Deutschland ist Standort mehrerer renommierter Kreuzfahrtreedereien, von denen AIDA Cruises die größte und bekannteste ist. Das in Rostock ansässige Unternehmen hat im Laufe seines Bestehens bei Millionen deutschsprachigen Gästen durch gekonntes Marketing und beständige gute Leistungen das Interesse an Kreuzfahrten geweckt.
Firmenzentrale der AIDA Cruises
Der lange Weg zur Marktführerschaft
Keimzelle der AIDA Cruises war die Deutsche Seereederei, die ehemalige Staatsreederei der DDR. Sie musste sich nach der politischen Wende in Deutschland neu aufstellen. Zu den Anfang der 1990er Jahre getroffenen Entscheidungen zählten der Aufbau und die Einführung eines Funship-Konzepts am deutschen Markt. Als Vorbild diente dabei die US-amerikanische Carnival Cruise Line.
Begonnen wurde im Jahr 1996 mit der AIDAcara; es folgten die AIDAvita und AIDAaura. Nach einigen Zwischenstationen wurde das Unternehmen im Jahr 2004 eine Marke der Carnival Corporation & plc, des weltweit größten Kreuzfahrt-Anbieters. Carnival unterstellte AIDA Cruises der italienischen Costa-Reederei. Das erklärt, warum AIDA-Schiffe seit 2004 unter italienischer Flagge fahren. Die korrekte Firmierung des Unternehmens lautet seitdem AIDA Cruises – German Branch of Costa Crociere S.p.A.. Unverkennbares Markenzeichen aller Schiffe sind der Kussmund am Schiffsbug und die blauen Augen mit dem Lidstrich.
AIDAcara im Hafen von Mindelo/Kapverden
Die Zugehörigkeit zur Carnival-Gruppe beförderte den Flottenaufbau positiv. Auch die Umsetzung des ehrgeizigen Unternehmenskonzeptes am deutschsprachigen Markt wäre ohne die Erfahrungen und das Einwirken des Partners Carnival kaum möglich gewesen. Auf der amerikanischen Carnival-Website wird dem Leser verraten, dass AIDA-Schiffe für den deutschsprachigen Markt „maßgeschneidert“ wurden. Sie bieten Kreuzfahrterlebnisse für alle Generationen, deutschsprachigen Service, deutsche Speisen und auf deutsche Geschmäcker zugeschnittene Unterhaltung.
AIDAprima - Bordunterhaltung
Der Konzern wünscht sich die Marke AIDA als seegängiges Klub-Resort. Unterfüttert wird das Ganze mit einer Vielzahl von Annehmlichkeiten und Einrichtungen an Bord der Schiffe, die insbesondere jüngere, aktive Urlauber ansprechen sollen.
AIDAstella - Der Biergarten im Brauhaus
Die Konzern-Vorgabe wird vom Unternehmen gut umgesetzt. An Bord der Schiffe ist vom Kleinkind bis zum Greis jedes Alter vertreten. Und für jeden Geschmack findet sich etwas Unterhaltsames. Entertainment, Sport und Wellness stellen alle Altersklassen zufrieden. Die Gastronomie der Buffetrestaurants der Schiffe ist allgemein zufriedenstellend. Auffällig ist allerdings in den letzten Jahren der Trend zu aufpreispflichtigen Bedien-Restaurants und zu aufwendigen, ebenfalls kostenpflichtigen Spa-Einrichtungen. Die wachsenden Schiffsgrößen fördern diese Entwicklung. Die Aufpreispolitik allein ist allerdings kein spezielles AIDA-Phänomen, auch bei anderen Kreuzfahrtmarken ist diese Form der Abgrenzung der Zusatzleistungen von den Standardangeboten zu beobachten.
AIDAprima - Gourmet Restaurant Rossini
AIDA-Schiffe treffen offensichtlich recht zielgenau die Ansprüche deutschsprachiger Reisender. Die Gäste sind allem Anschein nach mit dem Gebotenen sehr zufrieden. AIDA bezifferte die Gesamtzufriedenheit der Gäste an Bord der Schiffe im Jahr 2014 auf 92 Prozent. Hieraus erklären sich zum einen der hohe Anteil der Reederei am deutschen Markt und zum anderen die Anzahl der „Wiederholer“. Im Jahr 2016 beförderten die AIDA-Schiffe nach Angaben der Reederei 928.500 Passagiere, und im laufenden Jahr will AIDA Cruises die Ein-Millionen-Marke knacken.
Übersicht AIDA Kreuzfahrtschiffe
Schiff | Baujahr | Kabinen |
---|---|---|
AIDAcara | 1996 | 590 |
AIDAvita | 2002 | 633 |
AIDAaura | 2003 | 633 |
AIDAdiva | 2007 | 1.025 |
AIDAbella | 2008 | 1.025 |
AIDAluna | 2009 | 1.025 |
AIDAblu | 2010 | 1.096 |
AIDAsol | 2011 | 1.097 |
AIDAmar | 2012 | 1.097 |
AIDAstella | 2013 | 1.097 |
AIDAprima | 2016 | 1.643 |
AIDAperla | 2017 |
1.643 |
AIDAnova | 2018 | 2.626 |
Die gesamte Bettenkapazität des Jahres 2017 wird von AIDA Cruises mit 25.208 beziffert.
AIDA Cruises Zukunft
Nach der verspäteten Indienststellung der beiden Neubauten AIDAprima und AIDAperla setzt die Gesellschaft weiterhin auf Expansion. Die nähere Zukunft bringt drei mit Flüssigerdgas (LNG) angetriebene Schiffsneubauten der Helios-Klasse. Die Bauaufträge wurden an die Papenburger MEYER Werft vergeben. Diese Bauaufträge schlagen in puncto Größe die bisherigen Schiffe deutlich. Sie sind voraussichtlich mit jeweils 183.900 BRZ vermessen, haben mehr als 2.700 Kabinen und befördern bei voller Auslastung im Minimum 5.000 Gäste pro Reise. Im Dezember 2018, im Frühjahr 2021 und im Frühjahr 2023 werden die vermutlich jeweils eine Milliarde Euro kostenden Giganten von AIDA übernommen..
AIDAnova im Hafen von Teneriffa
Was tun mit den alten, kleinen Flottenmitgliedern? Costa Crociere und Mitbewerber haben es vorgemacht. Unter dem Programmpunkt AIDA Selection bieten die bewährten, überschaubaren und mit circa 40.000 BRZ vermessenen Schiffe seit Anfang 2017 Alternativen zum Spaß-Schiff-Ambiente der großen Schwestern. Geboten werden „weltoffenen Entdeckern“ außergewöhnliche Routen abseits ausgetretener Wege, an regionale Speisen angelehnte Kulinarik, Vorträge anerkannter Lektoren und Übernachtaufenthalte in einzelnen Häfen.
Ein Unternehmen, das solch gewaltige Investitionen in Neubauten beschlossen hat und umsetzen muss, darf keine Scheu vor der Zukunft haben. Ein weiteres und kräftiges Wachstum des deutschen Kreuzfahrt-Marktes steht uns bevor.
(Karl Beyer – Update Februar 2018)