Nachmittags um zwei Uhr steht am Kreuzfahrtterminal der Bus für eine Stadtrundfahrt bereit. Zum Programm gehört ebenfalls der Besuch der auf der „Haseninsel“ gelegenen Peter-und-Paul-Festung. Unsere Fremdenführerin vom Vormittag, siehe Sankt Petersburg – Besuch des Großen Katharinenpalas“, begleitet uns erneut. Schon vor Beginn der Rundfahrt ist uns klar, dass wir lediglich eine kleine Auslese der Top-Sehenswürdigkeiten von Sankt Peterburg zu sehen bekommen.
Erneut müht sich der Busfahrer durch den Hafen. Dort, im größten russischen Hafen, werden jährlich mehr als 50 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Die Fahrt vom Liegeplatz des Kreuzfahrtschiffes hinüber ins Stadtzentrum nimmt nicht viel Zeit in Anspruch.
Isaakskathedrale und Admiralität
Der Bus hält das erste Mal nahe an der Newa, die Isaakskathedrale ist unser Ziel. Die Kuppel der größten Kirche der Stadt sahen wir vom Schiffes aus. Das ist kein Wunder: Die Kirche ist 102 Meter hoch und die Hauptkuppel besitzt einen Durchmesser von 26 Metern. Aus der Nähe nehmen wir die gewaltigen Dimensionen erst richtig wahr. Es heißt, dass gleichzeitig 14.000 Menschen in der Kirche Platz finden.
Sankt Petersburg - Isaakskathedrale
Etwas entfernt sehen wir das monumentale Reiterstandbild Nikolaus I. Der Kaiser herrschte 30 Jahre über Russland. Außerdem erhaschen wir einen Blick auf die Admiralität. Der obere Teil des Bauwerks, die goldene Spitze, ist eines der vielen Wahrzeichen Sankt Petersburgs. Ursprünglich geht das Bauwerk auf das Jahr 1711 zurück. In jenem Jahr wurde die Admiralität im Auftrag Peter des Großen als befestigte Werft erbaut.
Sankt Petersburg - Reiterstandbild Nikolaus l.
Das Gebäude in seiner heutigen, klassizistischen Form wurde erst im Jahr 1819 vollendet. Reliefs und Skulpturen zieren seine Fassade. Die Turmnadel ist mit einer Karavelle geschmückt. Die Admiralität ist ein Symbol der russischen Seemacht. Das 406 Meter lange Gebäude findet u.a. als Marineschule Verwendung. Dies mag der Grund sein, dass Besichtigungen der Admiralität nicht erlaubt sind. Die UNESCO hat den Bau auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt.
Sankt Petersburg - Turm der Admiralität
Die Isaakskathedrale liegt am Isaaksplatz. Ihr gegenüber befindet sich der Mariinsky Palast. Er wurde im frühen 19. Jahrhundert errichtet und nach der Großfürstin Maria Nikolajewna benannt. Heute residiert die Gesetzgebende Versammlung Sankt Petersburgs in dem repräsentativen Gebäude.
Eremitage, Kunstkammer und die Rostra-Säulen
Das nächste Mal hält der Bus am nördlichen Ufer der Newa. Von dort aus genießen wir den unbegrenzten Blick auf den Komplex der Eremitage. Mehrere im 18. und 19. Jahrhundert entstandene Gebäude bilden das weltberühmte Kunstmuseum. Von den mehr als drei Millionen Kunstobjekten werden annähernd 60.000 in 350 Sälen ausgestellt. Das dominierende Gebäude des Eremitage-Komplexes ist der Winterpalast, die ehemalige Residenz der russischen Kaiser.
Sankt Ppetersburg - Eremitage von der Palast Brücke gesehen
Vor uns liegt die von Peter dem Großen (Peter I.) initiierte Kunstkammer. Der Befehl zur Gründung dieser Einrichtung datiert aus dem Jahr 1704. Zwanzig Jahre später wurde das Museum eröffnet. Es enthält anthropologische und völkerkundliche Sammlungen, die weltweites Ansehen genießen.
Sankt Petersburg - Kunstkammer Museum
Gut zu sehen sind von unserem Standort die beiden rot-braunen Rostra-Säulen. Die Größenangaben zu den Säulen differieren. Zumeist wird von 30 Meter Höhe gesprochen. Die mit Gallionsfiguren geschmückten Objekte dienten ursprünglich Navigationszwecken auf dem Newa-Fluss. Sie wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts an der östlichen Spitze der Wassiljewski-Insel errichtet.
Peter-und-Paul-Festung mit der Peter-und-Paul-Kathedrale
Zügig geht es hinüber zur „Haseninsel“, deren gesamte Fläche die Peter-und-Paul-Festung einnimmt. Das Festungsgelände betreten wir über die westlich gelegene Kronwerkbrücke. Den Haupteingang zur Festung bildet die östlich gelegene Johannesbrücke mit dem Johannestor. Die dort angebrachte Jahreszahl „1740“ benennt das Jahr der Fertigstellung der Festung, nachdem insgesamt 37 Jahre Bauzeit vergangen waren.
Sankt Petersburg - Peter-und-Paul-Festung
Die Festung wurde erbaut, um Sankt Petersburg vor schwedischen Einfällen zu schützen. Allerdings wurden die Schweden vor der Fertigstellung der Festung militärisch geschlagen. Somit wurde die Festung für Verteidigungszwecke ncht benötigt. Sie diente stattdessen als Kasernenanlage und Gefängnis. Gerade für letzteren Zweck boten die Kasematten ausreichend Platz. Viele der auf dem Gelände befindlichen Gebäude werden heute von Museen genutzt. Auch eine historische Druckerei und eine Münzprägeanstalt fehlen nicht. Für Kurzbesuche – wie den unseren – reicht die Zeit nicht, um die Museen zu besuchen.
