- Gent – ein lohnendes Reiseziel
- Gents Touristeninformation gibt gute Ratschläge
- Gent: Zahlen und Fakten
- Der Rundgang durch Gent beginnt am Tourismusbüro
- Unser nächstes Ziel – die Sint-Niklaaskerk
- Gents Belfried
- Sint-Baafskathedraal – Sitz des Genter Bistums
- Schloss Geraard de Duivelsteen
- Stadhuis und das Grote Vleeshuis
- Das Denkmal Jacob Van Arteveldes
Das Kreuzfahrtschiff läuft Zeebrügge, Belgiens zweitgrößten Hafen an. Zeebrügge besitzt einen breiten Strand, eine Fischauktionshalle und die Seafront Zeebrügge. Das alles ist wenig im Vergleich zu den nahe gelegenen geschichtsträchtigen Städten Brügge oder Gent.
Das als UNESCO Weltkulturerbe deklarierte Brügge kennen wir von einem mehrtägigen Aufenthalt recht gut. Als alternative Ziele sehen wir Antwerpen oder Gent. Das historische Zentrum Antwerpens ist uns ebenfalls bekannt; wir berichteten darüber.
Gent – ein lohnendes Reiseziel
Wir entscheiden uns für Gent. Die Entfernung zwischen Zeebrügge und Gent beträgt 70 Kilometer. Und in Gent gibt es ähnlich viel zu sehen wie in Brügge und Antwerpen. Eine Anzahl historischer Bauten künden von Gents Geschichte und seinen Traditionen. Unter den Städten Belgiens nimmt Gent den dritten Rang ein. In der Stadt leben knapp 250.000 Einwohner.
Gent besuchen wir mit einem Mietwagen. Die Stadt ist über die Autobahn in einer Stunde zu erreichen. Eine Stichautobahn führt weit in die Stadt hinein. Wir parken nahe am historischen Zentrum, im Parkhaus unter dem Vrijdagmarkt. Im Übrigen verkehren im Stundentakt Züge zwischen Zeebrügge und dem Bahnhof Gent-Sint-Pieters. Die Fahrtzeit beträgt ebenfalls eine Stunde.
Gents Touristeninformation gibt gute Ratschläge
Zuerst suchen wir die nahe gelegene Touristeninformation am Sint-Veerleplein auf. Sie residiert hinter einer imposanten Gebäudefront in einem modernen Komplex am Ufer der Leie. Das Informationsmaterial ist umfangreich und aussagefähig. Vor allem der „Touristische Führer“, ein kleines Büchlein im Taschenformat, ist für eine Stadterkundung nützlich. Der Stadtführer richtet sich vor allem an Gäste, die mehrere Tage in der Stadt zubringen. In lockerer Form werden sehenswert Orte und Museen vorgestellt. Auf Stadtviertel, die einen Besuch wert sind, wird hingewiesen. Informationen zu den Themenkomplexen Essen und Shopping fehlen ebenfalls nicht. Perfekt! Aber viel zu viel für nur einen Tag.

Sitz der Touristeninformation
Gent: Zahlen und Fakten
Zwischen den Jahren 1000 und 1550 war Gent eine der bedeutendsten Städte Europas. Mehr als 60.000 Menschen lebten im 14. Jahrhundert in Gent.. Zur selben Zeit zählte London weniger Einwohner. In Gents Blütezeit entstanden reich ausgestattete kirchliche und profane Bauwerke. Zu ihnen zählen de drie Torens, die drei Türme. Ihretwegen galt Gent im Mittelalter als berühmt und sehenswert.
In beiden Weltkriegen wurde Gent weniger zerstört als andere Städte Europas. Diesem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass es gegenwärtig noch mehr als 9.800 kulturhistorische interessante Bauwerke in Gent gibt.

Historische Gebäude am Sint Veerleplein
Der Rundgang durch Gent beginnt am Tourismusbüro
Vom Sint-Veerleplein gehen wir hinüber zur Burgstraat. Dazu nehmen wir die Hoofdbrug, sie trägt den Beinamen Enthauptungsbrücke. Das späte Mittelalter lässt grüßen. Von der Brücke bietet sich nach rechts ein guter Blick auf die Festung Gravensteen. Sie diente den Grafen von Flandern über Jahrhunderte als standesgemäße, sichere Wohnstätte und ist eine der größten Wasserburgen Europas. Besucher werden in fünfzehn Etappen durch die Burg geleitet. Von der Hoofdbrug ist zur anderen Seite ein Blick auf den Belfried und die Sint Niklaaskerk zu erhaschen.
Hinter der Hoofdbrug biegen wir in die Jan Breydelstraat ein und passieren das Design Museum. Es beschäftigt sich vor allem mit Möbeln und Gebrauchsgegenständen.

