Ein Tag in Sydney und auf Cape Breton

Ein Tag in Sydney und auf Cape Breton


Die Celebrity Summit von Celebrity Cruises macht von Québec kommend einen Zwischenstopp in Sydney auf Cape Breton Island. Die Insel ist ein Teil der kanadischen Provinz Nova Scotia. Für Sydney sind acht Stunden Liegezeit eingeplant. Die Zeitspanne reicht nicht, um auch nur annähernd einen Eindruck von der ausgedehnten Landfläche der Insel zu gewinnen.

Sydney - Joan Harris Cruise PavilionSydney - Joan Harris Cruise Pavilion


Ausflugsangebote der Reederei

Obwohl uns stets daran gelegen ist, authentische Erfahrungen durch selbst organisierte Ausflüge zu gewinnen, studieren wir die Ausflugsangebote der Kreuzfahrt-Unternehmen gründlich.

Besuch des vormaligen Industriekomplexes

Was sieht das Ausflugsprogramm für Sydney vor? Celebrity Cruises organisiert auf Cape Breton Island für die Gäste mehrere interessante Tagesausflüge. Da wäre zuerst eine Tour mit dem BIG Pink Bus. Die Teilnehmer lernen die vor 20 Jahren stillgelegten ehemaligen Kohleminen und Stahlwerke kennen. Zuvor klärt ein Museumsbesuch über die ursprüngliche Arbeitssituation in den Minen und Fabriken auf. Zum Abschluss steht noch ein Besuch im Indianerreservat Membertou auf der Agenda.

Fortress of Louisbourg

Ein anderer, interessanter Ausflug führt zu Leuchttürmen und zum Fortress of Louisbourg. Die Festung ist eine „National Historic Site of Canada“, also ein schützenswerter, historischer Ort. Ein britisches Geschwader nahm die von Franzosen errichtete Festungsanlage im Jahr 1758 ein und zerstörte sie. Zu Beginn der 1960er-Jahre wurde ein Viertel der Anlage neu errichtet. – Vor dem Besuch der Festungsstadt wird noch am Leuchtturm von Louisbourg gehalten. Er war Kanadas erster Leuchtturm.

Fortress of Louisbourg


Fortress of Louisbourg


Louisbourg Lighthouse


Louisbourg Lighthouse 


Wir besuchen das Highland Village Museum

Ähnlich interessant wie den Besuch der Festung schätzen wir einen Ausflug ins Highland Village Museum im schön gelegenen und gut 60 Kilometer entfernten Iona ein. Dieses Ziel steht ebenfalls auf dem Programm der Reederei. Bereits vor Reiseantritt hatten wir entschieden, diese Tour auf eigene Faust zu absolvieren. Nun gilt es, am Terminal einen Anbieter zu finden.

Bevor wir dazu kommen, betrachten wir zuerst das moderne Kreuzfahrt Terminal, den „Joan-Harris-Cruise-Pavilion“ und die am Main Dock aufgestellte 15 Meter hohe Fidel. Am Terminal entlockt ein Mann im Schottenrock voller Hingabe seinem Dudelsack Töne. Ein zweiter Rockträger, ein Hüne von Mann, erteilt den Ankommenden Auskünfte. Mehr Informationen gibt es überdies im Inneren des Terminals.

The Big Fiddle


The Big Fiddle


Dudelsackspieler


Dudelsackspieler 


Zusammen mit einem amerikanischen Paar buchen wir vor dem Cruise Terminal ein Großraumtaxi. Die Fahrt kostet pro Paar 80 kanadische Dollar. Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen. dFür die viereinhalbstündige Tour fordert die Taxi-Kooperative inzwischen 275 Kanadische Dollar.. Der Preis für die mehrstündige Tour war zum damaligen Zeitpunkt angemessen, zumal unser Fahrer Bill für den Rückweg noch einige Überraschungen in petto hatte. Dazu später.

Der Ortsausgang von Sydney ist schnell erreicht. Von da an fahren wir circa eine Stunde in nördlicher Richtung auf dem zweispurigen Grand Narrows Highway. Die Fahrt durch dünn besiedeltes Land führt bis zur Grand Narrows Waterfront am Bras d’Or Lake. An jener Stelle ist der bis zu dreißig Kilometer breite See nur einen Kilometer breit. An dem Engpass kreuzen eine historische Eisenbahnbrücke und eine moderne Autobrücke die Schmalstelle des 1.100 Quadratkilometer großen Binnensees. Uns gegenüber liegt die Stadt Iona. Und in Hanglage schräg darüber sehen wir das Museumsdorf, das Ziel unseres Ausflugs.

