An der Alaska Inside Passage liegen Destinationen wie Glacier Bay, Juneau, Ketchikan oder Skagway. Der kleine Ort ist die nördlichste Kreuzfahrtdestination der Inside Passage und ein stark frequentiertes Kreuzfahrtziel. Für die im April beginnende Saison 2024 sind bislang 502 Kreuzfahrtschiffe in Skagways Hafen gemeldet. Das heißt, dass eine knappe Million Passagiere und unzählige Crew Mitglieder sich in dem kleinen, 1.200 Einwohner zählenden Ort umsehen werden. In den Vorjahren gingen an Spitzentagen bis zu 8.000 Passagiere an Land, und auch für die Zukunft ist Ähnliches zu erwarten, zumal die in Alaska eingesetzten Schiffe an Größe zulegen.
Der Broadway - Skagways Einkaufs- und Flaniermeile
Amerikas nördlichster eisfreier Tiefwasserhafen
Die dem Anschein nach bedeutungslose Kleinstadt ist von strategischer Bedeutung. Sie verbindet die Inside Passage mit den Landwegen in das kanadische Yukon-Gebiet sowie in die nordwestliche Arktisregion. Vor etwa 120 Jahren kam Skagway eine andere Bedeutung zu. Wegen ihres eisfreien Hafens war die Gemeinde der Ausgangspunkt für die zum Klondike River ziehenden Goldsucher.
In der Nähe des White Pass-Bahndepots erinnert eine Statue an die Zeit der Goldsucher. Das im Jahr 1997 zum 100. Jahrestag der Entdeckung von Gold aufgestellte Monument zeigt im Vordergrund einen Tlingit-Indianer, der einem Goldsucher den Weg zeigt. Eine weitere Statue an einem anderen Ort zeigt einen ermüdeten Goldgräber und seinen ihm zugewandten Hund. Obwohl die Zeit der Goldfunde längst vergangen ist, genießt Skagway als touristisches Ziel hohes Ansehen.
Sehenswürdigkeiten in Skagway und Umgebung
Skagways Zentrum
Aus der Luft gesehen wirkt Skagway wie auf dem Reißbrett entworfen. Fünf Parallelstraßen führen in nordöstlicher Richtung durch den Ort. Dreiundzwanzig Avenues, jede ordentlich von 1 bis 23 durchnummeriert, queren die fünf Straßen in regelmäßigen Abständen. Die Hauptdurchgangsstraße ist die in Richtung der kanadischen Grenze verlaufende State Street.
Skagway - Main Street
An Skagways Broadway finden Besucher Bars, Kneipen, die urige Touristeninformation und teilweise sehr ausgefallene Läden. Am Broadway präsentiert das Klondike Gold Rush National Historical Park Visitor Center den Mascot Saloon. Dort wird anhand lebensgroßer Puppen in zeitgenössischer Kleidung gezeigt, wie es während des Goldrausches in einer Gaststätte ausgesehen haben mag.
An der Ecke Broadway und 2nd Ave steht der Red Onion Saloon. Wo es sich heutzutage vor allem die Tagestouristen bei Bier, Speisen, musikalischer Unterhaltung und leichtgeschürzten Bedienungen gut gehen lassen, befand sich von 1897 an Skagways feinstes Bordell. Die Räume des pikanten Etablissements können besichtigt werden.
Kettenläden fehlen in Skagway völlig; sie würden auch nicht in den Ort passen. Die vom Broadway abzweigenden Seitenstraßen beherbergen u. a. die Historic Moore Homestead oder das Skagway Museum. Interessant ist auch das Betriebsgeländer der White Pass & Yukon Route Railway. Es liegt wie der Red Onion Saloon an der Ecke Broadway und 2nd Ave. Eine riesige, trotz ihres Alters noch immer betriebsbereite Schneefräse, Dampflokomotiven und Wagen vermitteln Eindrücke der wechselhaften Geschichte der Bahnlinie. Skagway bietet tatsächlich einige Überraschungen.
Gold Rush Cemetery
Vor allem in den Anfangsjahren der Goldfunde waren Goldsucher vielfältigen Risiken ausgesetzt. Die Friedhöfe der Region legen vielfältige Zeugnisse hierüber ab. Am Palmsonntag des Jahres 1898 riss eine riesige Lawine am Chilkoot Trail mehr als 60 Stampeder in den Tod. Wie jung die Abenteurer damals starben, das belegen die Inschriften auf den Grabkreuzen von Skagways Gold Rush Cemetery. Auf dem Friedhof fanden 133 Menschen ihre letzte Ruhestätte. Das Gräberfeld liegt in fußläufiger Entfernung vom Zentrum.
