An einem Sonntag im Monat Juli besucht die Queen Victoria der Cunard Line die zu den Kykladen gehörende Inselgruppe von Santorin. Unsere Kreuzfahrt führt von Athen nach Venedig.
Kreuzfahrtschiffe vor Thira
Queen Victoria läuft an diesem strahlenden Morgen als erstes Schiff in die Caldera von Santorin ein. Wenige Minuten später erscheint das Luxusschiff Silver Spirit. Kaianlagen für große Kreuzfahrtschiffe gibt es nicht; die Schiffe liegen vor der Hauptinsel Thira im Oval der bis zu 700 Meter tiefen Caldera. Die Schiffe ankern nicht, sie halten ihren Standort mittels eines Dynamischen-Positionierungs-Systems.
Santorin - Kreuzfahrtschiffe vor Nea Kameni
Als drittes Schiff hat die Harmony V, ein Mini-Kreuzfahrtschiff der griechischen Variety Cruises (26 Außenkabinen, 49 Passagiere) an einer Boje festgemacht. Am Nachmittag kommt die zwischenzeitlich außer Dienst gestellte Celestyal Olympia der zypriotischen Reederei Celestyal Cruises als viertes Schiff hinzu. An diesem Sonntag besuchen ungefähr 3.000 Passagiere die Insel. Für Santorin ist dies ein entspannter Tag. Die Hauptinsel Thira erlebte davor wesentlich mehr Tagesbesucher von Kreuzfahrtschiffen. Seit dem Jahr 2016 gilt eine Begrenzung auf maximal 8.000 Passagiere pro Tag. Wie es an solchen Tagen aussieht, zeigt die Warteschlange vor der Seilbahn am alten Hafen von Skala.
Santorin - Anstehen an der Seilbhahn
Thira – unser erster Besuch mit dem Kreuzfahrtschiff
Wir besuchen Thira, die Hauptinsel des Archipels, zum wiederholten Mal. Nach Ankünften mit Flugzeugen und mit Fährschiffen reisen wir diesmal mit einem Kreuzfahrtschiff an und genießen den spektakulären Ausblick auf die Steilküste im Westen der Insel, die mehr als 200 Meter über dem Meer liegende Inselhauptstadt Fira und das mehrere Kilometer Luftlinie entfernte Oia.
Santorin - Fira über der Caldera
Priorität beim Ausschiffen genießen jene Passagiere, die organisierte Touren gebucht haben. Sie werden mit den komfortablen Booten der Santorini Boatmen Union zum südlich von Fira gelegenen Fahrhafen von Athiniós gebracht. Dieser Hafen ist für Ausflugbusse zugänglich. Und Busse werden für Rundfahrten über die 79 Quadratkilometer große Insel gebraucht.
Wir bevorzugen individuelle Ausflüge und fahren mit einem der Tenderboote hinüber zum nahe gelegenen „alten“ Skala-Hafen. Unsere Tagesziele sind der Hauptort Fira und das zwölf Kilometer entfernte Oia. An den Aufstieg in den Ort über nahezu 600 Stufen oder den Ritt auf einem Esel oder Maultier, die Tiere leiden unsäglich, verschwenden wir nicht einen Gedanken. Stattdessen nehmen wir die Doppelmayr-Seilbahn. In regelmäßigen Abständen fahren mehrere hintereinander gekoppelte Gondeln hinauf zur 260 Meter hoch gelegenen Bergstation. Die Fahrtzeit beträgt wenig mehr als drei Minuten und kostet für eine Strecke aktuell 6,00 Euro. Initiator der Seilbahn war der griechische Reeder Nomikos, ein Mäzen der Insel. Er ließ die Bahn im Jahr 1979 errichten. Später schenkte er sie den 14 Gemeinden Santorins.
