Die in Southampton und Santa Clarita/Kalifornien ansässige britisch-amerikanische Traditionsreederei Cunard Line blickt auf eine mehr als 180-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Unternehmensgründer war der im Jahr 1787 in Halifax/Nova Scotia geborene kanadische Geschäftsmann Samuel Cunard.
Standbild des Sir Samuel Cunard in Halifax
Gemeinsam mit kapitalkräftigen Partnern gründete er im Jahr 1838 die British & North American Royal Mail Steam Packet Company. Die Gesellschaft wurde umgangssprachlich „Cunard Line“ genannt. Das erste Schiff war die Britannia.
Sir Samuel Cunard - eine Würdigung in Bronze
Queen Victoria erhob Samuel Cunard im Jahr 1859 für seine Verdienste um Großbritannien in den Adelsstand. Im Hafen von Halifax grüßt die Besucher ein überlebensgroßes Standbild des großen Sohnes und Wohltäters der Stadt. Auch ein Aufriss der Britannia ist dort zu sehen. Das Konterfei des Firmengründers kann an Bord der Queen Mary 2 im Sir Samuel’s Café bewundert werden.
Cunard Line – ursprünglich Postdienstleister
Die industrielle Revolution in England, die Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse prägte, bedingte ein funktionierendes Postwesen im In- und Ausland. Der Unternehmensgründung lag ein mit der britischen Admiralität geschlossener Vertrag zur Postbeförderung nach Übersee zugrunde. Der Kontrakt verpflichtete das Unternehmen zu regelmäßigen Fahrten zwischen Liverpool in England und Boston, Halifax sowie Québec in Kanada. Die Reisen waren im Sommer in 14-tägigen Abständen und im Winter alle vier Wochen durchzuführen. Diesen Service ließ sich die britische Krone jährlich 81.000 Pfund kosten.
Queen Victoria
Der Postdienst startete am 4. Juli 1840 symbolträchtig mit dem Dampfschiff Britannia. Die Britannia war ein 63 Meter langer und 10 Meter breiter Schaufelraddampfer der neben den Postsendungen maximal 115 Passagiere beförderte. Die Reise dauerte in westlicher Richtung 13 Tage und sechs Stunden. In östlicher Richtung benötigte das Schiff wegen der Wind- und Strömungsverhältnisse nur 11 Tage und drei Stunden. Im selben Jahr stellte die Gesellschaft mit der Acadia, Caledonia und Columbia drei weitere baugleiche Schiffe in Dienst.
Cunard Building in Liverpool
Bis zum Jahr 1850 wurden weitere Neubauten in Auftrag gegeben. Im Laufe der Firmengeschichte betrieb das Unternehmen bislang 248 Schiffe, und es machte durch stetige Innovationen von sich reden. Bereits im Jahr 1852 wurde auf der Arabia ein Spielbereich für Kinder eingerichtet. Im Jahr 1881 wurde die Servia als erstes Passagierschiff mit Elektrizität ausgestattet. Mit dem ersten Fitness und Gesundheitszentrum an Bord eines Schiffes wartete im Jahr 1911 die Franconia auf.
Der Kampf um das „Blaue Band“
Getrieben vom Erfolg der Cunard Line sah sich die Reederei schon bald mit ernstzunehmenden Wettbewerbern konfrontiert. In jener Zeit entwickelte sich weltweit die Fracht- und Passagierschifffahrt mit Dampfschiffen vehement. Die miteinander konkurrierenden Reedereien waren im Übrigen stets bemüht, das „Blaue Band“ für die schnellste Atlantiküberquerung zu erobern. Anfangs war es kein Problem für die Cunard Line, sich das „Blaue Band“ zu sichern. Im Laufe der Zeit verloren Cunards Dampfer jedoch diese Auszeichnung. Die Stahlschiffe der Wettbewerber waren den aus Holz gefertigten Cunard-Schiffen technisch überlegen. Zu allem Übel verschlechterte sich die ökonomische Lage des Unternehmens, da die Konditionen für den Paketdienst auf nur noch 70.000 Pfund pro Jahr gekappt wurden.

