22.08.14 Rom / Italien
Geflüchtete Römer, tausend Baustellen und ein toller Tag
Vor 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Und das im Urlaub. Es geht aber nicht anders, denn wir müssen alle fix und fertig sein, wenn es heute den ganzen Tag nach Rom geht. Bei den letzten beiden Rom-Besuchen haben wir uns ja einer Führung anvertraut, haben so die Highlights schon einmal mit fachkundigen Erläuterungen gesehen und wollen das nun noch einmal selbst erkunden. So gut die Führungen auch waren, sie hatten den Nachteil, dass immer die Zeit im Nacken die Gruppe zusammenbleiben musste. So haben wir uns überlegt, dass wir uns das alles noch einmal ganz in Ruhe anschauen. Und der Plan ist so aufgegangen, um mit den Worten von Jürgen zu sprechen: Alles richtig gemacht…
Die Frage war nur, wie nach Rom hinkommen. Die AIDAblu schafft es ja nicht so richtig, den Tiber hochzufahren und so liegen wir mit 5 anderen großen Kreuzfahrtschiffen im Hafen von Civitavecchia. Das bedeutet, dass allein von diesen Kreuzfahrtschiffen rund 10.000 Menschen über Rom herfallen. Der Einfall der Vandalen war nichts dagegen…
Rechnen wir noch die Busse aus aller Welt hinzu und die sonstigen Touristen, dürfte Rom randvoll sein. Dazu ist heute ja Freitag, das bedeutet, dass am Petersdom erst recht Überfüllung herrscht.
Das bedeutet aber auch: Rom ist rund 1,5 Stunden Busfahrt entfernt, Bahn geht etwas schneller. Aber wie hinkommen? Wollen wir uns wirklich der italienischen Bahn anvertrauen? Die gilt nicht unbedingt als zuverlässig und das Schiff wartet nicht. Gut, Tickets sind billiger als von AIDA organisierte Busreisen. Auf der anderen Seite würde das Schiff warten, wenn die eigenen Busse Verspätung haben. Bliebe noch Mietwagen, aber ich möchte nicht freiwillig durch den italienischen Großstadtverkehr fahren, vor allem, weil in den Mietwagenbedingungen immer eine Eigenbeteiligung für Schäden vorgesehen ist. Ne, ne, morgen reden wir noch einmal darüber, wenn wir auf dem Land sind, aber Großstadt…
Jedenfalls entscheiden wir uns letztlich für eine von AIDA organisierte Busreise mit rund 6 Stunden Aufenthalt in Rom auf eigene Faust. Ausstieg ist dabei wahlweise das Zentrum oder die Vatikanstadt. Ohne an den Freitag zu denken, haben wir uns hier richtig für das Zentrum entschieden.
Treffen ist dann in der AIDA-Bar, von dort geht der Run auf die 5 Busse los. Eigentlich albern, da jeder einen Platz hat, aber es ist nun mal so, da wir 7 sind, kann man nicht als letzter am Bus auftauchen, wenn man auf einem Haufen sitzen möchte. Klappt auch, alles gut, Bus voll, geht los.
Erfreulicherweise gibt es eine Reiseleiterin, die uns auf der Hinfahrt schon ganz viel erläutert und Tipps gibt für die Zeit in Rom, wo Baustellen sind, was am besten zu besichtigen ist, wo sich anstellen lohnt und - natürlich - wo es da beste Eis gibt. Wie wir nachher sehen werden, hat sie in allem Recht. Unsere Reiseleiterin ist Gudrun, die in Italien lebt und obwohl sie ursprünglich aus Bayern kommt, einwandfrei deutsch spricht. So wird die Fahrt kurzweilig und wir gelangen staufrei zum Piazza del Popolo, auf die sie uns führt und uns noch zeigt, wo wir uns wann treffen und in welchem Café wir die Toiletten stürmen dürfen.
