Im Südwesten Afrikas liegt die durch ihre Namib-Wüste bekannte Republik Namibia. Im Westen grenzt das Land an den Atlantik. Auf halbem Weg zwischen der nördlichen und südlichen Landesgrenze liegt Walvis Bay, Namibias drittgrößte Stadt. Walvis Bay besitzt den größten Hafen der Republik. Die Stadt und ihre Einwohner leben von Hafenwirtschaft, Salzgewinnung, Fischfang und Fischverarbeitung sowie Tourismus.
Wüstenlandschaft des Dorob-Nationalparks
Die wechselvolle Geschichte von Walvis Bay
Der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz entdeckte im Jahr 1487 die Walvis Bay genannte Bucht im Verlauf mehrjähriger Forschungsreisen. Eine dauerhafte Besiedlung der namibischen Küstenregion begann Ende des 18. Jahrhunderts. Damals gründeten die in Kapstadt herrschenden Holländer einen Vorläufer der Stadt. Später beanspruchten die englische Krone und das Deutsche Kaiserreich die Region. Während Walvis Bay zur britischen Enklave geriet, gründeten die Deutschen 35 Kilometer nördlich von Walvis Bay die Stadt Swakopmund, und sie stellten im Jahr 1884 das umgebende Areal als Schutzgebiet unter deutscher Verwaltung.
Swakopmund - der Fachwerk Biergarten
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gingen Deutschlands Besitzansprüche in Afrika verloren. Walvis Bay und seine Umgebung wurden 1922 dem Territorium Südafrikas zugeordnet. Im Jahr 1990 erlangte die Republik Namibia ihre Unabhängigkeit von Südafrika. Aber erst mit dem Ende der Rassentrennung im Jahr 1994 wurde Namibia die Stadt Walvis Bay zugesprochen.
Walvis Bay in der Gegenwart
Namibia besitzt zwei Hochseehäfen: Lüderitz und das an Warenumschlag deutlich größere Walvis Bay. Der Hafen, die Fischindustrie und der zunehmende Tourismus ließen in der Vergangenheit die etwa 36.000 Einwohner zählende Stadt gedeihen. Saisonarbeiter erhöhen die Einwohnerzahl in Spitzenzeiten auf ungefähr 60.000. Von großer ökonomischer Bedeutung für die Region ist seit den 1960er-Jahren die Produktion von Meersalz für Industrie, Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie. In der benachbarten Lagune produzierten die Walvis Bay Salt Works im Jahr 2013 insgesamt 650.000 Tonnen Meeressalz. Inzwischen gewinnt das Unternehmen auf fünfzig Quadratkilometern Fläche ungefähr 900.000 Tonnen Salz.
Große Hoffnung setzt die namibische Regierung in die mögliche Erschließung von Erdgas- und Erdölvorkommen. Vor der Südküste Namibias werden reichhaltige Bodenschätze vermutet. Weltweit operierende Konzerne haben sich die Explorationsrechte gesichert. Bei Erfolg dürfte Walvis Bay grundlegend von der Förderung der Rohstoffe profitieren.
Walvis Bay wirkt, anders als größere Städte in Südafrika, sauber und einladend. Hochhäuser und sogar mehrgeschossige Bauten sind nicht an der Tagesordnung. Die Bausubstanz ist überwiegend ein- oder zweigeschossig. Die Wohnlagen an der Lagune wirken hochwertig.
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in Walvis Bay und Umgebung
Walvis Bay und seine Umgebung sind vorwiegend Ziele von Naturliebhabern. Innerhalb kurzer Zeit gelangen Besucher in die umgebenden Naturreservate. Zwischen der Stadt und dem nördlich gelegenen Swakopmund liegen lange Strände und Bungalowanlagen. Riesige Dünenlandschaften bieten Möglichkeiten für Sandboarding oder Gleitschirmflüge. Gästen von Kreuzfahrtschiffen stehen die beschriebenen Aktivitäten leider nur begrenzt zur Verfügung. Und dennoch gibt es für diese Urlauber attraktive Aktivitäten. Einige haben wir ausgewählt.
