Das heute unter der Bezeichnung P&O Cruises agierende Unternehmen ist nur noch ein kleiner Teil des ehemals glanzvollsten Reederei-Konzerns des britischen Empire. Ursprünglich hatte alles so erfolgversprechend begonnen. Die industrielle Revolution veränderte in Großbritannien Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Schifffahrtunternehmen gewannen zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 1834 wurde die Peninsular Steam Navigation Company gegründet. Sie bot Schiffsverbindungen von Großbritannien zur Iberischen Halbinsel (peninsula) anbot.
Im Jahr 1840 schloss die Reederei mit der britischen Admiralität einen Vertrag über die Postbeförderung nach Indien ab. Der Kontrakt wurde im Jahr 1845 um Ostasien erweitert und ab 1852 wurden auch Australien und Neuseeland in die Dienste einbezogen. Ab 1858 verbanden Routen Australien mit den US-Pazifikhäfen und dem kanadischen Vancouver. Dem erweiterten Geschäftszweck entsprechend wurde der Firmenname in Peninsular & Oriental Steam Navigation Company, Ltd. (P&O) geändert. Die stetige Geschäftsentwicklung führte in den folgenden Jahrzehnten zur Übernahme diverser britischer Reedereien. P&O wurde zu einer der führenden Reedereien der Welt.
P&O Ventura in Southampton
Im 20. Jahrhunderts häuften sich jedoch die Probleme. Das Unternehmen musste im Ersten Weltkrieg hohe Verluste an Schiffen und Mannschaften hinnehmen. Es dauerte bis zum Beginn der 1930er Jahre, um diese Ausfälle auszugleichen. Mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise stellten sich erneut wirtschaftliche Rückschläge ein. Als diese gerade überwunden schienen, belastete die Folgen des Zweiten Weltkriegs das Unternehmen.
Nachdem auch die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs verarbeitet waren, wirkten sich sowohl die Unabhängigkeitsbestrebungen in den Kolonien als auch das Aufkommen der Fluglinien und der Containerdienste mit Schiffen erneut negativ auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens aus. Eine Fusion mit der Orient Steam Navigation Company zur P&O Orient Line Ltd. schien die Lösung zu sein. Die Zusammenlegung zeitigte jedoch nur begrenztem Erfolg. Die Gesellschaft musste vollkommen umstrukturiert werden. Tragende Säulen des Geschäfts waren von da an die P&O Passenger Division und die P&O Cargo Division.
P&O Ventura in Castries auf St Lucia
Zur Stärkung des Passagier-Bereichs wurden im Jahr 1974 Princess Cruises erworben. Eine weitere Aufwertung des Kreuzfahrt-Sektors erfuhr P&O im Jahr 1988 durch den Erwerb der italienischen Sitmar-Gruppe. Zuletzt wurden noch im Jahr 2000 die im Aufbau befindlichen AIDA Cruises übernommen.
Die gesamte aus mehreren Marken bestehende Kreuzfahrtabteilung wurde 2003 an Carnival verkauft. Die verbliebenen Fracht- und Fähraktivitäten wurden bis Dezember 2006 abgewickelt.
Wenn heute von P&O Cruises die Rede ist, sind ausschließlich jene Schiffe gemeint, die unter dem Firmennamen der in Southampton ansässigen Reederei betrieben werden. Markenzeichen aller Schiffe war bislang der gelbe Schornstein. Die Farbe der Schornsteine wechselt zukünftig nach blau. - Die zusammen mit P&O verkauften Princess Cruises und AIDA Cruises wurden innerhalb des Carnival-Konzerns neu strukturiert.
Merkmale der P&O Schiffe - Gelbe Schornsteine
Wirtschaftlich unabhängig von den britischen P&O Cruises ist P&O Cruises Australia. Dieses Unternehmen entstand aus der im Jahr 1988 von P&O übernommenen Sitmar Cruises. Die Gesellschaft bedient unter dem Dach der Carnival-Gruppe den australischen Kreuzfahrtmarkt.
P&O Cruises ist ein durch und durch britisches Unternehmen, dessen Schiffe viel britisches Flair verströmen. Die Marke wendet sich hauptsächlich an die kreuzfahrtbegeisterten Briten. Die Reederei differenziert nach Familienschiffen und solchen, die ausschließlich von Erwachsenen („Exclusively for Adults“) genutzt werden sollten.
Mit Stand Juli 2015 werden acht Schiffe gehalten. Flaggschiff ist die 2015 in Dienst gestellte und von Königin Elizabeth II. getaufte Britannia.
Britannia©P&O Cruises - P&O Britannia beim Verlassen des Trockendocks
Familienschiffe
- Aurora 76.000 BRT Taufpatin: Prinzessin Anne
Aurora©P&O Cruises - P&O Aurora nach Renovierung in Hamburg
- Azura 115.000 BRT Taufpatin: Ballerina Darcey Bussell
P&O Azura beim Auslaufen aus Argostoli/Griechenland
- Oceana 77.499 BRT Taufpatin: Prinzessin Anne
P&O Oceana in St Kitts
- Britannia 141.000 BRT Taufpatin: Königin Elizabeth II.
- -Ventura 116.017 BRT Taufpatin: Dame Helen Mirren
Nicht für Familienferien geeignete Schiffe
- Adonia 30.300 BRT Taufpatin: Dame Shirley Bassey
Adonia © P&O Cruises
- Arcadia 83.500 BRT Taufpatin: Dame Kelly Holmes
P&O Arcadia verlässt Southampton
- Oriana 69.000 BRT Taufpatin: Königin Elizabeth II.
Wer jemals das Vergnügen hatte, mit einem P&O Kreuzfahrtschiff zu reisen, wird sich vermutlich gern und noch für lange Zeit an das Geschehen an Bord erinnern. - Als Unternehmen des Carnival-Konzerns versucht P&O seit 2014 seine Aktivitäten in Deutschland auszuweiten. Solange es jedoch bei der Fokussierung auf die englische Sprache bleibt und selbst deutschsprachige Hosts an Bord der Schiffe fehlen, stehen die Chancen in Deutschland nicht gut für das Unternehmen.
(Karl Beyer) Juli 2015