Für die Cunard Line typisches Schornsteindesign
Cunard Steamship Company Ltd.
Zur Stärkung der Kapitalbasis kam es im Jahr 1877 zur Gründung einer Aktiengesellschaft, der Cunard Steamship Company Ltd. Später, im Zeitraum zwischen 1911 und 1916, übernahm das inzwischen finanziell gefestigte Unternehmen mehrere britische Reedereien. Durch die Übernahmen stieg Cunard zu einem der weltweit größten Schifffahrtsunternehmen auf. Marksteine dieser Entwicklung waren die Indienststellung der RMS Lusitania and der RMS Mauretania. Sie waren zu jener Zeit die größten und schnellsten Passagierschiffe.
Einen erneuten Einbruch brachte zu Beginn der 1930er Jahre die Weltwirtschaftskrise. Damals sah sich das Unternehmen gezwungen, mit der White Star Line zur Cunard-White Star Ltd. zu fusionieren. Nach der Zusammenlegung und Zuführung frischen Kapitals wurde das Projekt der mit 80.774 BRZ vermessenen und 310 Meter langen RMS Queen Mary abgeschlossen. Auf sie folgte mit der RMS Queen Elizabeth ein noch größeres Schiff. Beide Schiffe wurden im Zweiten Weltkrieg als Truppentransporter und danach noch eine Zeitlang im Liniendienst eingesetzt.

Queen Mary 2 in Brooklyn

Queen Mary 2 - die Brücke
Der Wandel zur Kreuzfahrtreederei
Das Aufkommen des transatlantischen Luftverkehrs besiegelte das Ende des Passagier- und Postverkehrs per Schiff. Die Cunard Line konnte auf Dauer mit ihrer alten Ausrichtung nicht fortbestehen. Die Konsequenz: Das Unternehmen wurde zerschlagen. Die US-amerikanische Carnival Corporation übernahm im Jahr 1997 die ihr nützlich erscheinenden Teile der Reederei. Die Cunard-Schiffe werden wegen ihres traditionellen britischen Stils, ihres exzellenten Service und ihren eleganten öffentlichen Räumen weltweit geschätzt.
Die aktuelle Cunard-Flotte
Der Carnival-Konzern führt die Cunard Line als Premium-Marke. Drei große Schiffe stehen für die britische Lebensart. Ein viertes Schiff wird gebaut. Mit seiner Fertigstellung und Übernahme wird im Jahr 2024 gerechnet.
Queen Mary 2
Taufe: | 8. Januar 2004 |
Tonnage: | 148.527 BRZ |
Länge: | 345 Meter |
Anzahl Kabinen: | 1.310 |
Queen Mary 2 ist nicht nur das Flaggschiff, sondern zugleich das älteste, größte und repräsentativste Schiff der Flotte. Es versieht regelmäßig Liniendienste über den Atlantik in westlicher und östlicher Richtung. Bestimmte Technik- und Designelemente lassen auf diese Aufgabenstellung schließen. Außerhalb der Liniendienste wird Queen Mary 2 weltweit für Kreuzfahrten genutzt.
Queen Victoria
Taufe: | 10. Dezember 2007 |
Tonnage: | 90.000 BRZ |
Länge: | 294 Meter |
Anzahl Kabinen: | 995 |

Queen Victoria

Queen Victoria - Grand Lobby
Queen Elizabeth
Taufe: | 11. Oktober 2010 |
Tonnage: | 90.900 BRZ |
Länge: | 294 Meter |
Anzahl Kabinen: | 1.045 |

Queen Elizabeth im Hamburger Hafen

Queen Elizabeth - das Royal Court Theatre
Queen Victoria und Queen Elizabeth werden für Weltreisen und ausgewählte Kreuzfahrten in Europa, in Nord- und Südamerika sowie der Karibik genutzt.
Queen Anne – das Neubauvorhaben
Länge: | 322 Meter |
Anzahl Passagiere: | 2.996 |
Neubauvorhaben Queen Anne - Rendering©Cunard Line
Queen Anne komplettiert das Quartett der Cunard Queens voraussichtlich ab Mitte Mai 2024.
Update Januar 2023