Besuch der Nationalparks
Die Region Walvis Bay ist umgeben von mehreren Nationalparks. Einer der Parks ist der Namib-Naukluft-Nationalpark. Das am Meer gelegene Wüstengelände besitzt die höchsten Sanddünen der Welt. Die Städte Walvis Bay und Swakopmund liegen im Dorob-Nationalpark, ohne Bestandteil des Parks zu sein. Die Reservate bieten die Möglichkeit, zur Erkundung der Landschaft Namibias und zur Beobachtung zahlreicher Wildtierarten. Für solche Ausflüge empfehlen sich geländegängige Fahrzeuge.
Desert Eplorers Adventure Centre im Dorob-Nationalpark
Dune 7
Zwischen der Stadt und dem Walvis Bay International Airport liegt die Dune 7. Mit 130 Meter Höhe zählt sie zu den höchsten Dünen der Welt. Wer den anstrengenden Aufstieg meistert, wird mit spektakulären Ausblicken belohnt.
Walvis Bay Lagune
Die Lagune in der Nähe des Kreuzfahrtterminals ist Lebensraum für zahlreiche Vogelarten. Wir sehen Flamingos und Pelikane. Dem Hörensagen nach gibt es auch Reiher, doch die sehen wir nicht. Grundsätzlich gilt, die Lagune ist ein Ort für Vogelbeobachtungen.
Sandwich Harbour Bay
Südlich von Walvis Bay liegt Sandwich Harbour. Geländegängige Fahrzeuge befördern Touristen auf vierstündigen Ausflügen in die einzigartige Dünenlandschaft. Beobachtungen von Oryxantilopen, Springböcken, Schakalen, Hyänen und auch Robben sind mit etwas Glück möglich.
Besuch der Pink Lakes
Am Weg nach Sandwich Harbour liegen die Pink Lakes. Der Name ist Programm: Bei den rosafarbenen Becken handelt es sich um Salzpfannen mit herumliegenden Salzkristallen. Vor dem Zugang zum Hafen und zu den Kreuzfahrtschiffen bieten Taxifahrer einstündige Touren zu einem der Salzbecken an. Am Weg liegen die Futterplätze unzähliger Flamingos.
Strandpromenade von Walvis Bay
Passagiere der Kreuzfahrtschiffe – wie wir – tun gut daran, das Hafengebiet auf eigene Faust zu verlassen und die Atlantic Street (erste Straße rechts nach dem Parkplatz der Tour-Busse und Taxen) in Richtung Anchors Waterfront zu gehen. Am Marriott Hotel Walvis Bay Pelican Bay biegen wir nach links ab und folgen der Strandpromenade in Richtung des Restaurants „The Raft“. Es liegt auf einer Jetty, einer hölzernen Landebrücke. Wir kommen nicht wegen des Restaurants oder der Landebrücke sondern wegen der prächtigen Pelikane, die am Wasser oder neben der Promenade herumlungern.
Swakopmund – die Stadt der deutschen Kolonisten
Swakopmund, die viertgrößte Stadt Namibias, liegt 35 Kilometer nördlich von Walvis Bay. Der Küstenort wurde im Jahr 1892 von deutschen Kolonisten gegründet und geprägt. Er war damals ein wichtiger Hafen für die Versorgung des Landesinneren. Die Stadt ist vom Erscheinungsbild her noch immer von der deutschen Kolonialzeit geprägt.
Walvis Bay / Namibia – Ziel der Kreuzfahrtschiffe
Trotz der landschaftlichen Reize ist die Hafenstadt kein ausgesprochenes Ziel der Kreuzfahrtschiffe, zumal ein Kreuzfahrtterminal fehlt. Für die Saison 2024 sind bislang weniger als 30 Schiffe bekannter Reedereien gemeldet. Unter den Buchungen sind Schiffe von AIDA, Azamara, Phoenix, Regent und anderer Gesellschaften. Einige der Schiffe liegen über Nacht im Hafen. Die verlängerten Aufenthalte ermöglichen Besuche der umgebenden Naturreservate.
Es ist zwar im berechtigten Interesse der Kreuzfahrtunternehmen organisierte Touren zu verkaufen, doch es gibt Alternativen zu den Veranstaltungen. Vor dem Hafenzugang erwarten Taxifahrer und unabhängige Touranbieter jene Passagiere, die einen Ausflug zu den beschriebenen Attraktionen auf eigene Faust vornehmen möchten.
April 2023