Nach Tagen in den Metropolen Dubai und Abu Dhabi ist Sir Bani Yas ein weiteres Tagesziel. Sir Bani … was? Noch nie gehört, denkt sich mancher „Kreuzfahrer“ der Neuzeit. So ging es auch dem Verfasser dieses Reiseberichts. Bevor wir das Tagesziel im Arabischen Golf in Wort und Bild vorstellen, einige Fakten:
Sir Bani Yas auf einen Blick
Sir Bani Yas gehört zum Emirat Abu Dhabi. Es liegt in der Al Dhafra Region, wenige Kilometer vom Festland entfernt. Sir Bani Yas ist das einzige Eiland vor der Arabischen Halbinsel, auf der Kreuzfahrtschiffe Station machen. Zwischen Abu Dhabi City und dem im Westen der Hauptstadt gelegenen Urlaubsziel liegen 180 Kilometer Luftlinie. Sir Bani Yas ist mit rund 71 Quadratkilometern um einiges kleiner als die Nordseeinsel Sylt. Zu Lebzeiten unterhielt der Gründer der Vereinigten Arabischen Emirate und Herrscher über Abu Dhabi Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan einen Palast auf der kargen Sandinsel. Im Laufe seiner Regierungszeit wurden ihm vielfach exotische Tiere geschenkt. Er legte Wert darauf, die Tiere, darunter Lamas, Giraffen und Antilopen, in Sichtweite seines Refugiums auf Sir Bani Yas anzusiedeln. Aus den bescheidenen Anfängen entwickelte sich innerhalb von 50 Jahren das größte Naturschutzgebiet der VAE, der „Arabian Wildlife Park“.
Bewässerungssysteme, eine Meerwasserentsalzungsanlage und – wie man hört – mehr als drei Millionen gepflanzte Bäume und Sträucher verwandelten die ehemals karge Sandinsel in eine baumbestandene, von weiten Grünflächen durchzogene Landschaft. Mehr als 30 Tierarten verschiedener Kontinente, darunter einige vom Aussterben bedrohte, leben dort miteinander und finden ausreichend Nahrung.
Sir Bani Yas – Ziel der Urlauber
Nach dem Ableben des Scheichs im November 2004 öffnete sein Nachfolger die Insel für Besucher. Sir Bani Yas ist nicht allein ein Naturschutzgebiet. Die Insel ist zugleich ein Ferienziel und eine Destination der Kreuzfahrtschiffe. Auf der Insel unterhält die Anantara Hotelkette drei Standorte mit anspruchsvollen und hochpreisigen Luxusresidenzen (die Hotels bei booking.com erkunden . Darüber hinaus laufen in der Saison regelmäßig Kreuzfahrtschiffe Sir Bani Yas an. In der Vergangenheit lagen die Schiffe auf Reede und brachten die Passagiere mit Tenderbooten an Land.
Norwegian Dawn am Pier von Sir Bani Yas
Seit der 2022er Saison existiert ein 25 Millionen Euro teurer Pier für Kreuzfahrtschiffe, der zur gleichen Zeit zwei Schiffe von 300 Metern Länge und mehr aufnehmen kann. Die Kapazität der Insel ist auf 5.000 Passagiere pro Tag ausgelegt.
Sir Bani Yas – Angebote für Gäste von Kreuzfahrtschiffen
TUI Cruises stellt Sir Bani Yas im Jahr 2021 wie folgt vor: „Sir Bani Yas – eine Destination, wie keine Zweite. Hier erwartet Sie etwas ganz anderes, etwas ganz Besonderes: Sobald Sie das Schiff verlassen, befinden Sie sich direkt am kilometerlangen, privaten Sandstrand. Von morgens bis abends können Sie sich hier dem süßen Nichtstun hingeben … Doch auch das Hinterland hat einiges zu bieten: ein Naturreservat mit rund 10.000 Tieren …, die Sie ausschließlich während durch TUI Cruises vermittelten Ausflügen bestaunen können.“ Ein Folgebesuch zwei Jahre später führt definitiv zu der Erkenntnis, dass individuelle Ausflüge nicht unternommen werden können, es sei denn man wohnt in einem Hotel. Die Kreuzfahrtunternehmen sichern sich auf Sir Bani Yas ihre Pfründe.
Besuch des Arabian Wildlife Parks
Die Touren in das Naturschutzgebiet werden zumeist mit offenen Fahrzeugen durchgeführt. Die organisierten Touren bieten den interessierten Mitreisenden eine Garantie, die Insel und ihre Tierwelt kennenzulernen.
Sir Bani Yas - bereitstehende, geländegängige Fahrzeuge
Nach dem Verlassen des Kreuzfahrtschiffs gehen die Passagiere über die endlos lang scheinende Pieranlage zum „Sir Bani Yas Cruisebeach“. Schiffsgäste, die schlecht zu Fuß sind, dürfen hoffen, auf einem der zwischen dem Schiff und dem Strandabschnitt pendelnden, elektrisch angetriebenen Golfcarts mitzufahren.
Die Gäste werden am Cruisebeach auf die Wagen verteilt.
Sir Bani Yas Cruisebeach
Danach startet die ungefähr 90 minütige Rundfahrt. Quellen sprechen von einem etwa 40 Quadratkilometer großen Bereich, in dem sich die einzelnen Tierarten aufhalten. Die Angabe ist keine gesicherte Erkenntnis. Ebenso bestehen keine zuverlässigen Angaben zur Anzahl der Tiere. Allgemein wird von 10.000 bis 15.000 Tieren gesprochen. Die riesigen Gehege sind nach Regionen getrennt. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich Arten der Arabischen Halbinsel mit solchen aus Nordafrika oder von anderswo kreuzen.