Sankt Petersburg - innerhalb der Peter-und-Paul-Festung
Ausreichend Zeit ist im Tour Programm für die auf dem Festungsgelände errichtete Kathedrale vorgesehen. Der offizielle Name der Kirche lautet „Kathedrale der Heiligen Apostel Petrus und Paulus“. Im Jahr 1712 gab Peter der Große die Kathedrale in Auftrag. Fertiggestellt war sie im Jahr 1733, acht Jahre nach seinem Tod. Die Kirche ist die traditionelle Begräbnisstätte nahezu aller russischen Kaiser. In der Gegenwart gehört sie zum Komplex des Staatlichen Museums für Geschichte. Anlässlich besonderer Gelegenheiten werden in der Kirche Gottesdienste abgehalten.
Die äußere Gestalt der Kathedrale wurde auf Verlangen Peter des Großen in Schiffsform geplant. Der Bau sollte westeuropäischen Kirchen gleichen, weshalb vom Typus einer russischen Kirche mit traditionellen Zwiebeltürmen abgesehen wurde. Der Kirchturm ist 123 Meter hoch. Die Turmspitze krönen ein Kreuz und ein Engel. Der Glockenturm ist bis zu einer Höhe von 43 Metern zugänglich; er besitzt ein aus 51 Glocken bestehendes belgisches Carillon.
Sankt Petersburg - Peter-und-Paul-Kathedrale
Die Kathedrale ist weitläufig und von ausgesuchter Pracht. In ihrem Inneren dominieren Goldtöne. Die prunkvollen Marmorsärge der Zaren sind bewundernswert. Unsere Fremdenführerin spart nicht mit Namen und Daten. Das alles merken wir uns nicht.
Nach dem Verlassen der Kathedrale gehen wir hinüber zum östlichen Ausgang. Dabei passieren wir eine moderne Statue Peters des Großen, die ihn mit riesigen Händen und Füßen, und einem kleinen Kopf zeigt. Wir hören, dass die Statue die Petersburger Bürger wegen der verzerrten Gestalt zuerst aufgebracht habe. Inzwischen wird das Standbild als Glücksbringer empfunden. Durch das Johannestor verlassen wir die Festungsinsel. Zuvor werfen wir noch einen Blick auf die Plastik eines Hasen, den Namensgeber der Insel. Die Gestalt sitzt im Wasser auf einer Dalbe.
Sankt Petersburg - Hasenfigur neben der Johannesbrücke
Unweit der Festung liegt das bescheiden wirkende Wohnhaus Peter des Großen.
Sankt Petersburg - Wohnhaus Peter l. am Petrovskaya
Panzerkreuzer Aurora
Kurz darauf passiert unser Bus das Museumsschiff Aurora. Der ehemalige Panzerkreuzer ist das Symbol der Oktoberrevolution. Mit einem Schuss aus der Bug-Kanone der Aurora wurde das Signal für den Sturm auf den Winterpalast gegeben.
Sankt Petersburg - Museumsschiff Panzerkreuzer Aurora
Auferstehungskirche
Das letzte Ziel ist die Auferstehungskirche am Gribojedow-Kanal. Die Kirche steht an der Stelle, an der Zar Alexander II. am 1. März 1881 einem Attentat zum Opfer fiel. Zum Gedenken an seinen Vater ließ dessen Sohn, Alexander III., eine Kirche im altrussischen Stil errichten. Damit verstieß er gegen ein Gebot Peters des Großen, der ausschließlich Kirchen im westlichen Stil in Sankt Petersburg sehen wollte. Aber zum Zeitpunkt des Baubeginns war dieser mehr als 150 Jahre tot und konnte sich nicht gegen dieses Ansinnen wehren. Von Beginn an war die Kirche nicht für Gottesdienste vorgesehen. Sie war als Denkmal erdacht und geplant worden. Seit ihrer Fertigstellung durchlebte sie mehrere Phasen. Eine Zeit lang war sie ein Konzerthaus. Danach wurde sie ein Museum, später ein Theater. Zu Sowjetzeiten diente sie über längere Zeit als Lagerhaus für Kartoffeln. Bemerkenswert an diesem Bauwerk sind die innen und außen im Ikonenstil gehaltenen Mosaiken. In der Gegenwart fungiert die Kirche erneut als Museum.
Es heißt Abschied nehmen vom Zentrum Sankt Petersburgs, das als Ganzes, ähnlich wie Venedig, auf der UNESCO Welterbeliste steht. Wir bedauern, dass uns bei unserer Stippvisite in Sankt Petersburg zu wenig Zeit vergönnt war. Die Stadt bietet eine große Zahl an Sehenswürdigkeiten, von denen wir im Rahmen unseres Besuches wenig gesehen haben. Es hätte nicht geschadet, den Newski-Prospekt entlang zu schlendern oder den Petersburger Palastplatz zu besuchen. Auch die Admiralität und einige Paläste und Museen hätten wir gern näher und länger betrachtet. Ganz zu schweigen vom Gazprom Tower und der Gazprom Arena. Das alles ist Grund genug, diese Stadt erneut zu besuchen.
Sankt Petersburg - Gazprom Tower und Gazprom Arena
Update August 2020