Fahrt zum White Pass und darüber hinaus
Regelmäßig werden während der Kreuzfahrtsaison Fahrten mit den Zügen der White Pass & Yukon Route Railway sowie mit Bussen zur kanadischen Staatsgrenze bei White Pass und darüber hinaus angeboten. Auf dem kurzen über 20 Meilen (32 Kilometer) führenden ersten Streckenteil erklimmen die Züge und die Busse eine Passhöhe von 873 Metern.
Zug der White Pass & Yukon Route Railway am Kreuzfahrthafen
Unterschiedliche Fahrten sind im Angebot. Einige der angebotenen Touren enden vor Kanadas Staatsgrenze auf amerikanischem Terrain. Andere Fahrten führen weiter nach Kanada hinein. Maximal 67,5 Meilen ins Landesinnere werden von dem Bahnunternehmen erschlossen.
Historische Eisenbahnwagen
Die Bahnlinie erstreckte sich von Skagway bis zu den Goldfeldern von Whitehorse in der kanadischen Yukon-Region. Es bedurfte nur der kurzen Zeit von 26 Monaten, um die 110 Meilen lange Bahnstrecke zu bauen. Später wurden am Yukon auch Silber, Kupfer und Blei abgebaut. In Abhängigkeit von der Nachfrage nach den Metallen verliefen die Geschäfte der Bahn sehr wechselhaft. Einerseits fuhren in Spitzenzeiten bis zu 34 Züge am Tag und andererseits verkehrte zur Zeit der Weltwirtschaftskrise nur ein Zug pro Woche auf der Bahnstrecke. Im Jahr 1982 wurde die Bahn schließlich stillgelegt. Mit dem Aufkommen der Kreuzfahrtschiffe stieg das Interesse an Bahnfahrten sprunghaft an. Inzwischen reisen jährlich mehr als 400.000 Menschen auf unterschiedlichen Routen mit der Schmalspurbahn.
Die Pitchfork Falls mit der Eisenbahnbrücke
Deutlich budgetfreundlicher als die Bahnfahrt, allerdings auch von kürzerer Dauer, ist die Fahrt mit dem Kleinbus hinauf zum White Pass. Spektakuläre Blicke auf die grandiose Felslandschaft, die Pitchfork Falls, die Moore Creek Bridge und auf die Eisenbahntrasse werden dabei geboten. Der Bus passiert die subarktische Tundra des Tormented Valley und den kristallklaren Summit Lake. Am „Welcome to Alaska-Schild“ endet die Reise noch auf amerikanischem Staatsgebiet. Zwischendurch wird an den genannten Aussichtspunkten gehalten. Die Fahrtstrecke entspricht einer der Routen, die die Goldsucher auf ihrem Weg zum Yukon River nehmen mussten. Es scheint uns heute unvorstellbar, dass die Digger 500 Kilogramm Ausrüstungsgegenstände und Proviant auf Pferden und Maultieren auf ihrem Weg mit sich führten. – Wie dem auch sei, wir haben die Busfahrt getestet und empfehlen sie uneingeschränkt.
Wanderung zum Yakutania Point
Lust auf eine kurze Wanderung in Skagway? Der Yakutania Point am Lynn Canal ist lediglich ein paar Steinwürfe vom Kreuzfahrt-Dock entfernt. Vor Skagways Regionalflugplatz quert man auf einer soliden Fußgängerbrücke den Skagway River. Mit Blick auf den Fluss führt der Weg hinüber zum Yakutania Point. Hat man Glück, sieht man nicht nur die jenseits des Lynn Canal liegenden Chilkat Mountains, sondern im Meeresarm auch Robben, Buckelwale oder sogar Orcas. Auch Weißkopfseeadler lassen sich ab und an blicken. Den Hin- und Rückweg zu dem Aussichtspunkt bewältigen auch ungeübte Wanderer wie wir in weniger als einer Stunde.
Gesamtwertung unseres Besuchs in Skagway
Anfangs bestehen Zweifel, warum so viele Kreuzfahrtschiffe eine 1200 Einwohner zählende Gemeinde im Südosten Alaskas anlaufen. Nach dem Besuch Skagways haben wir erkannt, dass der Ort seinen Gästen durch Kombination mehrerer Aktivitäten ein abwechslungsreiches Programm bietet. Skagway ist eine empfehlenswerte Kreuzfahrtdestination.
Kreuzfahrtschiff Norwegian Sun am Ore Dock
Update Februar 2024