Gents Design Museum
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Unser nächstes Ziel – die Sint-Niklaaskerk
Auf Höhe der Grasbrug wechseln wir in die Straße Korenlei. Der folgen wir und bewundern die auf der anderen Seite der Leie liegende Häuserzeile, die Graslei. Der Anblick lässt vermuten, dass bereits im Mittelalter nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Auf unserer Seite liegen ebenfalls bestens restaurierte Gebäude. Beeindruckt sind wir von dem in einem Häuserensemble aus dem 16. Jahrhundert untergebrachten Ghent Marriott Hotel. Die Fassade des Hotelrestaurants Korenhuis schmücken zwei goldene Schwäne.
Mittels der Sint-Michielsbrug queren wir die Leie. Nebenbei gesagt: In Gent fließen die Flüsse Schelde und Leie zusammen. Rechts neben uns liegt Sint-Michielskerk. Mit dem Bau der Kirche wurde 1440 begonnen. Die Bauarbeiten endeten erst im Jahr 1825. Zum Bau sollte ursprünglich ein 134 Meter hoher Turm gehören. Wegen finanzieller Engpässe wurde dieses Vorhaben niemals vollendet. Bei 24 Meter Höhe war endgültig Schluss. Vom leicht erhöhten Standort auf der Brücke sehen wir Burg Gravensteen. Gleichzeitig nehmen wir die für Gent charakteristischen drei Türme in einer Linie wahr.
Vor uns liegen der Korenmarkt und die atemberaubende Sint-Niklaaskerk. Der Bau der gotischen Kirche begann im frühen 13. Jahrhundert. Über dem Kreuzungspunkt von Längs- und Querschiff ragt ein gewaltiger viereckiger Turm auf. Dieser bildet zusammen mit Gents Belfried und dem Turm der Sint-Baafskathedraal die Skyline von Gent. An der Seitenlinie der Kirche erhielten die Handwerkergilden eigene Kapellen.
Ein Blick zurück schadet nicht. Das prächtige Gebäude mit den beiden Türmen, die heutige Post Plaza, war das alte Postamt. Errichtet wurde es in neogotischem Stil zwischen 1898 und 1910. Es fügt sich gut in das historische Ambiente ein. Auffällig ist der achteckige Turm.

Gent - das alte Postamt
Gegenüber der Sint-Niklaaskerk steht das im 16. Jahrhundert errichtete, mit Wappen verzierte Gildehaus der Steinmetze. Der Backsteinbau war lange Zeit von unattraktiven Fassaden verdeckt. Erst 1976 wurde das Kleinod wiederentdeckt. Auf dem Treppengiebel drehen sich sechs tanzende Teufel, sogenannte Moriskentänzer, im Wind. Eine exakte Kopie des Hauses steht an der Graslei. Sie wurde anlässlich der in Gent veranstalteten Weltausstellung von 1913 erbaut.
Gents Belfried
Nach ein paar Schritten stehen wir vor Gents 95 Meter hohen Belfried. Rechnungen von Steinmetzen belegen, dass er zu Beginn des 14. Jahrhunderts gebaut wurde. Gegen 1380 wurde ihm der „Drache von Gent“ aufgesetzt. Die folgenden Jahrhunderte brachten Veränderungen an der Turmspitze. Der Turm darf bestiegen werden; der Zugang zur Turmbesteigung erfolgt über die Tuchhalle.
Der Belfried diente ursprünglich praktischen Zwecken. Von der Höhe aus ließen sich Feinde und Brandherde gut ausmachen. Die verbrieften Privilegien der Stadt wurden in einem geheimen Archiv im Turm aufbewahrt. Zudem demonstrierte der Belfried symbolisch die Unabhängigkeit und die Handelsmacht, die Gent damals in Europa genoss. Der Turm und die angeschlossene Lakenhal, die Tuchhalle, gehören seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Sint-Baafskathedraal – Sitz des Genter Bistums
Der Weg führt weiter zur Bischofskirche des Genter Bistums. Die dem Heilligen Bavo (Sint Baaf) geweihte Kathedrale ist wegen ihrer Größe bemerkenswert. Die Kanzel besteht aus Eiche und Marmor. Die Orgel gilt als größte Orgel der Beneluxstaaten. Das Fotografieren im Gotteshaus ist verboten. Wir halten uns (beinahe) an dieses Gebot und lassen uns, ohne zu fotografieren, von der Pracht des Kirchenschiffs und der vielen seitlichen Kapellen einnehmen. Die Krypta mit ihren Schätzen darf unentgeltlich besichtigt werden.
Für den in einer Kapelle hinter Panzerglas ausgestellten Genter Altar wird Eintritt erhoben. Zentrales Thema des Altars ist die Anbetung des Lamm Gottes.. Das Kunstwerk schufen die Brüder Van Eyck.
Schloss Geraard de Duivelsteen
Unser nächstes Ziel ist das im 13. Jahrhundert errichtete Schloss Duivelsteen. Sein Erbauer war Gerard Vilain, im Volksmund Geraard der Teufel genannt. Das Schloss zählt zu den ältesten Bauten Gents. Gedacht war es ursprünglich als stattlicher Wohnort seines Erbauers, später diente es als Waffenkammer, Gefängnis, Schule, Konvent und als Irrenanstalt. In unserer Zeit beherbergt es das Staatsarchiv.

