Karl W. P. Beyer 
Aktuell betreibt MSC Crociere S.A., die Kreuzfahrtreederei der in Genf/Schweiz ansässigen, privat geführten Mediterranean Shipping Company (MSC), 21 Kreuzfahrtschiffe. Im Juni 2023 stößt die MSC Euribia als 22. Mitglied zur MSC-Flotte. Das nach eigenem Bekunden weltweit größte, in Privathand befindliche Kreuzfahrtunternehmen rühmt sich, eine der jüngsten Kreuzfahrt-Flotten zu besitzen und Marktführer in Europa, Südamerika und Südafrika zu sein.
MSC – die weltweit zweitgrößte Container- und viertgrößte Kreuzfahrt-Reederei
Das Unternehmen startete als Frachtschiffreederei: Im Jahr 1970 erwarb der italienische Kapitän Gianluigi Aponte zwei kleine Frachtschiffe. Das junge Unternehmen wuchs und gedieh in beispielloser Weise. Zum Wachstum trug nicht zuletzt das in jener Zeit boomende Container-Geschäft bei. Die deutsche Finanz- und Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ stufte MSC Anfang des Jahres 2022 als weltweit zweitgrößte Container-Reederei ein. Die Familie Aponte kontrolliert Hunderte Container- und Kreuzfahrtschiffe, diverse Hafenterminals und eine Insel der Bahamas.
Im Jahr 1988 wandte sich MSC mit der Übernahme der Kreuzfahrtreederei des Schiffsmagnaten Achille Lauro dem aufkommenden europäischen Kreuzfahrt-Geschäft zu. Wie zuvor im Frachtbereich wurden anfangs mit der Monterey, der Rhapsody und der Melody gebrauchte Schiffe erworben.
MSC Melody - Oldie but Goldie
Im Jahr 2003 verkündete das Unternehmen ein 5,5 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm in neue Schiffe. Der erste eigene Schiffsneubau war die im Jahr 2003 in Dienst gestellte MSC Lirica. Im Lauf von annähernd zehn Jahren wurden insgesamt zwölf Schiffe der Lirica-, Musica- und Fantasia-Klasse gebaut. Nach Abschluss dieser Bauphase investierte das Unternehmen im Jahr 2014 insgesamt 200 Millionen Euro in das „Renaissance-Programm". Die Zielstellung war die Verlängerung der vier Lirica-Klasse-Schiffe sowie die Ertüchtigung der Flotte.
Gleichzeitig wurde ein weiteres Investment von 5,1 Milliarden Euro in größere und schönere Schiffe bekanntgegeben. Zwei Jahre später war es auf neun Milliarden Euro angestiegen. Der Aufstockungsbetrag wird in vier World Class-Schiffe mit LNG-Antrieb investiert. In den Folgejahren 2017/2018 wurde ein zweiter Flottenerweiterungsplan beschlossen. Der bedingt, dass die Gesamtinvestitionen für den Zeitraum 2014 bis 2026 auf 11,6 Milliarden Euro ansteigen.
Im Dezember 2019 wurde mit der Insel Ocean Cay MSC Marine Reserve im Umfeld der Bahamas ein Privatresort eröffnet. Mit dem Erwerb der Insel folgte MSC den Beispielen amerikanischer Wettbewerber.
Das Unternehmen ist eine Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht. Der deutsche Ableger residiert in München unter dem Firmennamen MSC Cruises GmbH. Die MSC Group hat trotz der phänomenalen Expansion ihren privatrechtlichen Hintergrund behalten. Der Kreis der Aktionäre setzt sich dem Hörensagen nach aus Mitgliedern der Familie Aponte zusammen.
Die MSC-Flotte nach Schiffsklassen gegliedert
Die älteren MSC-Schiffe fahren unter panamaischer Flagge. Seit der Einführung der MSC Meraviglia im Jahr 2017 zeigen die Neuzugänge die maltesische Flagge. Die MSC-Flotte ist gegenwärtig in die nachfolgenden sechs Klassen eingeteilt.
Lirica-Klasse (65.500 BRZ)
Flottenmitglieder: MSC Armonia, MSC Lirica, MSC Opera, MSC Sinfonia.
Musica-Klasse (92.400 bis 95.100 BRZ)
Flottenmitglieder: MSC Magnifica, MSC Musica, MSC Orchestra, MSC Poesia.
MSC Magnifica in Kopenhagen
Fantasia-Klasse (137.900 bis 139.000 BRZ)
Flottenmitglieder: MSC Divina, MSC Fantasia, MSC Preziosa, MSC Splendida.