Haus am St. Andrews Channel
Häuser am Grand Narrows Highway
Grand Narrows Waterfront
Landschaft am Grand Narrows Highway

Im Besucherzentrum des Highland Village Museums entrichten wir den Eintrittspreis. Wer mag, kauft Kunsthandwerk, betrachtet ein Einführungs-Video oder plaudert mit den freundlichen Mitarbeitern des Centers. Über Gras und Schotterwege gehen wir danach zu den am Hang gelegenen Häusern der Anlage. Für Rollstuhlfahrer oder Personen mit Handicaps sind die Wege nicht geeignet. Als unentgeltliche Zugabe genießen wir bei herrlichem Wetter den wunderschönen Blick auf den Bras d’Or Lake und das an dieser Stelle recht nahe südliche Ufer.

Highland Village MuseumHighland Village Museum


Über uns thront die holzverkleidete, weiße Malagawatch Kirche. Wir wenden uns dem ersten Wohnhaus zu, einer einem Iglu gleichenden, aus Felssteinen errichteten und mit Grassoden bedeckten winzigen Wohnstätte. Sie diente tatsächlich den ersten schottischen Siedlern als Behausung. Der Rundbau entstand in den Jahren ab 1770. Im Inneren sehen wir eine Schlafstätte, dazu einen Tisch und Stuhl sowie einfachstes Küchengerät. Es ist nicht vorstellbar, wie in jener Zeit Menschen unter solchen Bedingungen sommers wie winters auf dem ihnen geschenkten Land leben konnten.

Highland Village Museum - Scottish Home - das erste Haus
Highland Village Museum - Einrichtung des Scottish Home
Highland Village Museum - Mahlstein im Scottish Home
Highland Village Museum - eine der ersten Unterkünfte

In der Folgezeit wurden Blockhäuser errichtet, auf die zu einem späteren Zeitpunkt stabilere und größere Häuser folgten. Danach wurden im Laufe der Zeit das Schulhaus, ein Gemischtwarenladen, die einfache Kirche, eine Schmiede und eine Wollkämmerei gebaut.

Highland Village Museum - die Schule
Highland Village Museum - General Store
Highland Village Museum - Blick auf den Bras d’Or Lake
Highland Village Museum - Kutsche
Highland Village Museum - Portal der Malagatch Kirche
Highland Village Museum - die Malagatch Kirche
Highland Village Museum - Innenraum der Malagatch Kirche
Highland Village Museum - Instrument

In historischer Kleidung gewandete Männer und Frauen geben Auskunft über die Bauten, ihre Geschichte und die Ausstellungsobjekte. Es sind Angestellte der „National Historic Site“, die während der Touristensaison einen der begehrten Arbeitsplätze im Museumsdorf gefunden haben.

Rückfahrt nach Sydney

Im Museumsdorf vergeht die Zeit wie im Fluge. Es ist verständlich, dass Bill, unser Fahrer, zur Rückfahrt drängt. Mangels einer Alternative nimmt er dieselbe Route wie zuvor auf dem Hinweg. Oberhalb des St Andrew Channels hält er auf einen Kaffee an einem Gemischtwarenladen mit angeschlossenem Schnellimbiss. Man kennt sich, die Atmosphäre ist locker und gelöst. Alles wirkt so, wie wir uns das Leben in den Weiten Kanadas vorstellen. Etwas anderes wäre es, dort auf Dauer wohnen zu müssen.

Zwischenstopp am Grand Narrows HighwayZwischenstopp am Grand Narrows Highway


Zwischenstopp am Membertou Trade & Convention Centre

In Sydney hält unser Fahrer am Membertou Trade & Convention Centre, einem nach dem Indianerhäuptling Membertou benannten Veranstaltungsort. Die ersten Bewohner der Insel waren Indianer vom Stamm der Mi’kmaq. Sie verloren ihr Land an die Franzosen und später an die britischen Kolonialherren. Die Nachkommen der Ureinwohner führten lange Zeit ein unterprivilegiertes, von Armut geprägtes Leben. Vom Jahr 1995 an legte die kanadische Regierung Programme zur Integration der ungefähr 750 Nachkommen der Ureinwohner in die Gesellschaft und zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage auf.

Membertou Heritage Park

Membertou Heritage Park


Das Convention Centre ist für Nachkömmlinge der Mi’kmaq der Mittelpunkt des städtischen Lebens. Das große, schmucklose Gebäude eignet sich für Tagungen und Veranstaltungen. Wer mag, kauft vor Ort indianisches Kunstwerk. Unser Fahrer Bill legt Wert darauf, dass wir die Wohnlagen der Indianer einschließlich eines Wigwams sehen sollten. Leider beeindruckt uns das Gesehene nicht sonderlich. Es unterscheidet sie sich wenig von den Wohngebieten der Nachkommen der Einwanderer.