Schloss Geraard de Duivelsteen
Bevor wir das Schloss erreichen, passieren wir ein Hochschulgebäude und das den Gebrüdern Van Eyck gewidmete Denkmal. Dann gehen wir zurück zum Duivelsteen: Seine westliche Seite grenzt an eine Wasserfläche. Der folgen wir, bevor wir uns am Bisdomplein wieder in Richtung des alten Zentrums begeben.

Das Denkmal der Brüder van Eyck
Stadhuis und das Grote Vleeshuis
Das nächste Ziel ist das Stadhuis am Botermarkt. Gents altes Rathaus entstand zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert. Die Fassade weist auf Baustile der Gotik und der Renaissance hin. Im Rathaus werden Führungen angeboten.
In Rathausnähe, am Sint Baafsplein, liegt das Genter Stadttheater. Korrekt heißt es NTGent. Das Kürzel steht für Nederlands Theater Gent. Unterhalb des Giebels zeigt ein Mosaik, welch lockeren Umgang Apollon, neben anderem der Gott der Künste, mit den Musen pflegte.
Durch die Hoogport geht es zum Groentenmarkt. Als Erstes sehen wir das Grote Vleeshuis, die Fleischerhalle. Sie entstammt dem 15. Jahrhundert. In der restaurierten Halle werden landestypische Produkte verkauft und ein Restaurant unterhalten. Allein die von der Decke hängenden Schinken erinnern noch an den ehemaligen Verwendungszweck.

De Grote Vleeshuis
Neben der Halle steht das winzig scheinende t’ Galgenhuisje. Der Name war Programm; hinter dem Haus wurden in früheren Zeiten Exekutionen vollzogen. Heute nutzt das kleinste Café Gents die makabre Stätte.

t’ Galgenhuisje - Gents kleinstes Café
Weiter geht es zum Grootkanonplein zur Dulle Griet. Die „Tolle Grete“ ist ein 12½ Tonnen wiegendes Kanonenrohr. Das rot angestrichene Monstrum hat nie einen Schuss abgefeuert, doch es passt vortrefflich zu Gent.

Kanone - Dulle Griet
Das Denkmal Jacob Van Arteveldes
Von der Kanone gehen wir hinüber zur Zuivelbrugstraat und überqueren eine kleine Brücke. Vor uns liegt die Kraanlei. Würden wir ihr nach links folgen, stünden wir wieder am Sint-Veerleplein, an dem wir unseren Stadtrundgang begonnen haben.

Zwei spektakuläre Häuser an der Kraanlei
Wir verzichten und gehen zurück in die Zuivelbrugstraat. Nach einigen Schritten stehen wir wieder auf dem Vrijdagmarkt, unter dem unser Auto geparkt ist. Auf dem weitläufigen Marktplatz blicken wir noch einmal rund. Um den Platz herum reihen sich die Häuser aneinander. Im Zentrum des Platzes steht das Denkmal Jacob Van Arteveldes. Der im 13. und 14. Jahrhundert lebende Unternehmer und Politiker setzte sich, bevor er von Andersdenkenden ermordet wurde, für enge Beziehungen zu England ein. Sein rechter Arm weist in Richtung England.

Jacob van Artevelde weist die Richtung
Im historischen Gent hat es uns gut gefallen. Wir sehen zwar tagsüber nichts von der hoch gerühmten, passiven Stadtillumination, für die Gent wiederholt prämiert wurde. Wir sehen auch vieles andere nicht. Grund genug, die Stadt mit einem üppigeren Zeitkonto als heute erneut zu besuchen.
Update Dezember 2023