Und dann geht es los bei knalliger Sonne und deutlich über 30°C durch die Straßen von Rom. Die Karte, die sie uns mitgegeben hat, ist unbrauchbar, da überhaupt nicht zu erkennen ist, in welcher Straße wir uns befinden, sie dient nur dazu, einzuschätzen, in welcher Richtung die nächste Sehenswürdigkeit liegt. So ist in diesem Fall googlemaps unerlässlich, damit geht es aber hervorragend, durch das Gewirr der Straßen und Gassen zu schlendern.
Das erste was uns auffällt ist, dass es sehr viel leerer auf den Straßen ist als letzten Herbst. Es sind zwar überall die Touristengruppen, aber trotzdem nicht dieses Gedränge der Menschenmassen wie damals. Gudrun hat uns auch den Hintergrund erklärt: Jeder Römer, der irgendwie kann, flüchtet im Sommer aus der Stadt. Und so sind hier nur Touristen und die wenigen Römer, die bleiben müssen. Erstaunlich, wie stark der Unterschied auffällt.
Das Ganze hat aber auch eine Kehrseite: Die Sommermonate müssen für Renovierungen genutzt werden. Und so erwartet uns an mancher Stelle mehr Gerüst als Sehenswürdigkeit.
Los geht es an der Spanischen Treppe. Die Kirche oberhalb der Treppe ist komplett eingerüstet, die Treppe selbst aber frei von Bauarbeiten. Sie liegt am Rande eines großen Platzes und wir machen uns den Spaß einmal ganz hoch und runter zu gehen. Hoch ist kein Problem, runter dagegen keine Freude, weil die Stufen im Laufe der Jahrhunderte blank- und schräggetreten sind. Am Rand der Stufen kann man sehr schön sehen, wie viel dicker und wie gerade sie einst waren. Insofern Vorsicht: Rutschgefahr!
Der nächste Weg führt uns zum Trevi-Brunnen. Hier wurden wir bereits vorgewarnt, dass der Brunnen komplett renoviert wird und die Fassade kompett eingerüstet ist. Das Wasser ist abgelassen und es führt ein Holzsteg über den Brunnen, damit Touristen nahe an die Figuren gehen können. Trotzdem ist davon nicht so viel zu sehen und von dem Charme, den der Brunnen hat, wenn er normal läuft, ist nichts zu sehen. Für alle, die demnächst nach Rom wollen: Dieser Zustand wird noch mindestens 1 Jahr andauern. Schade, denn der Brunnen ist eigentlich wirklich ganz toll. Am Eingang zu dem Holzsteg steht ein Polizist, der immer nur kleine Gruppen auf die Brücke lässt, in der Mitte scheucht ein anderer die Touris weiter, wenn sie zu lange stehen bleiben. Ach, Schade, aber dass der Brunnen mal renoviert werden muss, ist auch einsichtig.
Neben dem Brunnen gönnen wir uns als Trost nun erst einmal original italienisches Eis und das ist wirklich klasse.
Weiter geht es nun zum entferntesten Punkt unserer selbstgewählten Route: Dem Kolosseum. Durch viele nette Gassen kommen wir zum Forum Romanum, das von uns aus gesehen vor dem Kolosseum liegt. Die Basilika am Forum Romanum ist ebenfalls von einer großen Baustelle verdeckt, hier wird die 3. Linie (Linie C) der römischen U-Bahn gebaut.
Auch das Kolosseum ist zu einem Teil eingerüstet, aber das ist schon seit Jahren so, da es Stück für Stück renoviert wird. Trotzdem ist es immer wieder beeindruckend, die großen Bögen des Kolosseum anzusehen und sich die ganzen Ausmaße vorzustellen.
Und nachdem wir uns das genug vorgestellt haben, flüchten wir wie die meisten andern Touristen auch erst einmal in den Schatten des Konstantinbogens brennt immer heißer.
Zum Glück haben wir genug Wasser mitgenommen. Nein, eigentlich viel zu viel. 3 Flaschen schleppe ich nun die ganze Zeit durch die Gegend, das war aber Unsinn, eine hätte gereicht, denn überall in der Stadt laufen wasserspendende Brunnen, aus denen Trinkwasser kommt und Flaschen problemlos aufzufüllen sind. Das machen wir auch mehrfach, denn die 3 Flaschen sind schnell verbraucht.