Wer Glück hat, sieht Giraffen aus nächster Nähe. Wir sahen auf unserer Tour über größere Distanz nur die Hälse und Köpfe. Die Giraffen bedürfen als einzige Spezies der Fütterung. Ohne Fütterung würden die Tiere ansonsten in kurzer Zeit die Bäume kahlfressen.
Aus nächster Nähe sehen Teilnehmer an der Tour Impalas und weitere Antilopenarten, Gazellen und Scharen von Truthühnern und Pfauen. Majestätisch ruht ein Gepard hinter einem Zaun, vermutlich ist sein Jagdtrieb noch nicht erwacht.
Auf der Insel ist die Jagd generell verboten. Eine Lizenz zum Jagen besitzen allerdings die wenigen Geparden und die Hyänen. Die Raubtiere erlegen Antilopen und Gazellen, und regulieren auf diese Weise den Bestand dieser Arten. Die überzähligen Tiere, die den Geparden und den Hyänen nicht zum Opfer fallen, werden zu Zwecken der Bestandsregulierung in andere Regionen des Emirats ausgesiedelt. Die Geparden halten sich untertags innerhalb eines gesicherten Geheges auf. Die nachtaktiven Hyänen bekommen wir nicht zu Gesicht.
Auf die Geparden folgen Spießböcke, Hirschkühe, Kropfgazellen, Axishirsche, Oryxantilopen und Kronenkraniche. Nebenbei gesagt, das Schutzgebiet besitzt angeblich die weltweit größte Herde Arabischer Oryxantilopen. Zum Schluss wären noch die nordafrikanischen Mähnenschafe und – nicht zu vergessen – die Emus zu nennen.
Zu unserem Bedauern werden die Ruinenreste eines assyrischen christlichen Klosters nicht besucht. Die Ruinen zählen zu den Sehenswürdigkeiten der Insel. Die Hotels und die Landepiste des Flughafens bekommen wir ebenfalls nicht zu Gesicht. Zumindest passiert unser Wagen den auf einem Hügel gelegenen, ehemaligen Palast des Scheichs Zayed. Es ist erstaunlich, dass aus einer weitgehend flachen Insel aus Sand und Stein eine Hügelkette aufragt.
Zu erwähnen bleibt noch das von Mangroven bewachsene Ökosystem der Lagune. Mit etwas Glück sehen Besucher in der Lagune Flamingos. Uns zeigt sich „lediglich“ ein Reiher. Nicht verborgen bleibt uns allerdings der „Cruisebeach“, an dem der Ausflug mit dem Safaribus endet.
Aufenthalt am kilometerlangen Sandstrand
„Süßes Nichtstun“ verspricht TUI Cruises ihren Gästen. Der Empfehlung folgen offenbar viele Mitreisende. Die Voraussetzungen für einen unbeschwerten Tag am Strand sind ideal. Das Wetter passt. Links und rechts der Pieranlage stehen den Gästen insgesamt zweieinhalb Kilometer gepflegten Strands zur Verfügung. Der Sand ist zwar grobkörnig, und der Strand fällt steil ab. Das tut dem Spaß jedoch keinen Abbruch. Schließlich wachen Rettungsschwimmer über die Badelustigen. Neben vielen Palmen spenden in Reih und Glied stehende Sunshades Schatten. Bequeme Holzliegen und das warme Wasser des Arabischen Golfs laden zum Relaxen ein. Für aktive Gäste gibt es diverse Wassersport- und Wellness-Angebote. Wer mag bucht einen Tauchausflug. – Deutsche Schiffe von AIDA und TUI versorgen ihre Gäste mit einem Al Fresco Buffet. Bei unserem Folgebesuch mit NCL haben wir ein Buffet vermisst. Die Speisen und Getränke werden an rustikalen Tischen unter einem riesigen Sonnenschutz eingenommen.
Sir Bani Yas - Open Air Restaurant der Kreuzfahrtschiffe
Für Kinder stehen Spielgeräte zur Verfügung. Sanitärräume und Duschen sind selbstredend vorhanden. Die meisten Mitreisenden dürften nach Tagen in Abu Dhabi - siehe Abu Dhabi Shenswürdigkeiten - und Dubai - siehe Dubai Seheswürdigkeiten - den Tag am Strand genossen haben. Und nicht nur tagsüber wird den Gästen etwas geboten. Beim Über-Nacht-Aufenthalt der AIDAcosma erlebten die Gäste am späten Abend eine Silent-Party mit DJ’s und Lichteffekten.
Sir Bani Yas – ein alternatives Kreuzfahrtziel
Der Autor dieser Zeilen bekennt, dass er kein Strandurlauber ist. Kleine und große Städte, historische Plätze und schöne Landschaften sprechen ihn eher an. Eine Insel wie Sir Bani Yas mit ihrem Tierreservat ist jedoch eine besondere Erfahrung. Ein Safaripark oder ein Zoo halten keinem Vergleich stand. Der Autor bekennt ferner, dass er sich nach der Inselrundfahrt nachmittags eine Stunde am Strand aufgehalten hat. Sir Bani Yas auf dem Routenplan ist bei Weitem kein verlorener Tag!
Januar 2024