Kreuzfahrtschiffe legten bislang in Venedigs zentral gelegenem Kreuzfahrt-Hafen an. Vom Kreuzfahrtterminal starteten die geführten Besichtigungstouren der Kreuzfahrtschiffe ins „Centro Storico“ Venedigs, den unter dem Patronat des UNESCO Weltkulturerbes stehenden historischen Stadtkern.
Venedig - Kreuzfahrtterminal
Venedig - Kreuzfahrtterminal
Geführte Touren vermitteln grundsätzlich gute Informationen zu den Sehenswürdigkeiten einer Region. In Venedig sind geführte Touren nach unserer Einschätzung nicht notwendig, da sich das historische Zentrum auf eigene Faust gut entdecken lässt. Lediglich ein gewisses Maß an vorheriger Vorbereitung ist erforderlich. Zumindest die Top-Sehenswürdigkeiten sollte man kennen. Unser in der Praxis erprobter Fußweg durch das historische Venedig beginnt am Piazzale Roma und endet auf der Piazzetta San Marco neben dem Dogenpalast. Der Weg macht Spaß und ermöglicht Blicke hinter Venedigs Kulissen.
Hilfreich für Gäste von Kreuzfahrtschiffen – der People Mover
Wir beabsichtigen, unseren Weg an dem Piazzale Roma zu beginnen. Um dorthin zu gelangen, nehmen wir den „People Mover“. Die auf Stelzen gebaute, moderne Einschienenbahn verkehrt über 800 Meter Länge zwischen der künstlichen Insel Tronchetto und dem Piazzale Roma. Auf Tronchetto stehen Parkhäuser, die die mit dem Auto angereisten Gäste der Kreuzfahrtschiffe nutzen. Die Bahn macht 250 Meter vom Kreuzfahrt-Terminal entfernt einen Zwischenstopp. Die Fahrt zum Piazzale Roma, dem großen Verkehrsknotenpunkt in Venedig, kostet wenig und dauert nur wenige Minuten.
Venedig - People Mover
Wir gehen vom Piazzale Roma zur Rialtobrücke
Am Piazzale Roma ist der Weg zur Rialtobrücke ausgeschildert. Die Brücke ist die erste wesentliche Etappe unserer venezianischen Entdeckungstour. Wir folgen der unmissverständlichen Wegweisung, und stehen nach kurzer Zeit im Stadtteil Santa Croce vor der schönen Kirche di San Nicola da Tolentino. Sie ragt unter der Masse der gut Hundert Kirchen der Altstadt heraus: Ein kleiner tempelartiger Vorbau ziert den Eingangsbereich der Kirche.
Venedig - Chiesa di San Nicola da Tolentino
Venedig - Portikus der Chiesa di San Nicola da Tolentino
Durch gepflegte, saubere Sträßchen und Gassen gehen wir weiter zur Kirche und zum ehemaligen Kloster Santa Maria Gloriosa dei Frari. Ihrer Kunstschätze wegen ist die Kirche eines der sehenswertesten Gotteshäuser der Touristenhochburg Venedig: Wer Gemälde von Tizian sehen möchte, ist in der Kirche an der richtigen Adresse. Im benachbarten, ehemaligen Kloster fand Venedigs Staatsarchiv Aufnahme.
Venedig - Chiesa Santa Maria Gloriosa dei Frari
Venedig - Chiesa Santa Maria Gloriosa dei Frari
Der Kirche gegenüber liegt das prachtvolle Versammlungshaus der Laienbruderschaft Scuola Grande di San Rocco, eine weitere Attraktion der Stadt. Für die Besichtigung der Kirche dei Frari und der Scuola Grande wird Eintrittsgeld erhoben. Das Ensemble an Gebäuden wird komplettiert durch ein dem Malergenie Leonardo da Vinci gewidmetes Museum.
Venedig - Fassade der Scuola Grande di San Rocco
Venedig - Leonardo da Vinci-Museum
Bis zur Scuola Grande di San Rocco haben wir einen Kilometer zurückgelegt. Auf verschlungenen Wegen entlang der Kanäle und über viele Brücken folgen wir der Wegweisung zur Rialto Brücke. Ein weiteres Zwischenziel ist der große, offene Campo San Polo. Die Kirche gleichen Namens begrenzt die eine Seite des Platzes. An der anderen Seite steht das wenig auffällige Verwaltungsgebäude der Guardia di Finanza.
