwischen 350 und 600 Meter Höhe. Eine üppige Pflanzen- und Tierwelt erwarten die Besucher.
Unabhängig von den Schiffen zu realisierende 3½-stündige Touren werden vor Ort zu 15.000 Peso (etwa 20 Euro) angeboten.
Fort Bulnes
Etwa 60 Kilometer südlich von Punta Arenas liegt an der Magellanstraße Fort Bulnes. Es wurde 1843 errichtet. Ziel der Maßnahme war, den von Chile kontrollierten Seeweg zu schützen und eine Stadt zu gründen. Das unwirtliche Klima der Region verhinderte jedoch die Stadtgründung. Stattdessen landeten fünf Jahre später die ersten Siedler in Punta Arena. Zwischen 1941 und 1943 wurde das aufgegebene und zerstörte Fort als historisches Erbe mit Kirche, Quartieren, Pulvermagazin, Postamt und Ställen neu erbaut.
Die Anlage ist sowohl mit von den Kreuzfahrtschiffen organisierten Touren als auch auf eigene Initiative in einem Zeitrahmen von etwas vier Stunden zu bewältigen. Von uns befragte Mitreisende sprachen sehr positiv über die Exkursion.
Update März 2021