Erinnerung an Sydneys industrielle Vergangenheit

Bis zur Jahrtausendwende war Sydney ein Standort von Kohlengruben und Stahlfabriken. Zu Beginn des neuen Millenniums ging die Montan-Ära zu Ende. Den Außenbereich der Stadt verunzieren große Industriebrachen. Das freie Gelände steht im Anschluss an unseren Besuch der Nova Scotia Music Week zur Verfügung. Mit über 100 Künstlern und vielen Bühnen ist das Festival das größte Event der Region.

Fazit unseres Roadtrips

Wir sahen während unserer Fahrt keine spektakulären Bauten, keine Schlösser und keine Kathedralen. Stattdessen sahen wir eine wunderschöne, friedliche Landschaft und ein Museumsdorf. An beides werden wir uns noch lange Zeit erinnern.

Landschaft bei Grand Narrows


Landschaft bei Grand Narrows


Grand Narrows Waterfront


Grand Narrows Waterfront 


Besuch des historischen Kerns von Sydney

Nach einer kurzen Erfrischungspause auf dem Schiff durchstreifen wir das an das Kreuzfahrtterminal anschließende historische Stadtviertel.

Sydney - unterwegs im historischen Kern - Esplanade


Sydney - unterwegs im historischen Kern - Esplanade


Sydney - Häuser an der Esplanade


Sydney - Häuser an der Esplanade 


In der Nähe des Terminals steht an der Esplanade  das St Patrick’s Church Museum. Bei diesem Bauwerk handelt es sich um die ursprünglich im Jahr 1828 gebaute katholische Kirche Saint Patricks’s. An Sonntagen diente sie den Einwohnern Sydneys als Ort des Gebets und der Besinnung. In jener Zeit kamen die Gläubigen nicht nur aus Sydney sondern mit Pferden und Booten aus den entlegeneren Regionen. Aufgrund des Wachstums der Gemeinde wurde im Jahr 1874 entschieden, eine neue Kirche zu bauen. Danach nutzten zwei Glaubensgemeinschaften das Gotteshaus. Im Jahr 1966 kam die Idee auf, die damals ungenutzte Kirche zu restaurieren und als Museum zu verwenden.

St. Patricks Church MuseumSt. St. Patricks Church Museum


Ein weiteres Museum ist das zwei Querstraßen vom Terminal entfernte, in der Charlotte Street gelegene Cossit House. Es zählt zu den ältesten Häusern der Stadt. Ein Geistlicher ließ das Haus im Jahr 1785 errichten. Er war beauftragt, sich als geistiger Beistand um die wachsende britische Kolonie zu kümmern. Seine Nachkommen lebten bis zum Jahr 1975 im Cossit House. Danach wurde das Gebäude restauriert, mit authentischen Möbeln ausgestattet und in ein Museum umgewandelt. Historisch gekleidete Guides erzählen den Besuchern vom Leben der Familie Cossit. In den im Obergeschoss befindlichen Schlafzimmern sind Uniformen und Bekleidung aus jener Zeit ausgestellt.

Cossit House Museum


Cossit House Museum


Cossit House Museum


Cossit House Museum 


Dem Cossit House schräg gegenüber liegt das 225 Jahre alte Jost Heritage House. Es war einst das Haus eines wohlhabenden Kaufmanns und gehört ebenfalls zu den ältesten Häusern der Stadt. Wer das Haus heute sieht, verknüpft nicht unbedingt den damaligen Wohlstand mit diesem Haus. Von außen wirkt es eher unspektakulär. Im Inneren präsentieren – wie zuvor im Cossit House – kostümierte Guides das Leben der damaligen Zeit. Die Küche befindet sich im Keller. Die Räume im Erdgeschoss, ein Salon, ein Speisezimmer und ein Schlafzimmer sind im viktorianischen Stil eingerichtet. Im oberen Geschoss befinden sich weitere Schlafzimmer. In einem Raum werden historische Schiffsmodelle ausgestellt. In einem anderen Raum wird eine gut ausgestattete Apotheke aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gezeigt.

Jost HouseJost House


Nicht versäumen – das Craft Center des Cruise Terminals

Nicht versäumen sollte man einen Rundgang durch das Craft Center des Cruise Terminals. Ein Kunsthandel verkauft sehenswerte Malereien und Skulpturen. Am besten gefällt uns jedoch die Verkaufsausstellung für Kunsthandwerk in einem Saal des Cruise Centers. Die zum Verkauf stehenden Objekte überzeugen hinsichtlich Qualität und Ausführung. Ein Imbiss und ein Restaurant sorgen für das leibliche Wohl der Besucher, und – wichtig – Wifi ist ebenfalls verfügbar.

Joan Harris Cruise Pavilion


Joan Harris Cruise Pavilion


Im Joan Harris Cruise Pavilion


Im Joan Harris Cruise Pavilion 


Update August 2023