Venedig - Campo San Polo
Venedig - Campo San Polo
Vom Campo San Polo folgen wir der Calle Perdon bis zur Chiesa di Sant‘Aponal. Anschließend gehen wir hinunter zur Riva del Vin, der breiten Uferzone am Canal Grande. Dort angekommen sehen wir linkerhand die Ponte di Rialto.
Venedig - Riva del Vin
Die Rialtobrücke – Venedigs ganzer Stolz
Die Rialtobrücke ist die älteste der vier über den Canal Grande führenden Brücken. Der gewaltige Bau wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Bogen-Architektur aus Kalkstein errichtet. Die Brücke ist eines der bekanntesten Bauwerke der Lagunenstadt. Sie misst 48 Meter in der Länge. Ihre Breite beträgt 22 Meter. Die Spannweite des einzigen Bogens wird auf 28,80 Meter beziffert. Die Durchfahrtshöhe entspricht 7,80 Metern. Auf beiden Seiten der Brücke wurden von Anfang an Läden eingerichtet.
Venedig - die Rialtobrücke
Venedig - Blick auf die Rialtobrücke
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kreuzte sie als einzige Brücke den Kanal. Von der Brücke genießen Besucher unvergessliche Ausblicke auf den Kanal und die umliegenden Häuser und Paläste. Ein bemerkenswertes Gebäude ist der Fondaco dei Tedeschi, das „Warenlager der Deutschen“. Das schön anzusehende Gebäude wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts als Standort und Handelsplatz deutscher Kaufleute errichtet.
Venedig - Fondaco dei Tedeschi am Canal Grande
Campo Santi Giovanni e Paolo
Von der Rialtobrücke könnten wir geradewegs hinüber zum Markusplatz gehen. Das tun wir jedoch nicht. Wir beabsichtigen, weitere Eindrücke von Venedigs Centro Storico zu gewinnen. Etwa 50 Meter hinter der Rialtobrücke biegen wir an einem kleinen Platz nach links ab in die Calle Fontego Castello, die geht über in die Salizada Fontego. Wir passieren die Kirche San Giovanni Crisotomo und die Ponte dei Zogatoli. Danach biegen nach rechts in die Salizada San Cancian ein, der wir 150 Meter folgen.
Venedig - Campo Santa Marina
Unser nächstes Ziel ist der Campo Santi Giovanni e Paolo. Dort steht die gleichnamige vom Dominikanerorden gegründete Klosterkirche. Das dreischiffige, im gotischen Baustil errichtete Gotteshaus zählt zu den größten und bedeutendsten Kirchen Venedigs. Die Venezianer sprechen von „Zanipolo“, wenn sie die Kirche meinen. In Zanipolo wurden Dogen und Adelige begraben. Deren Grabstätten sind mit Statuen, Reliefs, Altären oder Gemälden reichhaltig dekoriert.
Venedig - Basilica dei Santi Giovanni e Paolo
Venedig - Basilica dei Santi Giovanni e Paolo
Neben der Kirche sehen wir eine weitere der insgesamt sechs Scuole Grandi, die Scuola Grande di San Marco. Das mit weißem Marmor verkleidete Bauwerk wird seit langem als Krankenhaus genutzt. Bevor wir den weitläufigen Platz mit der Aussicht auf die prächtigen Bauten verlassen, nutzen wir die Gelegenheit, in einem der am Platz gelegenen Restaurants einen Imbiss und ein Getränk zu bestellen. Vor uns steht das Standbild des Söldnerführers Bartolomeo Colleoni. Es wurde im Jahr 1496 gegossen. Als Innovation galt zu jener Zeit, dass sein Pferd auf drei Beinen steht.
