Es schadet sicherlich nicht, einen Firmensitz in Monaco zu unterhalten. Das dachte sich vermutlich der gebürtige Stockholmer Michael Krafft. Der studierte Jurist mit einer Spezialisierung auf das Seerecht, gründete im Jahr 1989 die Reederei Star Clipper Cruises.
Kreuzfahren unter Segeln
Die nach monegassischem Recht errichtete Aktiengesellschaft betreibt drei große Segel-Kreuzfahrtschiffe. Das Unternehmen beschäftigt rund 500 Mitarbeiter. Die vierköpfige Firmenspitze wird von Familienmitgliedern gebildet.
Royal Clipper - Im Hafen von Bridgetown/Barbados
Star Clipper Cruises bietet authentische Segelerlebnisse auf einmaligen Schiffen. Das Design der Schiffe wurde den Fracht-Segelschiffen (Clippern) des 19 Jahrhunderts entlehnt. Fahrgebiete der Großsegler sind die Karibik und Südamerika, das Mittelmeer sowie die asiatische Inselwelt. Dazu kommen Atlantikquerungen im Rahmen von Positionierungs- Kreuzfahrten.
Kreuzfahren abseits vom Kreuzfahrt-Massengeschäft
Star Clipper versteht sich als Alternative zum Kreuzfahrt-Massengeschäft. Obwohl viele Freizeit-Segler Kreuzfahrten auf den Clipper-Schiffen buchen, sind Segel Kenntnisse nicht erforderlich. Das seemännische Handwerk wird von einer eingespielten Crew bewerkstelligt. Ersatzweise schauen die Passagiere den Offizieren auf der Brücke beim Navigieren zu. Bei entsprechender Absicherung dürfen die Passagiere in den Wanten herumklettern oder sich im Netz am Schiffsbug ausruhen.
Strenge Kleidervorschriften sind auf den Schiffen verpönt. Im Restaurant wird an den Abenden zu variablen Zeiten bei freier Platzwahl feine Küche geboten. Frühstück und Lunch werden am Buffet zubereitet.
Fotos © Star Clipper Cruises
Die Gäste treffen sich in der Tropical Bar und der Piano Bar. Die Tropical Bar verfügt über Innen- und Außenplätze. Hinzu kommt eine im Edwardianischen Stil eingerichtete Schiffsbibliothek. Die Wände der Schiffe schmücken Drucke und Gemälde mit maritimen Motiven. Und dekorative Messing-Applikationen gibt es zuhauf.
Zur Bordunterhaltung: Pompöse Showprogramme wie auf Großschiffen üblich, fehlen gänzlich. Stattdessen treten regelmäßig Gastkünstler der Zielgebiete an Bord auf.
Star Clipper Cruises steht für einmalige Segel-Erlebnisse
Es besteht kein Zweifel, Star Clipper-Segelkreuzfahrten sind keine Standardreisen. Vielmehr werden gemäß Reederei „Unique Sailing Adventures“, einmalige Segel-Erlebnisse geboten. Die Schiffsgäste wissen das zu würdigen: Die Star Clipper-Schiffe erfahren im Allgemeinen beste Bewertungen in einschlägigen Kreuzfahrt-Portalen.
Royal Clipper vor Antigua
Die „einmaligen Segel-Erlebnisse“ vermitteln zwei baugleiche Viermaster und ein deutlich größerer Fünfmastsegler.
Die Viermaster: Star Flyer und Star Clipper
Beide Schiffe sind jeweils 115 Meter lang. Die Segelfläche beträgt 3.365 Quadratmeter. Die Star Flyer wurde 1991 in Dienst gestellt. Die Star Clipper folgte im Jahr 1992.
Star Clipper auf See - Foto © Star Clipper Cruises
Jedes der Schiffe kann 170 Passagiere aufnehmen, und 75 Crewmitglieder sorgen für das Wohl der Gäste. Beide Schiffe sind als Barkentinen getakelt. So bezeichnen Segler die Mischformen aus Barken und Schonern.
Der Fünfmaster Royal Clipper
Seit 2001 gilt dieses Schiff gemäß Guiness Buch der Rekorde als größtes Segelschiff der Welt. Es ging im Jahr 2000 in Dienst. Sein Bau wurde inspiriert vom Vollschiff Preußen der Hamburger Traditionsreederei F. Laeisz. Die Preußen war das Flaggschiff der deutschen „Flying P-Liner“. Die 134 Meter lange Royal Clipper besitzt 42 Segel und 5.202 Quadratmeter Segelfläche. Der 60 Meter hohe Hauptmast ist im Bereich der Spitze klappbar, um sicher unter Brücken und Hochspannungsleitungen hindurch zu fahren. Bei Flaute schieben zwei 2.500 PS-Zwillings-Motoren. Bei einer Krängung von unter sechs Prozent wird gesegelt. In Abhängigkeit von den Windverhältnissen erreicht die Royal Clipper im Segelbetrieb Geschwindigkeiten zwischen acht bis 20 Knoten. Bei Motorbetrieb schafft das Schiff 13,5 Knoten.
Foto Royal Clipper Marina © Star Clipper Cruises
Die Royal Clipper bietet den maximal 227 Passagieren viel Luxus. In den 114 Kabinen und Suiten dominieren poliertes, dunkles Holz und Messing Accessoires. Das nautische Flair wird überall gepflegt. Eine absenkbare Marina-Plattform am Heck des Schiffes wird für Wassersport-Aktivitäten genutzt.
Die Zukunft - Die Flying Clipper
Ein viertes Segelschiff ist im Bau. Die kroatische Brodosplit Werft baut seit 2015 die Flying Clipper. Dieses Schiff ist ein ziemlich exaktes Replikat der Fünfmastbark France II. Mit 162 Meter Länge, 18,50 Meter Breite und 6.347 Quadratmeter Segelfläche wird es das größte Segelschiff sein, das die Meere befährt.
Das Schiff besitzt einen Stahlrumpf. Die Decksbereiche werden mit Teak gestaltet. Zur Ausstattung gehören große, offene Holzdecks, drei Pools, SPA und Massageräume sowie eine Badeplattform. Die Kapazität wird auf 300 Passagiere und 150 Crewmitglieder beziffert. Unter Segeln wird die Flying Clipper bis zu 20 Knoten schnell sein. Bei Motorbetrieb sollen 16 Knoten Höchstgeschwindigkeit erreicht werden. Das Schiff erhält der besseren Manövrierbarkeit wegen einen Drehpropeller und Bugstrahlruder.
Flying Clipper - Rendering - © Brodosplit Shipyard
Ursprünglich war vorgesehen, den Neubau in der zweiten Jahreshälfte 2017 in die Flotte einzuführen. Aufgrund von Verzögerungen spricht Star Clipper Cruises aktuell von der Indienststellung „möglicherweise“ im Jahr 2019.
(Karl Beyer) April 2018