In Fira ist alles wie gewohnt. Alles ist an seinem Platz. Es besteht kein Anlass, uns dort lange Zeit aufzuhalten. Für ein Essen oder ein Getränk ist es zu früh am Tag. Also gehen wir hinüber zur Hauptstraße, passieren die Büros der Autovermieter und erreichen die Busstation an der Dekigala-Straße. In Kürze fährt ein moderner Bus nach Oia. Den nehmen wir.
Die Tickets kaufen wir im Bus.
Besuch in Oia
Mit Oia sind wir weniger gut vertraut als mit Fira. An unserem Ziel angekommen, lassen wir uns planlos durch die Gassen und über die Treppenwege des kleinen Ortes treiben. Wir sehen die nicht mehr aktiven, dekorativen Windmühlen und die venezianische Festung von Argyri. Wir betrachten die in den Fels hineingebauten Wohnhäuser der ursprünglich armen Bevölkerung und die massiven Steinhäuser der wohlhabenden Reeder und ihrer Kapitäne. Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten Oias Reedern und Kapitänen 130 Segelschiffe, mit denen reger Handel bis hin ins Schwarze Meer getrieben wurde.
Wir sehen die Esel und Maultiere, die hinunter zu einem der beiden Häfen des Ortes getrieben werden. Der Weg ist kürzer als in Fira. Dennoch bedauern wir das Schicksal dieser Tiere. Wir ersparen uns den Weg nach unten.
Oia - Esel und Maultiere in Warteposition
Stattdessen ist die Zeit gekommen, ein erfrischendes Getränk auf einer abgelegenen Café-Terrasse einzunehmen. Die Leistung ist mittelmäßig; der Service nachlässig. Wir sind auf Santorin! Santorins Gastronomen verinnerlichen dem Anschein nach, dass die Gäste bereit sind, mindere Qualität zu akzeptieren. Viele der Fremden, zumindest jene, die mit dem Kreuzfahrtschiff gekommen sind, halten sich wenige Stunden auf der Insel auf. Warum sich anstrengen?
Wir schauen in die Geschäfte. In Oia wird viel Kunsthandwerk angeboten, darunter entdecken wir geschmackvolle Arbeiten. An einfachen Souvenirs und an Kleidung besteht ebenfalls kein Mangel. Wir haben genug und gehen zurück zum Busbahnhof, warten eine Viertelstunde und steigen in den Bus nach Fira.
Unter https://www.ktel-santorini.gr/ lässt sich der Busfahrplan vorher einsehen. Die einfache Fahrt für Erwachsene kostet aktuell 2,00 Euro. Preisermäßigungen werden gewährt.
Der Küstenweg oberhalb der Caldera
Auf der Höhe der Ortschaft Firostefani verlassen wir den Bus und folgen dem an der Caldera entlang führenden Weg. Die hochgelegene Promenade verbindet Fira mit Oia. Wir genießen traumhafte Ausblicke auf die Caldera und die Kreuzfahrtschiffe. Wir sehen die bebauten Hänge, die Terrassen, die kleinen Gärten mit den Bougainvillea-Pflanzen, Pools und vieles andere mehr. Der Weg erscheint uns pittoresk. Die römisch-katholische Kathedrale von Sankt Johannes dem Täufer liegt am Weg, und wir nehmen uns Zeit für eine Besichtigung des Gotteshauses.
Fazit
Wir räumen ein, hätten wir zuvor nicht viel von Thira und dem restlichen Archipel gesehen, wäre unser Aufenthalt auf der Insel anders abgelaufen. Wir hätten ein Auto gemietet und die Landschaft, die kleinen Orte und die Strände besucht.
Fira - Tenderboot im Hafen von Skala
Das alles ist heute nicht erforderlich. Wir verabschieden uns vom Trubel in Fira, nehmen die nächste Seilbahngondel und suchen fürs Erste Schutz auf der schattigen Terrasse eines Lokals am Hafen von Skala. Dort ist der Weißwein gut gekühlt, und der Service der Bedienung stimmt ebenfalls.
Santorin ist ein wunderbares Ziel. Wir versprechen, wir kommen zurück.
Juli 2024