Venedigs Herrscher schätzten in jener Zeit profane Standbilder nicht sonderlich. Allerdings mochten sie dem Condottiere Colleoni nicht den Wunsch nach einem markanten Standbild abschlagen. Immerhin war er bereit, sein ganzes zusammengeraubtes Vermögen der Stadt zu hinterlassen. Man arrangierte sich mithilfe der schlauen venezianischen Advocati. Colleoni bekam sein Denkmal und Venedig erhielt das Geld des Chefs der Söldner.
Venedig - Basilica dei Santi Giovanni e Paolo mit Reiterstandbild
Der Markusplatz
Nach der wohlverdienten Pause folgen wir dem Weg zum Markusplatz. Auf unserem Weg queren wir den Campo Santa Maria Formosa. An ihm liegen das schöne Ruzzini Palace Hotel, der Palazzo Malipiero und die Kirche Santa Maria Formosa, deren Kuppel und Campanile Vorübergehende beeindrucken.
Venedig - Campo Santa Maria Formosa
Venedig - Ruzzini Pallace Hotel am Campo Santa Maria Formosa
Noch ein paar Hundert Meter, und wir erreichen den trapezförmigen Platz. Dort liegen der Markusdom, die zu beiden Längsseiten errichteten alten und neuen Procuratori mit den schönen Arkadengängen und der Uhrenturm Torre dell’Orologio. Der Dogenpalast liegt in Sichtweite.
Venedig - der Markusplatz
Um den Platz herum reihen sich viele Cafés aneinander. Eines der Cafés ist das Caffè Florian. Wir hören, es sei das älteste Café Venedigs. Die Preise rauben uns den Atem. Die Erklärung: Für die Live-Musik wird ein gehöriger Aufschlag auf den Preis erhoben. Wir beschließen, dieses teure Vergnügen spendableren Gästen als uns zu überlassen.
Venedig - Markusplatz mit den Procuratori
Venedig - Säulengang der Procuratori
An den Markusplatz schließt die Piazetta San Marco an. Die beiden bedeutendsten Bauten der Piazetta sind der Dogenpalast, der Palazzo Ducale, und die Libreria Sansoviniana, die Markusbibliothek. Nach wenigen Schritten auf der Piazetta San Marco erreichen wir die Riva degli Schiavoni, die Promenade zwischen der Piazetta San Marco und der Wasserfläche des Bacino di San Marco. Später am Tag werden wir diese einmalige Kulisse nochmals von unserem auslaufenden Kreuzfahrtschiff wahrnehmen.
Venedig - Piazetta San Marco
Punta della Dogana
Schräg gegenüber liegt an der Spitze der Insel Dorsoduro die Punta della Dogana, die ehemalige Zollstelle. Heute nutzt ein Museum für moderne Kunst die Räume. Neben der Punta della Dogana ragt die Basilica Maria della Salute auf. Sie ist das die Spitze der Insel beherrschende Bauwerk. Die im 17. Jahrhundert nach einer Pestepidemie errichtete Kirche behalten wir uns für einen späteren Aufenthalt vor.
Venedig - Santa Maria della Salute und Punta della Dogana
Mit dem Vaporetto, dem Linienfährboot, gelangen wir zurück zur Piazzale Roma und von dort fahren wir mit dem People Mover zurück zur Celebrity Silhouette, unserem Kreuzfahrtschiff.
Venedig - Vaporetti
Venedig - People Mover
Venedig zu Fuß entdecken – Resümee
Die gesamte Wegstrecke macht einschließlich der bewusst gewählten Umwege insgesamt vier Kilometer aus. Wir empfehlen, im Minimum fünf bis sechs Stunden Zeit für diesen Weg und die am Weg liegenden Sehenswürdigkeiten einzuplanen.
Vor neun Jahren zahlten Gäste der Celebrity Cruises für einen ähnlichen, geführten und vierstündigen Rundgang 66,25 Euro. Heute dürfte es deutlich mehr sein. Die einfache Fahrt mit dem People Mover kostet 1,50 Euro pro Person. Für die einfache Fahrt mit dem Vaporetto sind 7,50 Euro zu rechnen. Die Wasseromnibusse folgen in kurzen Abständen aufeinander. Vor der Corona-Pandemie waren in den Sommermonaten die Vaporetti bedauerlicherweise häufig überfüllt.
Update März 2022