Zurück geht es über das größte Denkmal der Stadt, das Monumento Vittorio Emanuele II, das in strahlendem Weiß durchaus beeindruckt, wegen seiner Form von den Römern Schreibmaschine genannt wird. Im Schatten der Bäume eines kleinen Parks daneben ist dann aber schon die nächste Pause fällig.
Von hier gehen wir wieder durch kleine Gassen zum Pantheon. Dieses runde Gebäude ist kostenlos zu besichtigen. Und auch hier ist es so, dass wir diesmal richtig Platz zum Ansehen haben, letztes Mal wurden wir nur mit den Menschenmassen mitgeschoben. Hut ist am Eingang abzunehmen, alle paar Minuten kommt eine Durchsage, dass alle bitte leise sprechen.
Das Ganze ist schon beeindruckend mit seiner riesigen freitragenden Kuppel mit dem Loch in der Mitte. Durch dieses scheint jetzt die Sonne genau auf eins der Gemälde. Und so schauen wir uns in Ruhe Altar, Gemälde, Grab- und Gedenkstelen an. Und nehmen auch ausführlich auf den Kirchenbänken Platz, allein schon, weil es hierin herrlich kühl ist.
Letzte Station ist die Piazza Navona, nach Meinung der Römer der schönste Platz der Welt. Schön ist dieser rechteckige Platz fraglos mit seinen 3 strahlenden Brunnen, fast frei von Verkehr. Wie überall mit hoher Polizeipräsenz, die aber vor allem darauf achtet, dass die Touristen nicht über die Absperrung klettern, um auf dem Brunnenrand zu essen. Nach einem Rundgang heißt es aber wieder Schattenplatz suchen.
Zurück geht es dann durch die Einkaufsstraße Via del Corso, in der sich lauter Luxusgeschäfte befinden. Komischerweise bringen aber selbst die Damen nach 5 Stunden heißem Fußmarsch nicht mehr den Elan auf, die Auslagen zu betrachten. Und so landen wir am Schluss wieder am Treffpunkt auf der Piazza del Popolo. Fast 1 Stunde zu früh, aber es kann keiner mehr. So betrachten wir das geschäftige Treiben überall, füllen unsere Flasche mehrfach am Wasserspender und warten bis es losgeht. Tatsächlich sind diesmal auch alle pünktlich und es geht zurück zum Bus. Leider ist der Busfahrer noch nicht sehr erfahren und so steht er - wie bei der Ankunft - als allerletzter in der Busschlange, obwohl zwischendrin längst Plätze freigeworden sind. Dieses Mehr an Schritten, die zu tun sind, macht sich jetzt nach dem Tag aber durchaus bemerkbar.
Die Rückfahrt ist wieder frei von Stau und wir erreichen das Schiff rechtzeitig um 18:00 Uhr, um das Marktrestaurant zu stürmen. Hatten wir den ganzen Tag trotz des sehr frühen Frühstücks wegen der Hitze überhaupt keinen Hunger, macht sich der nun doch bemerkbar. Und nachdem wir unser Flüssigkeitsdefizit aufgefüllt haben, schmeckt das Essen wieder richtig.
Das Abendprogramm beginnt mit der Kids-Fragestunde im Theatrium, bei der die Kinder Fragen an den Chefingenieur, den General-Manager und Entertainment-Manager stellen dürfen. Das macht insbesondere Alexander Schulz wieder sehr fröhlich, so dass auch die Eltern drumrum reichlich zu lachen haben. Ein kleines Mädchen schläft dann aber mittendrin ein und liegt da süß auf dem Bühnenboden und schläft auch weiter, als eine der Betreuerinnen sie auf den Arm nimmt. Verständlich, wenn sie auch den ganzen Tag in Rom war.
Das Auslaufen erleben wir heute auf dem Balkon mit tollem Blick auf die Queen Elizabeth. abschließend sehen wir noch das Schauspiel „Gefährliche Erbschaften“ mit Schauspielern und Solisten, das besonders die Kinder lieben, bevor wir alle müde ins Bett fallen.
Die nächste Etappe sind 263 Kilometer bis Livorno.
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