MSC Divina im Hafen von Venedig
MSC Preziosa - unterwegs in der Ostsee
Meraviglia- und Meraviglia-Plus-Klasse (171.600 bis 181.500 BRZ)
Flottenmitglieder: MSC Bellissima, MSC Meraviglia, MSC Grandiosa, MSC Virtuosa.
MSC Bellissima im Hafen von Marseille
Seaside-und Seaside-EVO-Klasse (153.500 bis 170.400 BRZ)
Flottenmitglieder: MSC Seaside, MSC Seaview, MSC Seashore, MSC Seascape.
MSC Seaview im Hafen von Barcelona
World-Klasse (215.900 BRZ)
Flottenmitglied: MSC World Europa.
Die mit umweltschonendem LNG-Gas angetriebenen World-Klasse-Schiffe besitzen 2.760 Kabinen. Bei voller Auslastung der Schiffe bedeutet das 6.850 Passagiere auf einer Reise. Als zweites Schiff ist die MSC World America geplant.
MSC World Europa in Abu Dhabi
MSC – die familienfreundliche Reederei
Familien stehen im Fokus der Kreuzfahrt-Reederei. Für Kreuzfahrten gilt, dass bis zu zwei Kinder im Alter von 2 bis unter 18 Jahren an vielen Terminen ohne Mehrkosten mitreisen dürfen. Voraussetzung ist, dass sie in einer Kabine mit zwei vollzahlenden Erwachsenen wohnen. Die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendklubs sorgen, gestaffelt nach Altersgruppen, in bewährter Weise für den Nachwuchs.
Preismodelle und Kabinenkategorien
Die Reisepreise sind auf den ersten Blick eine Wissenschaft für sich. Es wird unterschieden zwischen Frühbucher-Preis, Katalogpreis, Best Preis, MSC Specials und Sparvorteilen. Und weiter geht es gemäß Webauftritt „mit Optionen wie den Erlebniswelten „Bella“ für ein rundum begeisterndes Kreuzfahrterlebnis, über „Fantastica“, für eine „frei und flexibel nach Ihren Vorstellungen variierbare Reise“ bis hin zu „Aurea“ mit Spa-Paket sowie dem „MSC Yacht Club“ für Exklusivität und Luxus. Etwas für jeden Geschmack.“
Das MSC Schiff im Schiff Konzept
Das Spitzenprodukt der Reederei ist der MSC Yacht Club, das exklusive „Schiff im Schiff-Konzept“. Im MSC-Sprech klingt das wie folgt: „Der MSC Yacht Club verbindet das Gefühl einer Privatyacht mit dem umfangreichen Angebot eines Kreuzfahrtschiffes“. Der Suitenbereich des MSC Yacht Club steht anspruchsvollen Gästen auf bestimmten Schiffen der Fantasia-, Meraviglia- und der nachfolgenden Klassen zur Verfügung. Geboten werden neben anderem exklusive Aufenthaltsbereiche, Butler- und Concierge-Service, Gourmet-Restaurants und feine Küche, freier Zugang zum Aurea-Spa sowie Shopping-Erlebnisse und – auf Wunsch – maßgeschneiderte Landausflüge.
MSC erweitert die Flotte
Mit derzeit 21 Schiffen ist noch längst nicht Schluss. MSC setzt weiter auf das Wachstum des Kreuzfahrtmarktes. Das Unternehmen engagiert sich neben Europa, in Südamerika, der Golfregion und in Südafrika. Intensiv bemüht sich die Reederei um den nordamerikanischen und asiatischen Markt. Im Hafen von Miami investiert die Reederei nach Angaben der Hafenverwaltung gegenwärtig 300 Millionen US-Dollar in das MSC-Kreuzfahrtterminal und zwei Liegeplätze. Die Arbeiten dauern bis zum Jahr 2024. Währenddessen tourt die MSC Bellissima durch Asien.
Investitionen in das Luxussegment
Weitere Schiffe sind bei Fincantieri (Monfalcone) und Chantiers de l’Atlantique beauftragt. Unter den Bestellungen sind sechs Schiffe der neu geschaffenen und im Luxussegment positionierten Lifestyle-Hospitality-Marke „Explora Journeys“.
EXPLORA 1 - Foto © Explora-Journeys
Die mit 64.000 BRZ vermessenen Kreuzfahrtschiffe besitzen jeweils 481 Suiten. Die neuen Hoffnungsträger werden zwischen 2023 und 2026 in Dienst gestellt. Das erste Schiff der Marke, die EXPLORA 1, geht im Juli 2023 auf Jungfernfahrt.
Update April 2023
